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50 Farida Simonetti
Aldobrandini Borghese und des zum Zeitpunkt der Eheschließung bereits verstorbenen
Camillo Pamphilj, eines Neffen von Papst Innozenz X. Insbesondere dem Geschlecht
der Doria versprach die Eheschließung enormes Prestige. Um sich vor der jungen Braut,
die von ihrem römischen Elternhaus – dem luxuriösen Wohnsitz in der Via del Corso –
prunkvolle Empfänge gewohnt war und die neben einer Mitgift von 100.000 Scudi und
kostbaren Juwelen auch die Aussicht auf ihren Erbteil der mütterlichen Güter3 in die Ehe
einbrachte, keine Blöße zu geben, wurde für die Feierlichkeiten die unfassbar hohe Summe
von insgesamt 208.375 Lire ausgegeben, ein Betrag, der damals der Fahrnis eines reichen
Adeligen, wie etwa Gian Francesco II. Brignole Sale, entsprach.
Wie aus der von Antonio Merli im Jahr 1871 veröffentlichen Transkription einer zeitge-
nössischen Hochzeitschronik hervorgeht4 und wie sich auch aus der direkten Lektüre der
Schrift „Compendio delle spese sposalitie“5 ersehen lässt – einer auch für den vorliegenden
Beitrag zentralen Quelle, die sich im außerordentlich reichhaltigen Archiv der Familie Do-
ria in Rom befindet –, kamen bei den verschwenderischen Feierlichkeiten einem Tragsessel
und einer Karosse, die eigens für den Empfang der Braut in Genua und für ihre Fahrt zum
Palast von Fassolo in Auftrag gegeben worden waren, zentrale Rollen zu.
Der Chronik ist zu entnehmen, dass die Braut unmittelbar nach der formalen Ehe-
schließung, die am 25. Oktober 1671 in Rom per procurationem in der Kapelle des Palazzo
Pamphilj stattgefunden hatte, ihre Reise nach Genua antrat, wo für ihren Empfang ein
außerordentlich großer Aufwand betrieben wurde: Nachdem vier Galeeren des Duca di
et incontro a Livorno del Principe mio Signore nella venuta di mia Signora Principessa Donna
Anna Panfili Doria nel mese di novembre 1671, und vor allem ADP, scaffale 79.63, Compendio
delle spese sposalitie dell’Eccellentissimo Prencipe Gio Andrea Doria Landi con la Eccellentissima
Principessa Donna Anna Panfilia Aldobrandina del Anno 1671. Zur Hochzeit siehe auch Lauro
Magnani, L’intaglio tra apparato e statuaria: l’idea di scultura di Filippo Parodi. In: La scultura a
Genova e in Liguria dal Seicento al primo Novecento (Genova 1988), S. 127–134, S. 205 f.
3 Stagno 2007 (wie Anm. 1), Anm. 25.
4 A[ntonio] Merli, Gio. Andrea III Doria Landi e Anna Panfili (Nozze Giglioli Masi) (Genova
1871), vor allem S. 15–20. Wie Laura Stagno bemerkte, publizierte Merli die Transkription einer
Version mit Varianten der „Breve relazione […].“ (ADP, scaffale 79.55.9). Vgl. Stagno 2007 (wie
Anm. 1), Anm. 26.
5 ADP, scaffale 79.63, Compendio delle spese sposalitie dell’Eccellentissimo Prencipe Gio Andrea
Doria Landi con la Eccellentissima Principessa Donna Anna Panfilia Aldobrandina del Anno 1671.
Für ihre Unterstützung bei den Recherchen für diesen Artikel möchte ich mich bei Alessandra
Mercantini, Archivarin im Archivio Doria in Rom, herzlich bedanken. Mein besonderer Dank
gilt auch Laura Stagno, die mich großzügig mit vielen wertvollen Hinweisen versorgte. Bei den
Quellenrecherchen in Genua unterstützten mich Simona Parigi im Archivio di Stato sowie Matteo
Moretti und Marie Luce Repetto im Archivio Spinola. Auch ihnen möchte ich an dieser Stelle
meinen Dank aussprechen.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
- Titel
- Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
- Untertitel
- Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
- Autor
- Mario Döberl
- Herausgeber
- Alejandro López Álvarez
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20966-9
- Abmessungen
- 17.5 x 24.7 cm
- Seiten
- 432
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918