Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Vor 1918
Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren - Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Seite - 17 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 17 - in Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren - Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts

Bild der Seite - 17 -

Bild der Seite - 17 - in Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren - Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts

Text der Seite - 17 -

Claudia Märtl Die sedia gestatoria der Päpste Eine der berühmtesten Sequenzen in Federico Fellinis Film „Roma“ aus dem Jahr 1972 zeigt etwa zehn Minuten lang eine kirchliche Modenschau, bei der in zunehmend gro- tesker Übersteigerung Kleidung für Ordensleute und Kleriker präsentiert wird. Am Ende erscheint in Untersicht der Papst selbst, von dem nur Kopf und Schultern zu sehen sind, da er hinter einem hoch aufragenden Pult thront. Die ganze Szene ist in Weiß und Gelb, den heraldischen Farben der Kirche, gehalten, die Beleuchtung von hinten erinnert an das Fenster, unter dem in der Apsis des Petersdoms der von Gian Lorenzo Bernini gestaltete Thron des heiligen Petrus schwebt. Das Gesicht des Papst-Darstellers, der eine starke Ähn- lichkeit mit Pius XII. (1939–1958) besitzt, bleibt völlig unbewegt, während die Straußenfe- derfächer zu beiden Seiten des Throns in einem Rhythmus schwanken, der die Bewegung des unmittelbar vorher abgelaufenen Defilees von Bischöfen aufnimmt. Die hysterisch verzückte Reaktion des Publikums im Film lässt den Zuschauer vor der Leinwand unsicher werden, ob sich mit der Erscheinung des Papstes der inszenierte Höhepunkt der Moden- schau oder eine durch Lichteffekte, Weihrauch und Orgelmusik herbeigeführte Vision manifestiert. Obwohl der Sitz des Papstes im Film unsichtbar und damit undefinierbar bleibt, evoziert die in der Szene herrschende Ambivalenz von Bewegung und Unbewegt- heit die Auftritte der Päpste auf der sedia gestatoria, deren Tage allerdings gezählt waren, als Fellini seinen Film ins Kino brachte. 1 Die neuzeitliche Gestalt der sedia gestatoria: Bildquellen und erhaltene Tragethrone Die Suche nach historischen Bildquellen fördert rasch eine erstaunliche Vielzahl an Darstel- lungen von Päpsten auf der sedia gestatoria zu Tage, die nach der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden sind. Ihre Hochkonjunktur setzt mit Stichen von Pius IX. (1846–1878) ein und endet mit Fotografien von Johannes Paul I. (1978). Besonders viele Aufnahmen gibt es von Pius XII., der zu verschiedenen Gelegenheiten und in unterschiedlicher Kleidung auf dem päpstlichen Tragethron fotografiert wurde. Spitzenreiter in der Häufigkeit der Abbildung ist ein von oben im Petersdom aufgenommenes Farbfoto: Pius XII. wird, bekleidet mit dem Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
zurück zum  Buch Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren - Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts"
Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Titel
Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
Untertitel
Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Autor
Mario Döberl
Herausgeber
Alejandro López Álvarez
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20966-9
Abmessungen
17.5 x 24.7 cm
Seiten
432
Kategorien
Geschichte Vor 1918
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren