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Über die Produktion von Tönen - Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
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Kunst- Einsätze sind nicht gleichwertig.  […] Es gibt einen offiziell- legitimen Einsatz: nämlich Kunst persönlich, in ästhetischer Kontemplation zu erleben (und nicht Geschäfte, Politik, Unterhaltung usw. mit ihr zu machen). Diesen Einsatz erkennen alle Praktiken an als (Beschäftigung mit) Kunst und nicht als (Beschäftigung mit) Geschäft, Politik usw. Und diesen einen Einsatz erkennen alle Praktiken als legitime (Beschäftigung mit) Kunst, ohne deren Legitimität deshalb anerkennen zu müssen. Dieser eine Einsatz muss sich als (Beschäftigung mit) Kunst nicht verstecken, nicht eigens erklären und nicht rechtferti- gen  – im Gegensatz, wie wir sehen werden, zu anderen, damit offiziösen oder inoffiziellen Einsätzen. Je mehr die Beschäftigung mit Kunst eine Sache des persönlichen Erlebens ist (und nicht des Geschäfts, des Konsums, der Politik usw.), umso dominanter wirkt die entsprechende Praktik im vorliegenden Kunstfeld.20 Der Begriff der Legitimität bezieht sich nicht ausschließlich (oder gar vorrangig) auf die rechtliche Bewertung einer Praktik. Ebenso wenig bedeutet er nur ein Abbild der wirtschaftlichen Macht, die mit unterschiedlichen Praktiken einhergeht. Die Legitimität einer Praktik bedeutet deren Verständnis als natürliche Gegebenheit, d. h. als etwas, dessen Existenz in Bezug auf einen Bedeutungszusammenhang wenig hinterfragt wird. Natürlich geht diese Legitimation meist auch einher mit entspre- chender rechtlicher und wirtschaftlicher Absicherung, ist aber nicht auf diese redu- zierbar. Vielmehr steht die Normalität von Musizierformen im Vordergrund, die sich eben auch an nicht- offiziellen Quellen wie autobiografischen Erzählungen ablesen lässt. Dieser Zusammenhang von Legitimität und Normalisierung gilt auch für die Bedeutung statistischer Kennzahlen, wie etwa die oben erwähnte erklärte Varianz von 42  Prozent über die erste und zweite Dimension. Derartige Zahlen stellen keine bloße Bewertung der Güte eines statistischen Zusammenhangs dar, sondern sind auch und vor allem Aussagen über die Struktur des Gegenstands. Soziale Konstellationen, in denen Definitionen und Bewertungen stark durchgesetzt und Gegenpositionen über sehr geringe Legitimität verfügen, produzieren klar definiertes Wissen darü- ber, was in einem Kontext richtig und was falsch ist. Ist hingegen stark umstritten, was Definitionen und Kategorien bedeuten bzw. welche davon legitim und welche weniger legitim sind  – wie etwa in den Konflikten um Berufs- und Nichtberufsmu- siker  – dann wird dieses Wissen diffuser. Im ersten Fall ist eine tendenziell höhere Varianzrate (als Ausdruck klarer Abgrenzungen und Gegensätze) zu erwarten, im zweiten Fall eine tendenziell niedrigere. Im vorliegenden Fall beträgt die Varianz der ersten Dimension (Kunst) 34  Prozent, jene der zweiten Dimension (Beruf) sieben Prozent. Dies korrespondiert mit einer starken Normalität und Legitimität von Kunst im Untersuchungszeitraum einerseits, und mit starken Konflikten und 20 Mejstrik, Kunstmarkt, 137. Organisation des strukturalen Samples 93
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Über die Produktion von Tönen Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
Titel
Über die Produktion von Tönen
Untertitel
Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
Autor
Georg Schinko
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20802-0
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Music-making, Musician, Work, Vocation, Art, Austria, Correspondence analysis, Life Writing, Interwar period --- Musizieren, Musiker, Arbeit, Beruf, Kunst, Österreich, Korrespondenzanalyse, Lebensgeschichtliche Erzählung, Zwischenkriegszeit
Kategorie
Kunst und Kultur
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