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Abendkonzert (bis zu drei Stunden) je nach Kategorie des Lokals 120 – 155 Kronen
Volksmusiker (d. h. Schrammelmusiker) pro Tag 70 Kronen
Volkssänger pro Tag 60 Kronen
Volksmusiker/Volkssänger ambulant 100 Kronen
Abbildung 2: Tarife laut Kollektivvertrag für Wien 1920/21
Die Hierarchie der Musizierformen ist hier offenkundig, ebenso wie die Tatsache,
dass die schlechter entlohnten Musizierformen kaum das eigene Überleben sichern
konnten. Die offiziellen Lebenserhaltungskosten für einen erwachsenen Mann lagen
1920 bei etwa 345 Kronen pro Woche,237 ein Betrag, der demnach von einer/einem
nach Tariflohn bezahlten VolkssängerIn bei sechstägiger Arbeitswoche gerade noch
aufgebracht werden konnte
– ohne etwas für die eventuelle Versorgung einer Familie
beitragen zu können. Dabei war die Festlegung eines Tarifs für Schrammelmusiker-
Innen und -sängerInnen im Vergleich mit der tarif- und regellosen Situation einige
Jahre später noch günstig, wie die Klagen des Musikerverbandes zeigen.238 Die
Tarife für Konzerte wirken im Vergleich dazu geradezu generös/großzügig, wenn
auch berücksichtigt werden muss, dass Proben üblicherweise nicht bezahlt wurden
und eine kontinuierliche Beschäftigung mit einem Konzert pro Tag oftmals nicht
gefunden werden konnte.
Erst einige Jahre später, 1934/35, wurden von der gewerkschaftlichen (nun stände-
staatlichen) Stellenvermittlung wieder verbindliche Tarife veröffentlicht (siehe Abbil-
dung 3).239 Es wurden ambulante Tarife (d. h. Tarife für fallweise Beschäftigungen,
die ja den Großteil der über die Stellenvermittlung vermittelten Auftrittsmöglich-
keiten ausmachten) für Wien und Umgebung veröffentlicht.240
nicht- symphonisches Konzert (bis zu drei Stunden) 8 Schilling
Jazzkonzert oder -tanz (bis zu drei Stunden) 9 Schilling
Klavier-
Alleinspieler in Betrieben der äußeren Bezirke pro Dienst 5 Schilling
Klavier-
Alleinspieler in Betrieben der inneren Bezirke pro Dienst 8 Schilling
237 Bundesamt für Statistik (Hg.), Nachrichten. 1. Jahrgang, 15; Butschek, Reihen, Anhang 8.2
Verbraucherpreisindex seit 1800; eigene Berechnungen.
238 Oesterreichische Musiker- Zeitung (1925), Nr. 19, 77 – 78.
239 Der Österreichische Musiker (1934), Nr. 1, 26 – 28.
240 Die Tarife für ständige Beschäftigungen wurden in der Ausgabe des „Österreichischen Musi-
kers“ von Oktober 1934 zwar für die nächste Ausgabe angekündigt, aber aufgrund der laufenden
Verhandlungen für den dann 1936 abgeschlossenen Kollektivvertrag niemals veröffentlicht.
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Über die Produktion von Tönen
Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
- Titel
- Über die Produktion von Tönen
- Untertitel
- Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
- Autor
- Georg Schinko
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20802-0
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 310
- Schlagwörter
- Music-making, Musician, Work, Vocation, Art, Austria, Correspondence analysis, Life Writing, Interwar period --- Musizieren, Musiker, Arbeit, Beruf, Kunst, Österreich, Korrespondenzanalyse, Lebensgeschichtliche Erzählung, Zwischenkriegszeit
- Kategorie
- Kunst und Kultur