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zu positionieren (z. B. Wellness, Kultur, Veranstaltungen).
Vor allem im Bereich zusätzlicher Dienstleistungen stehen
viele Möglichkeiten offen (z. B. Kurse, Workshops, Führun-
gen, Erlebnisangebote; siehe dazu Regionalverband Pongau
2017). Hier sind in jedem Fall Angebote zu forcieren, die zu
keinem zusätzlichen Energiebedarf führen. Weitere Ansatz-
punkte dafür sind in den Kap. 6 und 7 enthalten.
4.4.5 Regionale Vernetzung zur Steigerung
der Angebotsvielfalt
Um die multioptionalen Gästeerwartungen auch in den ländli-
chen Gebieten erfüllen zu können und in Zukunft konkurrenz-
fähig zu bleiben, sind Kooperationen sowohl auf betrieblicher
als auch regionaler Ebene, wie z. B. mit Tourismusverbänden,
Seilbahnen, förderlich (Luthe et al. 2012). Solche Koope-
rationsmaßnahmen können im Bereich von Infrastruktur-
investitionen, wie beispielsweise die Errichtung zusätzlicher
Trinkbrunnen, Beschattungsmaßnahmen entlang Rad-, Wan-
der- oder Erlebniswegen oder die Entwicklung von Elektro-
radrouten, liegen (Regionalverband Pongau 2017). Auch die
Gästekarten, die eine Fülle von Tourismusangeboten einer
Region vernetzen und zugänglich machen, sind solchen Ko-
operationsmodellen zuzuordnen (viele Tourismusregionen
bieten bereits solche Gästekarten an). Gerade durch den zu
erwartenden Schneemangel in mittleren Höhenlagen können
Kooperationen mit nahegelegenen höheren Skigebieten das
Überleben sichern und eine erweiterte Infrastruktur kann
angeboten werden. Solche Kooperationen eröffnen den Be-
trieben die Möglichkeit, den Gästen eine Palette von schnee-
abhängigen und schneeunabhängigen Angeboten schnüren zu
können und somit ihr Angebotsspektrum zu erweitern.
4.4.6 Bewusstseinsbildung und Motivation
von Gästen
Das Verhalten von Gästen kann bei der Wahl der Reise bzw.
der Beherbergung und während des Aufenthaltes beeinflusst
werden. Bei der Wahl der Reise kommt Reisebüros, Veranstal-
tern und Katalogen bzw. Internetplattformen große Bedeutung
zu, die Gäste durch Empfehlungen bzw. Zertifizierungen auf
besonders umweltfreundliche Beherbergungsunternehmen
aufmerksam machen können. In Reisebüros erfordert dies
ein spezielles Training des Personals sowie die Verfügbarkeit
von Umweltinformationen zu den Beherbergungsbetrieben.
Kataloge und Onlineplattformen können Umweltsiegel und
-auszeichnungen integrieren, sofern die vorgestellten Beher-
bergungsbetriebe angeschlossen sind. TripAdvisor, eine der
größten Onlineplattformen, die sowohl Bewertungen als auch
Buchungsmöglichkeiten anbietet, führte beispielsweise das
Green-Leader-Siegel ein, das in den Varianten GreenPartner, Bronze, Silver, Gold und Platinum vergeben wird (Breckwoldt
2015). Öko- oder CSR-Labels und Zertifikate entwickeln da-
bei verschiedenste Anspruchskategorien (bspw. Verwendung
lokaler und Biolebensmittel oder Recyclinginitiativen), die
Anforderungen zur Umsetzung klimaschonender Maßnahmen
sind bisher noch wenig berücksichtigt. Befragungen bei Be-
trieben in Österreich ergaben eine aus der Sicht der Hotelma-
nager unzureichende Beratung im Bereich der Umweltbelange
durch die Reisebüros. Auch wurde die Unübersichtlichkeit
der vorhandenen Gütesiegel und Zertifizierungen kritisiert
(Pröbstl und Müller 2012).
Hotels können durch den Ausweis der CO2-Emissionen
den Gästen die Auswahl von klimaschonenden Beherber-
gungsangeboten erleichtern. Ein gutes Beispiel dafür bietet
das Hotel Stern in Tirol.10 In der Hotellerie gibt es bereits
bewährte Initiativen, Gäste zu nachhaltigem Verhalten zu
motivieren. Hierzu zählt bspw. die Information über die
CO2-Einsparungen beim Verzicht auf Minibars oder bei be-
wussterem Konsum am Buffet. Ein Beispiel ist der Aufruf
zur Wiederverwendung von Hotelhandtüchern: Hier helfen
Informationen bei der Einsparung von Energie und Wasser-
verbrauch und führen zudem zu einer Win-win-Situation
(vgl. auch Abschn. 4.3.3 und 5.4.5). Der Gast ist sich seiner
umweltfreundlichen Rolle bewusst und das Hotelunterneh-
men spart Geld. An dieser Stelle sei auch auf die Initiative
„Zeichen Setzen“ der Österreichischen Hoteliervereinigung
(ÖHV) verwiesen, die ein breites Informationsangebot für
Betriebe bereitstellt, wie Maßnahmen zur Nachhaltigkeit ein-
fach und für den eigenen Vorteil eingesetzt werden können.11
Eine Befragung von 54 Hotels in Wien zeigte, dass An-
passungsstrategien auch durch die Herkunftsländer der Gäste
beeinflusst werden (Lindbichler 2016). So sind z. B. hohe Tem-
peraturen allein in vielen Kulturen nicht der ausschlaggebende
Faktor für eine Klimatisierung der Räume. Vielerorts zählen
Klimaanlagen einfach zum Standard. Auch Prestige spielt eine
entscheidende Rolle. Im Nahen Osten beispielsweise ist Kli-
matisierung eine Form, Wohlstand zu zeigen oder einen hohen
Stellenwert in der Gesellschaft zu vermitteln. Die Gäste, die in
Wien am meisten nach klimatisierten Unterkünften verlangen,
sind diejenigen, die Klimatisierung aus ihren Herkunftsländern
aus verschiedenen Gründen gewohnt sind. So antworteten die
befragten Betriebsleiter der Hotels mehrheitlich, dass Gäste
aus Nordamerika, Asien und aus dem Nahen Osten sich am
häufigsten eine klimatisierte Unterkunft wünschen.
Weitere Maßnahmen lassen sich auch aus der Nudging-
Theorie (Thaler und Sunstein 2008) ableiten: Die richtige
Platzierung klimaschonender Nahrungsmittel am Buffet oder
die Kenntlichmachung der Belastungen bei Lebensmitteln,
aber auch bei Hotelzusatzdienstleistungen wie Klimaanlagen
oder spezifischen Wellnessangeboten kann dem Hotelgast
10 https://hotelstern.at/nachhaltigkeit/.
11 https://www.oehv.at/zeichensetzen.
Allgemeine Komponenten des touristischen
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Buch Tourismus und Klimawandel"
Tourismus und Klimawandel
- Titel
- Tourismus und Klimawandel
- Autoren
- Ulrike Pröbstl-Haider
- Dagmar Lund-Durlacher
- Marc Olefs
- Franz Prettenthaler
- Verlag
- Springer Spektrum
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-61522-5
- Abmessungen
- 21.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 263