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schen konkrete Bekämpfungsmaßnahmen vor (Karrer et al.
2011), die von Informationskampagnen begleitet werden
sollten. Die Umsetzung kann jedoch nicht durch den Touris-
mus erfolgen. So zählen die Verwendung von zertifiziertem
Saatgut in der Landwirtschaft und die Reinigung von Mahd-
und Erntemaschinen nach dem Einsatz in einer betroffenen
Fläche zu den wichtigen Präventionsmaßnahmen. In diesem
Zusammenhang sind eine interdisziplinäre Kooperation und
ein umfangreiches Monitoring eine entscheidende Voraus-
setzung. Die Kooperation sollte im Idealfall den öffentlichen
Gesundheitsdienst, Land- und Forstwirtschaft, Straßenbau
und -erhaltung, Gartenbauämter und vergleichbare Stellen der
öffentlichen Verwaltung umfassen. Das öffentliche Gesund-
heitswesen ist im Rahmen dieser Zusammenarbeit für die
Bewusstseinsbildung bei den Entscheidungsträgern der invol-
vierten Fachbereiche sowie die Förderung der Beobachtung
der Pollensituation und der epidemiologischen Allergiedaten
zuständig (vgl. Moshammer et al. 2014).
Bergwandern, Klettern und Hochgebirgstouren
Im Bereich des Bergwanderns, des Kletterns und der Hoch-
gebirgstouren gibt es bereits viele Vorschläge für Anpassungs-
strategien, die dazu beitragen können, die Sicherheit in den
Bergen unter den Bedingungen des Klimawandels zu verbes-
sern (Braun 2009; Pröbstl und Damm 2009). Dazu gehören
zunächst Maßnahmen und Verhaltensweisen, die den Gast
selbst betreffen. Eine Befragung von Touristinnen und Touris-
ten ergab, dass die sorgfältige Planung einer Tour und Wan-
derung durch Bergsportler und Bergurlaubende als wichtigste
eigene Maßnahme angesehen wird (96 % Zustimmung). Als
fast ebenso geeignet wird ein angepasstes Verhalten – z. B. ein
früherer Aufbruch, um erhöhten Steinschlag im Laufe des Tages
auszuweichen – eingestuft (93 % Zustimmung). In den Kon-
text mit der räumlichen und zeitlichen Planung gehört auch
die Verwendung von geeignetem und aktuellem Karten- und
Informationsmaterial. Dies halten 79 % der Befragten für eine
gute Adaptionsmaßnahme. Auch die Kommunikation mit der
Hüttenbewirtschaftung oder entgegenkommenden Wanderin-
nen und Wanderern wird von vielen als wichtig erachtet (76 %).
Nur mehr die Hälfte findet den Gebrauch eines Helms (57 %
Zustimmung) oder das Mitführen des Mobiltelefons (ca. 53 %
Zustimmung) als ausreichende Anpassungsmaßnahme (Pröbstl
und Damm 2009). In der Literatur wird in diesem Zusammen-
hang auch auf weitere vorbeugende Maßnahmen wie Risiko-
karten und neue Inhalte in der Ausbildung verwiesen (Braun
2009; Pröbstl und Damm 2009).
Weitere Anpassungsstrategien betreffen die zu erwarten-
den negativen Auswirkungen auf die alpine Infrastruktur. Als
Folge des Klimawandels könnte der Aufwand für die Sanie-
rung und Erhaltung von Wegen, Hütten, Beschilderung und
weiteren Infrastruktureinrichtungen so stark ansteigen, dass
die Arbeit, die bislang überwiegend von den alpinen Vereinen
geleistet wurde, deren Möglichkeiten in Zukunft überschreiten könnte (Behm et al. 2006). Aus der Sicht der befragten Berg-
urlauberinnen und Bergurlauber (Pröbstl und Damm 2009)
sollten die investiven Maßnahmen, wie die bautechnische
Sanierung von Wegen, schützende Netze, Gebäudesanierung
usw., nicht länger von den alpinen Vereinen getragen werden,
sondern sie werden eher als Aufgabe der Länder (32 %), der
Gemeinden (22 %), der Tourismuswirtschaft (21 %) und der
Republik (18 %) gesehen. Maßnahmen, wie die Herstellung
von Risikokarten, werden primär als Aufgabe des Landes und
des Bundes gesehen und erst nachrangig als Aufgabe der Tou-
rismuswirtschaft eingestuft. Dagegen werden Markierungen,
Hinweisschilder, Führungen und Schulungen von der Mehr-
heit der Befragten weiterhin als Aufgabe der alpinen Vereine
betrachtet. Bei Wartung, Schutzmaßnahmen und Markierung
sehen immerhin knapp ein Viertel der Befragten auch die
Gemeinden in der Pflicht. Zieht man eine Finanzierung der
Anpassungsmaßnahmen durch die Bergtouristinnen und -tou-
risten selbst in Erwägung, dann vermitteln die vorliegenden
Befragungsergebnisse eine unterschiedliche Bereitschaft zur
Mitwirkung (Pröbstl-Haider et al. 2016). Die große Gruppe
der eher unerfahrenen Bergwanderinnen und -wanderer, die
bei einer Tour besonderen Wert auf den Ausblick, intakte
Wege und eine attraktive Landschaft legen (Anteil 49 %),
sind bereit für die Erhaltung dieser Qualität einen finanziellen
Beitrag, z. B. in Form einer Parkplatzgebühr, zu leisten. Auch
eine bergerfahrene Gruppe (Anteil 39 %) ist bereit, für ein
sicheres Bergerlebnis einen finanziellen Beitrag zu leisten. Die
dritte, besonders risikobewusste und sehr erfahrene Gruppe
innerhalb der Bergtouristinnen und -touristen (12 %) ist stark
an einem natürlichen Umfeld interessiert und möchte keinen
finanziellen Beitrag für Anpassungsmaßnahmen zur Erhöhung
der Sicherheit leisten.
Im Rahmen des StartClim-Projekts „AlpinRiskGP“ (Lieb
et al. 2010) wurde ein Werkzeug entwickelt, um Gefahren-
stellen für sturz- und flächenhafte Abtragungsprozesse durch
Gletscherschwund und auftauenden Permafrost auf alpinen
(markierten) und hochalpinen (unmarkierten) Bergwegen und
Routen zu identifizieren. Damit wird die Implementierung
gezielter Maßnahmen, wie das Auflassen oder die Neuanlage
von Wegen oder die Einrichtung eines Wegeinformations-
systems, erleichtert.
Ein Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen
(Mitigation) kann auch durch die umweltfreundliche Ge-
staltung der Berghütten (z. B. Einsatz von Fotovoltaik) u. Ä.
geleistet werden (für weitere Maßnahmen im Bereich der
Beherbergung siehe Abschn. 4.4).
Baden in Naturseen und Tauchen
Anpassungsstrategien im Blick auf den Badetourismus
(Chladek 2005; BMLFUW 2010; Pröbstl 2011; Pröbstl
et al. 2012; Greil 2012) zeigen, dass zwischen den alpinen
Seen, kleineren Badeseen und dem Angebot im Bereich
des Neusiedler Sees unterschieden werden muss. Bei den
Spezifische Komponenten des touristischen Angebots –
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Buch Tourismus und Klimawandel"
Tourismus und Klimawandel
- Titel
- Tourismus und Klimawandel
- Autoren
- Ulrike Pröbstl-Haider
- Dagmar Lund-Durlacher
- Marc Olefs
- Franz Prettenthaler
- Verlag
- Springer Spektrum
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-61522-5
- Abmessungen
- 21.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 263