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deutet hierbei auf eine Stagnation auf hohem Niveau, mit
gewissen jährlichen Schwankungen, hin (WKO 2001, 2007
und 2018). Ein solcher Prozess ist typisch für die späte Phase
des Produkt- und Destinationslebenszyklus, der mit einer Ver-
schärfung des Wettbewerbs einhergeht (Butler 1980).
Die anspruchsvoller werdende Wettbewerbssituation
spiegelt sich auch in der finanziellen Situation der Skigebiete
wider: Nur 45 % der Skigebiete in Ă–sterreich wiesen in der
Bilanz 2013 einen Gewinn aus (Falk und Steiger 2019). Die
durchschnittliche Verschuldungsquote (Verhältnis zwischen
Fremd- und Eigenkapital) von rund 250 untersuchten Ski-
gebieten beträgt 73 und 23 % der Unternehmen weisen eine
negative Eigenkapitalposition auf (Falk und Steiger 2018).
Vor allem die Größe und Höhenlage der Skigebiete sind
wichtige Indikatoren fĂĽr die Schuldenquote, mit bis zu 40
Prozentpunkten Unterschied zwischen kleinen und groĂźen
bzw. niedrig und hoch gelegenen Skigebieten. Im Zeitraum
1995–2011 sind 20 % der Skigebiete vorübergehend in Kon-
kurs gegangen, einige wenige sind gänzlich vom Markt ver-
schwunden, welche aber nur 2 % der Gesamtpistenfläche
ausmachen (Falk 2013a).
Bei der Analyse von permanenten SchlieĂźungen zeigt sich,
dass eine frĂĽhzeitige EinfĂĽhrung von Beschneiungsanlagen
und die Größe der Skigebiete zu einem geringeren Ausfall-
risiko fĂĽhren. Die frĂĽhzeitige EinfĂĽhrung von Beschneiungs-
anlagen kann jedoch nicht das Risiko einer vorĂĽbergehenden
SchlieĂźung oder die Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz
verringern. Hoch gelegene Skigebiete (mittlere Höhe von
1700 m) weisen ein wesentlich geringeres Risiko auf. Ins-
gesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Skigebiete ohne
Beschneiungsanlagen und/oder mit einer geringen Größe eher
vom Markt verdrängt werden (Falk 2013a). Eine mögliche
Reaktion der Betreiber, die seit den 2000ern vermehrt ver-
folgt wird, sind SkigebietszusammenschlĂĽsse. Diese fĂĽhrten
im Mittel zu einer Erhöhung der Übernachtungen von 12 %.
Der positive Nächtigungseffekt war jedoch bei Zusammen-
schlüssen vor 2004/2005 noch etwas höher (14 %) als im
Zeitraum 2005/2006–2014/2015 (10 %; Falk 2017). Ob neue
ZusammenschlĂĽsse den gleichen Effekt erzielen, ist fraglich.
Zudem sind derartige Zuwächse auch unter dem Aspekt re-
gionaler Verlagerungseffekte zu betrachten, welche auf eine
räumliche Konzentration des Tourismus in Österreich hinwei-
sen (Bätzing 2017). Hierbei zu berücksichtigen sind auch die
ökologischen Folgen sowie der erwartbare zusätzliche Nutzen
fĂĽr den Gast (z. B. reine Verbindungsbahnen ohne Pisten).
6.2 Relevante Entwicklungen in den
wichtigsten Herkunftsländern
Die wichtigsten Herkunftsländer des österreichischen Winter-
tourismus sind Deutschland (38 %) und Ă–sterreich (23 %).
Die Marktanteile der nächstgereihten Quellmärkte Nieder- lande (8 %), Schweiz und Großbritannien (je 3 %) sind schon
deutlich geringer (Ă–sterreich Werbung 2018a). In Folge wer-
den die Entwicklungen in den mit Abstand wichtigsten Quell-
märkten Deutschland und Österreich betrachtet.
Der Anteil der österreichischen Bevölkerung, die regel-
mäßig Ski fährt, ist seit den 1980ern (13 %) auf 5 % im Jahr
2017 gesunken (Zellmann und Mayrhofer 2018b). Der An-
teil der zumindest gelegentlich skifahrenden Bevölkerung ist
mit 27 % jedoch deutlich höher (Zellmann und Mayrhofer
2010). Der Anteil der Nichtskifahrer hat seit den 1980er-
Jahren (42 %) deutlich zugenommen (63 %; Zellmann und
Mayrhofer 2018a).
Im deutschen Quellmarkt hat sich der Anteil der Befrag-
ten, die schon einmal Wintersport ausgeĂĽbt haben von 52 %
im Jahr 2012 auf 64 % im Jahr 2018 erhöht (Roth et al. 2018).
Die Hauptaktivität ist das Winterwandern (knapp 40 %) ge-
folgt von Skifahren (38 %). Auch hier zeigen sich deutliche
Veränderungen: Das Winterwandern hat um knapp 10 Pro-
zentpunkte zugelegt, während das Skifahren um rund 7 Pro-
zentpunkte abgenommen hat (Roth et al. 2012, 2018), d. h.,
das Winterwandern hat Skifahren als sportliche Hauptaktivi-
tät im Winter abgelöst. Ein direkter Vergleich der genannten
Zahlen aus Ă–sterreich mit dem deutschen Quellmarkt ist
nicht möglich, da unterschiedliche Aspekte erhoben wurden
(„regelmäßig Ski fahren“ bzw. „schon einmal Wintersport
ausgeübt“). Beide Studien zeigen aber eine Veränderung der
Hauptaktivitäten zulasten des Pistensports und zugunsten des
Winterwanderns. Dies ist konsistent mit den ermittelten Ver-
änderungen bei den Hauptaktivitäten von Winterurlaubern in
Ă–sterreich. Skitouren sind in diesen Zahlen nicht enthalten.
Genaue Zahlen sind hier nicht verfĂĽgbar.
6.3 Einfluss des Klimawandels bzw. Einfluss
auf den Klimawandel
6.3.1 Einfluss des Klimawandels
FĂĽr schneebasierte touristische Angebote bewirkt der Klima-
wandel in niedrigen Lagen einen späteren Saisonstart und ein
frĂĽheres Saisonende und fĂĽhrt somit insgesamt zu einer kĂĽrze-
ren Saisondauer (Steiger et al. 2019; vgl. auch Abschn. 2.2.2).
Aufgrund der starken Saisonalität der Nachfrage innerhalb
der Wintersaison, wird diese Entwicklung vermutlich erst
dann relevant, wenn zum einen Perioden mit traditionell
hoher Nachfrage (z. B. Weihnachten) betroffen sind (Steiger
und Scott 2020). Zum anderen erhöht sich auch das Risiko
von Schneemangel und damit verbunden das Risiko einer ver-
minderten Qualität bis hin zu Ausfall des Angebots oder von
Angebotsteilen in den Wintermonaten. Das AusmaĂź dieser
Änderungen ist höhen- sowie regionsabhängig (Steiger und
Abegg 2013). Während bei Aktivitäten, die sich auf bewirt-
schaftete Flächen beschränken (z. B. Skifahren, Langlaufen,
Spezifische Komponenten des touristischen Angebots –
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Buch Tourismus und Klimawandel"
Tourismus und Klimawandel
- Titel
- Tourismus und Klimawandel
- Autoren
- Ulrike Pröbstl-Haider
- Dagmar Lund-Durlacher
- Marc Olefs
- Franz Prettenthaler
- Verlag
- Springer Spektrum
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-61522-5
- Abmessungen
- 21.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 263