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Kosten (z. B. der Austausch von Beleuchtungskörpern, Ver-
haltensänderungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter).
Diskussionen möglicher Maßnahmen finden sich beispiels-
weise in Gössling (2010); auch sind detaillierte Maßnahmen-
pakete besonders erfolgreicher Hotels im Netz dokumentiert,
unter anderem finden sich zahlreiche Good-Practice-Beispiele
auf der Webseite von Klimaaktiv7 und im Leitfaden Energie-
management in der Hotellerie und Gastronomie (BMNT
2019b). Weitere Hotels mit sehr weitreichenden Klimaschutz-
aktivitäten sind unter dem Label Bio Hotels8 organisiert.
Ein sehr umfassender und praktikabler Energiemanagement-
leitfaden mit Checklisten und guten Praxisbeispielen zur Minde-
rung des Energieverbrauchs (z. B. Gebäudedämmung, Minibars
vermeiden), zur Steigerung der Energieeffizienz (z. B. Altgeräte
austauschen) sowie zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen
(z. B. Sonnenenergie) steht der österreichischen Hotellerie und
Gastronomie zur Einführung und Unterstützung eines erfolg-
reichen Energiemanagements zur Verfügung (BMWFW et al.
2015). Seit Mai 2019 stehen den Beherbergungs- und Gastro-
nomiebetrieben umfassende Informationen zum erfolgreichen
Energiemanagement online zur Verfügung.9
4.4.2 Klimatisierung als Herausforderung
für die Reduktion von
Treibhausgasemissionen
Die Klimatisierung von Gebäuden wird in der Literatur in
Hinsicht auf den Klimawandel oftmals als Teufelskreis be-
zeichnet (Formayer und Kromp-Kolb 2009; Lam et al. 2009;
Berger et al. 2014a, b; Lindbichler 2016). So schreiben bei-
spielsweise Lam et al. (2009), dass höherer Hitzestress im
Sommer zu mehr Nachfrage nach Klimaanlagen führt und
dadurch vielfach der Stromverbrauch und die Treibhausgas-
emissionen erhöht sind, welche wiederum den Klimawandel
und den sommerlichen Hitzestress verschlimmern (Lam et al.
2009). Klimaanlagen gelten als Anpassungsmaßnahme an den
Klimawandel, um trotz steigender Außentemperaturen einen
gewissen Wärmekomfort in Innenräumen zu wahren. Den
steigenden Temperaturen wird häufig mit höheren Energie-
ausgaben für Kühlung und Klimatisierung begegnet. Doch
die resultierenden Treibhausgasemissionen verstärken den
Klimawandel, welcher noch mehr Energienachfrage für Kli-
matisierungszwecke nach sich zieht (Berger et al. 2014a). Aus
diesem Grund ist Klimatisierung oft eine Fehlanpassung, also
keine tatsächliche Anpassung an den Klimawandel, sondern
eher eine kurzfristige Anpassung an eines der Symptome des
7 https://www.klimaaktiv.at/energiesparen/tourismus/good_practice_
beispiele.html.
8 www.biohotels.info.
9 https://www.klimaaktiv.at/energiesparen/tourismus. Klimawandels. Die Problemursache wird jedoch weiter ver-
schlimmert (Lindbichler 2016).
Eine Zusammenstellung von Lindbichler (2016) zeigt wei-
terhin, dass Klimaanlagen im städtischen Raum den Effekt
der Wärmeinseln noch verstärken können. Die Abwärme aus
dem Betrieb von Klimaanlagen hat einen nachweislichen
Effekt auf die Umgebungstemperatur in den Straßen. Sie
verstärkt den städtischen Wärmeinseleffekt (de Munck et al.
2012; Tréméac et al. 2012). Somit beeinflusst nicht nur der
Wärmeinseleffekt die Klimatisierung, sondern auch umge-
kehrt. Dieser Einfluss wurde erst vor Kurzem entdeckt. In
einer französischen Studie zeigen alle Szenarien, die Klima-
tisierung beinhalten, einen Erwärmungseffekt in der Stadt Pa-
ris. Im Vergleich zum Referenzszenario führen Klimaanlagen
zu einer Ausdehnung der Temperaturhotspots der Stadt (de
Munck et al. 2012; Tréméac et al. 2012). Der durch Klima-
anlagen verursachte Temperaturanstieg führt wahrscheinlich
zu einer vergrößerten Nachfrage nach Kühlung, während er
gleichzeitig die Effizienz der Klimaanlagen beeinträchtigt
(de Munck et al. 2012; Tréméac et al. 2012). Während einer
Hitzewelle vergleichbar mit 2003 könnte die zusätzliche
Erwärmung durch Klimaanlagen in Paris je nach Szenario
zwischen 0,5 und 2 °C betragen (de Munck et al. 2012).
4.4.3 Nachhaltige Mobilitätsangebote
Das Thema „Mobilität, Transport und Erreichbarkeit von
Destinationen und Einrichtungen“ wird in Kap. 3 ausführlich
behandelt. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass auch
Beherbergungsbetriebe zunehmend gefordert sein werden, zu
einem attraktiven und auf die Anforderungen der Gäste zu-
geschnittenen Mobilitätsangebot beizutragen (Abschn. 3.4).
Hotels müssen vor allem in den Bereichen Information,
Incentives und bei dem Überbrücken der sogenannten Last
Mile eine wichtige Funktion übernehmen. Das Einbetten von
Anreiseinformationen/Links zu öffentlichen Verkehrsmitteln
auf der Hotelwebseite oder die Zurverfügungstellung von
E-Autos im Carsharing oder anderen Transportmöglichkeiten
vor Ort gehören ebenso zu betrieblichen Maßnahmen wie ein
Abholservice vom Bahnhof.
4.4.4 Ganzjahrestourismus
mit klimaunabhängigen
Angebotsinnovationen
Die Auswirkungen des Klimawandels stellen nicht nur He-
rausforderungen für den Skitourismus dar, sondern bieten
auch Chancen für den Sommer- bzw. Ganzjahrestourismus.
Hier bieten sich den Beherbergungsbetrieben gute Chancen,
sich mit naturraumorientierten (z. B. Wildnis-, Naturerleb-
nisse, Lehrpfade) bzw. wetterunabhängigen Zusatzangeboten
4 Beherbergung 83
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Buch Tourismus und Klimawandel"
Tourismus und Klimawandel
- Titel
- Tourismus und Klimawandel
- Autoren
- Ulrike Pröbstl-Haider
- Dagmar Lund-Durlacher
- Marc Olefs
- Franz Prettenthaler
- Verlag
- Springer Spektrum
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-61522-5
- Abmessungen
- 21.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 263