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Über die Produktion von Tönen - Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
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3.1 Verwendungen in den Geschichtswissenschaften Lebensgeschichtliche Erzählungen wurden in den letzten Jahrzehnten vermehrt als Quelle sozialgeschichtlicher Forschung verwendet. Autobiografien bedeuten- der Persönlichkeiten waren bereits im Historismus eine zentrale Quelle, verloren jedoch seit den 1960er- Jahren zunehmend an Bedeutung. Die kulturgeschichtliche Wende der 1980er- Jahre brachte auch eine verstärkte Hinwendung zu autobiografi- schen Materialien.6 Teils erhebliche Unterschiede gibt es jedoch in der Einschätzung darüber, welchen Quellenwert lebensgeschichtliche Erzählungen haben, sowie in der Art ihrer Verwendung als Quelle. Volker Depkat zieht hier eine negative Bilanz: Dominant ist weiter ein Umgang mit autobiographischen Texten, der diese im mehr oder weniger naiven Durchgriff auf eine hinter ihnen stehende historische Realität liest und sich um die Textualität der Texte und die narrativen Strukturen der in ihnen erzählten Welten nur wenig oder überhaupt nicht kümmert. Vielfach werden Autobiographien so zu einem bloßen Steinbruch für eine Vielzahl von historischen Fakten, und zwar vorwie- gend solchen Fakten, die sich aus anderen, vermeintlich zuverlässigerem Quellenmaterial wie beispielsweise Regierungsakten nicht gewinnen lassen.7 Zu einem ähnlichen Urteil über die Verwendung von Autobiografien in den Geschichtswissenschaften kommt auch Carsten Heinze.8 Kaspar von Greyerz hin- gegen sieht diesen Zugang zu autobiografischen Texten in den Geschichtswissen- schaften als überholt und nur mehr wenig praktiziert an: If nothing else, [the shift towards cultural history, G. S.] destroyed the methodological naiveté, or rather thoughtlessness, with which most historians had approached autobiogra- phies, diaries and family chronicles as historical sources during the 1980s. We were strongly and repeatedly alerted to the fact that this source material is by and large constructed, and that, as a result, it offers little direct access to the daily concerns and thoughts, let alone the actions, of the author being studied.9 Während Depkat sein Urteil auf eine quantitative Auswertung einer Vielzahl his- torischer Forschungen der 1990er- und 2000er- Jahre stützt, beschäftigt sich von Greyerz mit den neuesten theoretischen Konzeptionen bezüglich Ego- Dokumenten. 6 Depkat, Stand, 171 ff. 7 Ebd., 175. 8 Heinze, Autobiographie, 96 f. 9 von Greyerz, Ego- Documents, 275. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO. KG, WIEN KÖLN WEIMAR Lebensgeschichtliche Erzählungen als historische Quelle76
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Über die Produktion von Tönen Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
Titel
Über die Produktion von Tönen
Untertitel
Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
Autor
Georg Schinko
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20802-0
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Music-making, Musician, Work, Vocation, Art, Austria, Correspondence analysis, Life Writing, Interwar period --- Musizieren, Musiker, Arbeit, Beruf, Kunst, Österreich, Korrespondenzanalyse, Lebensgeschichtliche Erzählung, Zwischenkriegszeit
Kategorie
Kunst und Kultur
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