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Der Einsatz von Fotovoltaik und Solarthermie stellen für
63 % bzw. 56 % ebenfalls einen wichtigen Bereich für Klima-
wandelanpassungen dar.
Diese Ergebnisse des Deloitte-und-ÖHV-Tourismus-
barometers 2019 stützen diese Aussagen. Darin waren die
meistgenannten nachhaltigen und umweltschonenden Maß-
nahmen, die von den Betrieben gesetzt werden bzw. wurden,
verstärkter Einsatz von regionalen Produkten (87 %), Abfall-
vermeidung (86,4 %), Energieeffizienz (84 %) sowie Verzicht
auf Plastik (48,5 %; Deloitte und ÖHV 2019).
Im Hinblick auf das Bewusstsein, wie viel Energie benö-
tigt wird sowie wo und in welchem Umfang Einsparungen
möglich sind, zeigt die Befragung der 164 Hotels, dass zwar
nur knapp die Hälfte der befragten Hotelbetriebe ein Energie-
konzept und einen entsprechenden Energieausweis besitzt,
jedoch zwei Drittel der befragten Hotels bereits eine Energie-
beratung beauftragt haben (Pröbstl-Haider und Haider 2015).
Zusammen mit den geplanten Investitionen zeigt dies, dass
die Betriebe den Handlungsbedarf erkannt haben und ent-
sprechende Maßnahmen umsetzen. Ob dies auch für Betriebe
in anderen Kategorien sowie in Ferienwohnungen zutrifft, ist
durch ergänzende Forschungsarbeiten zu überprüfen.
Unternehmerinnen und Unternehmer- sowie
Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiterverhalten
Nachhaltiges unternehmerisches Verhalten sowie das Ver-
halten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Tourismus
und Freizeit wurde insbesondere in der Corporate-Social-Re-
sponsibility-(CSR-)Forschung dokumentiert: So dominieren
ökologische und soziale Nachhaltigkeit das Verhalten von Un-
ternehmerinnen und Unternehmern, falls deren ökonomisches
Überleben gesichert ist (Kallmuenzer et al. 2018). Unterneh-
men verhalten sich nachhaltig aufgrund ihrer gesellschaftli-
chen Legitimation, des Wettbewerbsdrucks oder einer gelebten
Verantwortlichkeit gegenüber der Umwelt. Zertifizierungen
und Ökolabels werden zudem genutzt, um den Ressourcen-
verbrauch zu minimieren, sich am Markt zu differenzieren und
Kundenbindungen zu erhöhen (Bansal und Roth 2000; Garay
und Font 2011; Weston et al. 2018). Besonders in peripheren
Regionen sind es Familienunternehmen, die aufgrund ihrer
regionalen Einbettung unternehmerische Entscheidungen mit
hoher Nachhaltigkeit treffen (Peters und Kallmuenzer 2018).
Empirische Belege zum nachhaltigen Verhalten der Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeiter in der Beherbergungswirtschaft
sind rar. Es konnte jedoch nachgewiesen werden, dass ein
der Nachhaltigkeit gegenüber aufgeschlossenes Betriebs-
klima die Beziehung zwischen den nachhaltigen Werten der
Beschäftigten und deren nachhaltigem Verhalten in der Hotel-
lerie verstärken (Chou 2014). Es zeigt sich auch, dass die
Übernahme sozialer Verantwortung in Hotels durchaus po-
sitive Auswirkungen auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
hat: Diese engagieren sich dann deutlich stärker in nachhalti-
gem Verhalten, ihre Well-being-Wahrnehmung steigt und sie zeigen eine stärkere Identifikation mit dem Unternehmen (Su
und Swanson 2019).
Gästeverhalten
Immer wichtiger wird eine vorausschauende Analyse von
Gästeverhalten und Entwicklungen im Buchungsverhalten.
Dies lässt sich anschaulich am Beispiel der Klimatisierung
zeigen (Lindbichler 2016). So analysieren Radojevic et al.
(2015) Faktoren, die zur Zufriedenheit der Gäste im Hotel
beitragen. Als Grundlage für ihre Bewertungen verwenden
sie Booking.com, die umsatzstärkste Buchungs- und Bewer-
tungswebsite für Hotelbetriebe (Statista 2019). Ihre Ergeb-
nisse zeigen, dass Klimageräte in Gästezimmern die Zufrie-
denheit der Gäste signifikant positiv beeinflussen (Radojevic
et al. 2015). Das Fehlen von Klimageräten schlägt sich in den
Gästebewertungen auf Booking.com mit einem durchschnitt-
lichen Verlust von 0,25 (von maximal 10) Bewertungspunk-
ten für den Hotelbetrieb zu Buche. Vergleichsweise verliert
ein Betrieb im Schnitt 0,18 Punkte, wenn kein kostenfreies
WLAN angeboten wird. Generell gilt: Je höher der Preis
und die Sternekategorie, desto anspruchsvoller die Gäste.
Klimatisierung wird vom Großteil der Gäste der modernen
Hotelindustrie bereits als Standard angesehen (Radojevic
et al. 2015). Auch Onlinebewertungen von Hotels gewinnen
immer mehr an Bedeutung. Laut Mauri und Minazzi (2013)
lesen 75 % der Gäste die Kommentare anderer Gäste, bevor
sie ein Hotel buchen (Mauri und Minazzi 2013). Radojevic
et al. (2015) empfehlen Hotelbetreibern daher, die Kosten des
Einbaus und der Instandhaltung von gewissen Einrichtungen
bzw. Angeboten wie Klimatisierung im Zusammenhang mit
potenziellen ökonomischen Vorteilen zu sehen, die mit einer
verbesserten Hotelbewertung einhergehen. Eine Steigerung
der Onlinebewertung von nur einem Prozent führt zu einer
gesteigerten Auslastung des Hotels von 0,54 % und einer
möglichen Preissteigerung von 0,89 %. Der Einbau und die
Instandhaltung einer Klimaanlage können sich dadurch fi-
nanziell rentieren (Radojevic et al. 2015).
Im Beherbergungsbetrieb können Gäste in mehreren Be-
reichen zu umweltbewusstem Verhalten involviert werden,
u. a. bei der Wahl des Essens und der sparsamen Nutzung von
Handtüchern, Bettwäsche und Warmwasser, wozu es bereits
zahlreiche Veröffentlichungen über das Verhalten von Gästen
hinsichtlich der Wiederbenutzung von Handtüchern und Bett-
wäsche gibt (Goldstein et al. 2008; Mair und Bergin-Seers
2010; Shang et al. 2010; Baca-Motes et al. 2013; Knezevic
Cvelbar et al. 2016; Dolnicar et al. 2017; Juvan et al. 2018;
Gössling et al. 2019). Ein generelles Ergebnis dieser Unter-
suchungen ist, dass Touristinnen und Touristen schwer zu mo-
tivieren sind, nachhaltiges Handeln direkt zu unterstützen, vor
allem wenn dies Verzicht bedeutet, denn die Verzichtbereit-
schaft im Urlaub ist gering ausgeprägt. Allerdings gelang es in
einer Studie, durch optimierte Appelle zur Wiederbenutzung
von Handtüchern und Bettwäsche die Beteiligung um 6,8 %
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Tourismus und Klimawandel
- Titel
- Tourismus und Klimawandel
- Autoren
- Ulrike Pröbstl-Haider
- Dagmar Lund-Durlacher
- Marc Olefs
- Franz Prettenthaler
- Verlag
- Springer Spektrum
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-61522-5
- Abmessungen
- 21.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 263