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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren - Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
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Die sedia gestatoria der Päpste 31 Biondo am Ende seiner „Roma triumphans“ betonte, die Tradition der antiken Magistrate in der Kurie weiterlebte. Der päpstliche Sekretär prognostizierte in der Vorrede, mit der er sein Werk Pius II. widmete, dass die Kreuzzugsbemühungen des Papstes in einem Tri- umph der Christen enden würden. In dieser Perspektive konnte der päpstliche Tragethron als Pendant zum Wagen des Triumphators gesehen werden. Flavio Biondo, der im Rahmen seiner Ausführungen zu den Fortbewegungsarten der Römer auch auf die päpstliche sedia oder sella zu sprechen kommt, zieht allerdings einen anderen Schluss. Als sorgfältiger Anti- quar achtete er auf das Detail, und so lag ihm eine andere Parallele näher, nämlich zum Sitz der Ädile und Prätoren, auf dem diese, wenn sie Recht sprachen, durch die Stadt ge- tragen wurden, so wie wir sahen, dass er für einige an Gicht leidende Pontifices unserer Zeit auf den Schultern von Menschen getragen wurde.60 Da Biondo einleitend den unüberbrückbaren Unterschied betont, der gerade auf diesem Feld zwischen der Antike und der eigenen Zeit herrsche, zielt dieser Vergleich nicht auf die Herstellung einer Tradition ab. Es geht dem Verfasser vielmehr um eine Analogie, die zudem nicht vollkommen ist, da die Päpste durch ihre Gicht dazu gezwungen werden, sich tragen zu lassen, während es sich bei den antiken Ädilen und Prätoren seiner An- sicht nach um normale Amtsausübung handelte.61 Diese Beobachtung unterstützt die her- kömmliche Datierung des Abschlusses der „Roma triumphans“ auf 1460: Flavio Biondo schrieb offenkundig noch vor den großen Inszenierungen Pius’ II. mit ihrem Höhepunkt im Jahr 1462. In: Handbuch der politischen Ikonographie, hg. von Uwe Fleckner/Martin Warnke/Hendrik Ziegler, Bd. 2: Imperator bis Zwerg (München 2011), S. 456–464. 60 Benutzt wurde das von der Bayerischen Staatsbibliothek digitalisierte Exemplar des Inkunabel- drucks Brescia 1482 (http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0006/bsb00065986/images/ [letz- ter Zugriff: 30.09.2019]); vgl. S. 336 (Beginn der Ausführungen zur observantia incedendi) und 338: „Sella magistratuum aedilis et praetoris sedes, qua per urbem ius dicentes comportabantur, quemadmo- dum aliquot ex nostris temporibus summis pontificibus podagra impeditis humeris hominum ea vidimus deferri.“ – Zu Flavio Biondo (1392–1463) vgl. den Artikel von Riccardo Fubini, in: Dizionario Biografico degli Italiani, Bd. 10 (Roma 1968), S. 536–559. 61 Flavio Biondo nimmt irrtümlich an, es habe zu den Vorrechten der Magistrate gehört, sich auf der sella curulis tragen zu lassen; siehe oben, Kapitel 6. Zur schlecht belegten sella quaestoria vgl. Schäfer 1989 (wie Anm. 20), S. 107 ff. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Titel
Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
Untertitel
Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Autor
Mario Döberl
Herausgeber
Alejandro López Álvarez
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20966-9
Abmessungen
17.5 x 24.7 cm
Seiten
432
Kategorien
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