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um 50 °C zu beobachten, da dann überlebenswichtige Pro-
teine in der Pflanze zerstört werden (Voß und Thörner o.J.).
Entsprechende Temperaturen können an heißen Sommer-
tagen dann relativ schnell erreicht werden, wenn die Flächen
ganztägig der Sonne ausgesetzt sind und wenn nach Süden
ausgerichtete Hanglagen betroffen sind (Voß und Thörner
o.J.). Bei gleichzeitig auftretendem Wind steigt der Wasser-
bedarf von Rasenflächen weiter an.
Bei einem 18-Loch-Golfplatz wird in Mitteleuropa im
Durchschnitt von einem Verbrauch von 50–100 Mio. Liter
Wasser pro Jahr ausgegangen (Scott et al. 2018). Bei rund
80 Golfplätzen in Österreich ergibt sich daraus ein Wasser-
bedarf von 4–8 Mrd. Liter. Damit weist der Golftourismus im
Hinblick auf Trockenheitsstress eine hohe Verletzbarkeit auf,
dem meist mit Bewässerungen begegnet wird. Allerdings sind
diese mit anderen Belangen abzuwägen. Dazu gehören u. a.
die Trinkwasserversorgung, die landwirtschaftliche Nutzung,
aber auch Belange des Natur- und Artenschutzes (Rodriguez
Diaz et al. 2007). So zählt auch im Alpenraum der Klima-
wandel zu den wichtigsten Umweltfragen im Zusammenhang
mit dem Golfsport5.
Holz (2015) hat im Rahmen einer Befragung von Green-
keepern aus Deutschland sowie angrenzenden europäischen
Ländern festgestellt, dass das Thema klimatische Verände-
rungen in der Praxis bereits eine wichtige Rolle spielt. Die
Onlineumfrage zeigte, dass 65 % der Befragten bereits Fol-
gen des Klimawandels feststellen konnten. Diese betrafen
vor allem eine Erhöhung des Pflegebedarfs (30 %) und einen
erhöhten Aufwand bei der Bewässerung (23 %). Diese Ver-
änderungen führten bei der Hälfte der Befragten zu einer
durchschnittlichen Erhöhung der monatlichen Arbeitszeiten
von mehr als 5 Stunden, die meist für die Beregnungsanlage,
deren Kontrolle und Wartung anfielen. Rund 45 % der Green-
keeper sehen bereits insgesamt negative Auswirkungen auf
den Betrieb zukommen, nur 16 % können positive Effekte
durch den Klimawandel, etwa in einer verlängerten Saison,
erkennen. So erstaunt nicht, dass 80 % bereits heute eine täg-
liche Aufzeichnung von Wetterdaten durchführen. Die Mehr-
heit der Greenkeeper (78 %) gab weiterhin an, dass sie be-
reits ihre übliche Bewässerungsstrategie (insbesondere mehr
und häufigere Wassergaben) ändern mussten. Etwa 25 % der
Befragten veränderten aufgrund der Folgen der Klimaerwär-
mung auch die Schnitthäufigkeit und Pflege der Flächen.
Allerdings nutzen nur wenige Manager (14 %) die Möglich-
keit der Bodenfeuchtemessung als wichtige Maßnahme zur
sparsamen und kontrollierten Wassergabe.
Abb. 7.6 verdeutlicht die Problematik für Österreich und
zeigt, dass sich eine große Zahl an Golfplätzen bereits jetzt
in trockenen Gebieten befindet. Diese können in Zukunft
von durch den Klimawandel bedingten häufiger auftreten-
dem Wassermangel betroffen sein. Anhaltspunkte für die
5 Vgl. https://www.golfsuisse.ch. Verletzlichkeit liefern auch die Analysen zur Betroffenheit
von landwirtschaftlichem Grünland. Danach ist von einer
potenziellen Betroffenheit vor allem in Bereichen Nieder-
österreichs nördlich des Alpenhauptkammes, Bereichen in
der Süd- und Oststeiermark, im südlichen Kärnten sowie im
Burgenland auszugehen (Birngruber et al. 2011).
In besonders betroffenen Regionen kann es daher zu Eng-
pässen bei der Beregnungswasserversorgung kommen. Bei
einer Wasserentnahme von Oberflächenwasser aus Seen und
Flüssen sowie bei oberflächennahen Grundwasserentnahmen
ist aufgrund absinkender Wasserspiegel auch ein Ausfall der
Beregnungswasserversorgung möglich (Himmel 2018). Bei
Golfanlagen, die nicht über ausreichend Wasser verfügen
oder keine Fairway-Beregnungsanlage haben, kann es auch
zum Totalausfall der Rasengesellschaften kommen. Der Um-
fang der möglichen Auswirkungen hängt von den verfügba-
ren Wasserressourcen und den einsetzbaren Bewässerungs-
anlagen ab. Allerdings sind vielerorts die Wasserressourcen
für die Pflege und Bewässerung begrenzt. Das Erteilen von
Wasserentnahmerechten durch die zuständigen Behörden
hängt immer von der regionalen Grundwasserneubildung ab.
Auch in diesem Zusammenhang wird der Einfluss des Klima-
wandels spürbar. Für den Süden, Norden und Westen Öster-
reichs wird eine Zunahme der Winterniederschläge erwartet,
sodass die Grundwasserneubildung in diesen Regionen gleich
bleiben oder sogar zunehmen könnte. In niederschlagsarmen
Regionen im Osten Österreichs ist jedoch eine Abnahme der
Grundwasserneubildung wahrscheinlich, sodass dort der
Nutzungsdruck auf den Grundwasserkörper voraussichtlich
steigen wird (BMLFUW 2017).
Naturerlebnisangebote im Zusammenhang
mit Schutzgebietstourismus
In Österreich sind rund 27 % des Bundesgebietes naturschutz-
rechtlich geschützt. Einen strengeren Schutz, in Form von
Nationalparken, Naturschutzgebieten oder Natura-2000-Ge-
bieten, genießen ca. 16 % der Fläche, 11 % sind vor allem auf-
grund ihrer landschaftlichen Schönheit und Vielfalt geschützt,
z. B. in Form von Landschaftsschutzgebieten und geschützten
Landschaftsteilen. Viele dieser geschützten Landschaftsteile
besitzen auch eine hohe Bedeutung für den Tourismus (ÖROK
Atlas 2015) und bieten besondere Naturerlebnisangebote
(Führungen, Lehrpfade, spezielle Einrichtungen) an.
Im Zusammenhang mit der Aktivität Naturbeobachtung
und Naturerlebnis wird eine steigende Nachfrage erwartet
(Pröbstl-Haider und Haider 2014; Pröbstl-Haider und Melzer
2015; Pröbstl-Haider und Pütz 2016; Schamel und Job 2017).
Auch im Hinblick auf den Klimawandel wird erwartet, dass
dieses Segment verbesserte Rahmenbedingungen vorfindet,
da von einer verlängerten Saison und Temperaturerhöhung,
die den Aufenthalt in der Natur begünstigen werden, aus-
gegangen wird. Insgesamt bestätigt eine Auswertung für Orte
mit Schutzgebietstourismus (Fleischhacker 2019) diesen po-
7 Outdooraktivitäten und damit zusammenhängende Einrichtungen im Sommer und in den Übergangszeiten 137
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Buch Tourismus und Klimawandel"
Tourismus und Klimawandel
- Titel
- Tourismus und Klimawandel
- Autoren
- Ulrike Pröbstl-Haider
- Dagmar Lund-Durlacher
- Marc Olefs
- Franz Prettenthaler
- Verlag
- Springer Spektrum
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-61522-5
- Abmessungen
- 21.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 263