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Zuge eines sich wandelnden Klimas eine Zunahme der
Sturmintensität (Feser et al. 2015; Matulla et al. 2020; für
kleinräumige Windböen in Zusammenhang mit Gewittern
und Konvektion siehe nächster Abschnitt). Für kleinräu-
mige, thermisch induzierte Windsysteme wie Hangwinde
und Thermik sind auch für die Zukunft keine Untersuchun-
gen bekannt.
Starkniederschläge, Gewitter und Hagel
Für die Abschätzung von zukünftigen Trends konvektiver
Ereignisse (Gewitter, Hagel, kleinräumige Starkregen) ist
man auf indirekte Methoden angewiesen, die bisher haupt-
sächlich auf Hagel angewandt wurden (Pistotnik et al.
2020). Auswertungen der ÖKS15-Klimamodelle des sog.
Showalter-Index, der ein Maß für die Labilität der Luft-
schichtung ist, haben gezeigt, dass schwere Gewitter in
Zukunft häufiger auftreten könnten, wobei die Zunahmen
in der 2. Hälfte des 21. Jahrhunderts ohne Klimaschutzmaß-
nahmen deutlich stärker sind als mit wirksamen Maßnahmen
(Formayer et al. 2018).
Das zukünftige Hagelpotenzial in Mitteleuropa zeigt an-
hand zweier Methoden, einer Anwendung von hagelaus-
lösenden Größen auf das Gitter von Klimamodellen (Mohr
et al. 2015) und einer Untersuchung der Häufigkeit hagel-
trächtiger Wetterlagen (Kapsch et al. 2012), eine statistisch
insignifikante Zunahme für die nahe Zukunft (2021–2050).
Für die ferne Zukunft (2071–2100) zeigt sich allerdings eine
Zunahme des Hagelrisikos in weiten Teilen Europas, indem
im Mittel instabilere Luftschichtungen eine schwächere verti-
kale Windscherung überkompensieren sollen, wobei diese Zu-
nahme im ausgehenden 21. Jahrhundert immer öfter statistisch
signifikant werden soll (Marsh et al. 2009; Sander 2011; Púčik
et al. 2017; Rädler et al. 2018). Belastbarere Aussagen zur
zukünftigen Häufigkeit und Intensität von Gewittern werden
erst mit der Verfügbarkeit hochqualitativer, konvektionsauf-
lösender Klimamodelle in den nächsten Jahren möglich sein.
Dennoch muss aus heutiger Sicht eher von einem Anstieg der
Häufigkeit von schweren Gewittern in Österreich und den da-
mit einhergehenden Problemen wie Hagel, Sturmböen, Blitz-
schlag, kleinräumigen Überflutungen und Murgängen aus-
gegangen werden.
Klimatische Wasserbilanz
Temperaturbedingt ist von einer weiteren Zunahme der
Evapotranspiration (Verdunstung) auszugehen, die ab-
hängig vom Klimaszenario insbesondere in tiefen Lagen
der warmen Jahreszeit für moderate bis starke langfristige
Abnahmen der Bodenfeuchte und somit vermehrte Dür-
reperioden sorgen wird (Haslinger et al. 2016; Reniu 2017).
Extreme Dürreereignisse werden somit in Häufigkeit und
Intensität im Laufe des 21. Jahrhunderts weiter zunehmen,
ein derartiges Ereignis das im heutigen Klima im Schnitt alle
20 Jahre auftreten kann, wird am Ende des Jahrhunderts alle 2 bis 5 bzw. 5 bis 15 Jahre vorkommen (kein Klimaschutz
(RCP 8.5) vs. wirksame Maßnahmen (RCP 4.5); Haslinger
et al. 2016).
Abfluss
Prognosen über Hochwasseränderungen sind nach dem der-
zeitigen Kenntnisstand nicht möglich, da die zukünftige
Entwicklung der Extremwerte des Klimas nicht ausreichend
zuverlässig berechnet werden kann. Die natürliche Variabi-
lität der Hochwässer ist wesentlich größer als die erwartete
Änderung zufolge des Klimawandels (Blöschl et al. 2011;
BMLFUW 2017). Bei den Niedrigwasserabflüssen ist in Zu-
kunft oberhalb 900 m Seehöhe mit einer weiteren Zunahme
zu rechnen. Unterhalb 900 m Seehöhe und insbesondere in
den Flachlandregionen Ost- und Südösterreichs wird mit
einer weiteren Abnahme der Niedrigwasserabflüsse von 10–
15 % für den Zeithorizont 2021 bis 2050 gerechnet (Blöschl
et al. 2011; BMLFUW 2017). Bis Mitte des Jahrhunderts ist
beim mittleren jährlichen Abfluss im Südosten Österreichs
mit einer Abnahme zu rechnen, wohingegen im Rest des Lan-
des keine statistisch signifikanten Trends zu erwarten sind
(Blöschl et al. 2011).
Sonstige touristisch relevante Klimafolgen
Bereits für die nahe und in verstärkter Form auch für die
ferne Zukunft wird mit einer Zunahme von durch den Kli-
mawandel induzierten, niederschlagsbedingten Hangrut-
schungen im Ausmaß von 1 bzw. 14 Perioden pro Jahr mit
unmittelbaren Auswirkungen auf die Straßen- und Eisen-
bahninfrastruktur gerechnet (Matulla et al. 2018b; Schlögl
und Matulla 2018; Enigl et al. 2019). Mit der Zunahme von
warmen und trockenen Witterungsphasen in den Sommer-
monaten ist auch eine Zunahme der Waldbrandhäufigkeit
in den Alpen zu erwarten (Sass et al. 2014). Bezüglich der
Wasserqualität ist zu erwarten, dass sich die anthropogenen
Einflüsse (Verschmutzung, Sanierung) auch in Zukunft ra-
scher bemerkbar machen werden, als sich die klimatischen
Rahmenbedingungen ändern. Für Gewässer, die heute im
Grenzbereich zwischen Zielzustand und „mäßigem Zu-
stand“ liegen, besteht ein erhöhtes Risiko, infolge der bis
2050 erwarteten Auswirkungen des Klimawandels den „gu-
ten Zustand“ zu verfehlen, bei gering belasteten Gewässern
wird der Einfluss gering sein. Temperaturerhöhungen in
den Gewässern werden zu einer Anpassung der aquatischen
Biozönosen führen, die Bioregionen werden sich daher ver-
schieben (Blöschl et al. 2011).
2.3 Auswirkungen auf touristische
Klimaindizes
Touristische Aktivitäten, die im Freien stattfinden, sind
wetterabhängig und damit grundsätzlich anfällig für Aus-
2 Klimawandel – Auswirkungen mit Blick auf den Tourismus 33
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Buch Tourismus und Klimawandel"
Tourismus und Klimawandel
- Titel
- Tourismus und Klimawandel
- Autoren
- Ulrike Pröbstl-Haider
- Dagmar Lund-Durlacher
- Marc Olefs
- Franz Prettenthaler
- Verlag
- Springer Spektrum
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-61522-5
- Abmessungen
- 21.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 263