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5.5 Handlungsoptionen, Kommunikations-
und Forschungsbedarf
5.5.1 Ansatzpunkte für Maßnahmen,
die Überwindung von Barrieren
und Kooperation
Zentrale Ansatzpunkte für Maßnahmen in der Gastronomie
sind die Gestaltung eines klimaschonenden Speisenangebots
und damit verbunden einer klimaschonenden Einkaufspolitik,
Energieeffizienzmaßnahmen sowie die Einbindung der Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Gäste in diese Maß-
nahmen.
Kooperationen zwischen regionaler Landwirtschaft,
Großhandel und Gastronomiebetrieben befördern eine klima-
schonende Einkaufspolitik. Der Aufbau von Netzwerken
ermöglicht den Austausch von Informationen bezüglich
Lebensmittelbedarf der Gastronomiebetriebe und Lebens-
mittelangebot der Landwirtschaftsbetriebe, ermöglicht den
Aufbau regionaler Distributionsnetzwerke und kann somit
regionale, biologisch angebaute Lebensmittel leichter ver-
fügbar machen.7
Zur Reduktion von Treibhausgasemissionen können wei-
tere Förderprogramme zur Unterstützung der Implementie-
rung klimarelevanter Maßnahmen in der Gastronomie (För-
derung innovativer Küchentechnologie, Abfallmanagement
etc.) initiiert werden, die mit Angeboten einer kostenfreien
Klimaberatung, in der Energiesparaspekte, klimaschonende
Gerichte, Abfallmanagement und Kundenkommunikation an-
gesprochen werden, gekoppelt werden sollten.
5.5.2 Ansatzpunkte für die Akzeptanz
von Maßnahmen, Information
und Bewusstseinsbildung
Zur Umsetzung klimarelevanter Prozesse sind das Engage-
ment der Führungskräfte, Bewusstseinsbildung und Schulung
der Mitarbeiter sowie Gästekommunikation notwendig.
Eine breit angelegte nationale Energiesparkampagne wirkt
bewusstseinsbildend und kann Unternehmerinnen und Un-
ternehmer sowie deren Personal zu energieeffizientem Ver-
halten bewegen. Durch den Aufbau von Wissensnetzwerken
(Abschn. 5.5.1 Kooperationen) und Mitarbeiterschulungen
können klimaschonende Speisenangebote und Küchenpro-
zesse implementiert werden.
Auch der Einbau von Nachhaltigkeitsaspekten, insbeson-
dere des Klimawandels, in die Lehrpläne (Curricula) der
einschlägigen Berufsschulen, höheren Bundeslehranstalten
7 Nationale Initiativen in Österreich dazu sind das Netzwerk Kulinarik
(https://b2b.amainfo.at/kulinarik/) sowie die Genussregionen Österreich
(https://www.genussregionen.at/). (HBLA) sowie Fachhochschul- und Universitätslehrgänge
würde zu einer erhöhten Sensibilisierung und zu gezieltem
Wissensaufbau führen.
5.5.3 Wissenslücken und Forschungsbedarf
Forschungsrelevante Fragestellungen beziehen sich ins-
besondere auf österreichspezifische Einsichten zum Energie-
verbrauch, der Lebensmittelnutzung, der Abfallgenerierung
sowie Einstellungen von Köchen, F&B-Managern, Eigen-
tümern und Gästen. Besonders interessant sind Forschungs-
ansätze, die eine potenzielle Verhaltenssteuerung von Unter-
nehmen und Gästen untersuchen.
Im Detail beziehen sich forschungsrelevante Fragestellun-
gen auf:
• detaillierte Analysen zu Energiekosten und Einspar-
potenzialen in der Gastronomie,
• detaillierte Analysen zur Gestaltung und Akzeptanz
klimaschonender Speisenangebote,
• Kooperationen unter den Betrieben: Governance-Pro-
zesse zum Aufbau von Multi-Stakeholder-Netzwerken,
• Gastronomiebetriebe: Auf welche Weise können
Unternehmen „incentiviert“ werden, klimarelevante
Investitionen zu tätigen?
• Die Gäste und das Gästeverhalten: Wie, ohne das
Urlaubserlebnis zu schmälern, kann eine Verhaltensän-
derung hin zu einem klimaschonenden Speisenkonsum
bewirkt werden?
5.6 Zusammenfassung
Die Gastronomie liefert wichtige Serviceleistungen an Tou-
risten und ist gleichzeitig auch ein wichtiger Abnehmer der
Landwirtschaft und der Nahrungsmittelindustrie. Für Ös-
terreich-Urlauber spielt das Thema Kulinarik und regionale
Speisen eine große Rolle, wobei in den letzten Jahren auch
der klimarelevante Trend zur Reduzierung des Fleischkon-
sums in den Hauptherkunftsmärkten festzustellen ist (hohe
Übereinstimmung, mittlere Beweislage).
Klimabezogene Risiken für Gastronomiebetriebe bestehen
vor allem in einer durch Ernteausfälle möglichen Einschrän-
kung der Nahrungsmittelversorgung, aber auch im Anfallen
höherer Kosten durch die Notwendigkeit von Importen sowie
die zur Erreichung der Klimaziele notwendige zusätzliche
Besteuerung von Energie bzw. CO2-intensiven Produkten
(niedrige Übereinstimmung, schwache Beweislage).
Die Gastronomie hat insbesondere auch durch den Einsatz
landwirtschaftlicher Produkte einen erheblichen Einfluss auf
den Klimawandel. Neben den in der Lebensmittelproduktion
in unterschiedlicher Intensität anfallenden Treibhausgas-
Allgemeine Komponenten des touristischen
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Buch Tourismus und Klimawandel"
Tourismus und Klimawandel
- Titel
- Tourismus und Klimawandel
- Autoren
- Ulrike Pröbstl-Haider
- Dagmar Lund-Durlacher
- Marc Olefs
- Franz Prettenthaler
- Verlag
- Springer Spektrum
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-61522-5
- Abmessungen
- 21.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 263