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Über die Produktion von Tönen - Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
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Beleg dafür, dass man das Musizieren wichtig nahm. Wo ganz Europa bzw. selbst Nord- und Südamerika als potenzielle Musizierorte in Erwägung gezogen wurden, mussten andere Bedürfnisse (etwa nach Heimat oder Ruhe) hintangestellt werden. Auftritte im Ausland fanden nicht nur über langfristige Anstellungen statt, son- dern auch im Rahmen von Tourneen und Gastspielen. Diese Bezeichnungen cha- rakterisierten spezifisch künstlerische Weisen der Bewegung zwischen Orten: nicht bloßes Umherziehen oder -wandern mit spontanen Auftritten an verschiedenen Orten, sondern das Musizieren im Rahmen eines zuvor festgelegten Tourneeplans, in zuvor organisierten Einrichtungen, abgesichert durch Verträge und vereinbart von AgentInnen. Dazu kamen Musikfeste, die durch die Nennung von mehr als drei einmaligen Auftrittten charakterisiert wurden. Dieses im Kunstbetrieb norma- lisierte Herumziehen wurde in den Lebensgeschichten als Ausdruck künstlerischer Anerkennung beschrieben: Mein erster Aufenthalt in Berlin  […] gab auch meiner künstlerischen Laufbahn einen verheißungsvollen Auftrieb.  […] Nach Wien zurückgekehrt, wurde ich behandelt, als hätte ich die Welt umsegelt. Ich suchte Leschetizky auf, und auch er behandelte mich nun wie jemanden, der endgültig flügge geworden war. Ich war nicht mehr der Schüler, sondern ein Gast und Freund.90 Ebenso beschrieb Lotte Lehmann ihren „Aufstieg“ über ihre zunehmende geo- grafische Mobilität: von der ersten Stelle an einem Theater in einer anderen Stadt zur ersten Stelle an einer renommierten Oper im Ausland bis hin zu einer schnell wechselnden Abfolge von Gastspielen und Tourneen, als sie sich „an keine Oper mehr dauernd binden“ 91 wollte. Demgegenüber blieben die Erzählenden der dominierten Seite an einem Ort. Sie hatten nicht nur keine Auftritte im Ausland, sondern auch keine Auftritte außer- halb ihres Geburtsbundeslandes. Dementsprechend anders war auch der Bezugsrah- men, in dem Anerkennung gesucht wurde. So konstatierte Konrad Bergmann: „Der Durchbruch war gelungen! Wir wußten, daß wir im Bezirk Voitsberg als durchaus ernstzunehmende Musikkapelle registriert waren!“ 92 Diese eingeschränkte Mobilität wurde aber nicht nur als Mangel verstanden, sondern konnte auch positiv die Ver- wurzelung in einer lokalen Gemeinschaft begründen: Im und für das eigene Dorf Musik zu machen, anstatt in fremden Städten vor fremdem Publikum zu musizieren, 90 Schnabel, Pianist, 52. 91 Lehmann, Anfang, 235. 92 Bergmann, Leben, 57. Der Gegensatz von Mobilität und örtlichem Verharren 127
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Über die Produktion von Tönen Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
Titel
Über die Produktion von Tönen
Untertitel
Beziehungen von Arbeit und Musizieren, Österreich 1918 – 1938
Autor
Georg Schinko
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20802-0
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Music-making, Musician, Work, Vocation, Art, Austria, Correspondence analysis, Life Writing, Interwar period --- Musizieren, Musiker, Arbeit, Beruf, Kunst, Österreich, Korrespondenzanalyse, Lebensgeschichtliche Erzählung, Zwischenkriegszeit
Kategorie
Kunst und Kultur
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