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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren - Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
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52 Farida Simonetti der Karosse erwähnt; Merli meint jedoch, er zeichne wahrscheinlich auch für die „bussola“ verantwortlich und habe wohl auch selbst deren Verzierungen geschnitzt, da daran Parodis persönlicher Stil zu erkennen sei. Trotz fehlender Belege für Zahlungen an Parodi oder an andere Künstler spricht für Merlis Annahme, dass Parodi die Kosten für die Vergoldung der Beschläge des Tragsessels übernahm, was in der Tat auf seine Beteiligung an der Aus- führung hindeutet. Orlando Grosso schloss hingegen bereits 1942 hinsichtlich der Ent- wurfszeichnung aus, dass diese Parodi zuzuschreiben sein könnte. In diesem Punkt folgte ihm auch Piero Boccardo, der meinte, dass die dekorativen Elemente bereits im Régence- stil gehalten und deshalb in die Jahre zwischen 1720 und 1730 zu datieren seien.9 Während also eine Beteiligung Parodis an der Herstellung des Tragsessels als ungesi- chert gelten muss, steht außer Zweifel, dass Giovanni Andrea ihn für die Gestaltung der Karosse heranzog. Ursprünglich hatte Giovanni Andrea jedoch in Betracht gezogen, an- dere Künstler mit diesem Auftrag zu betrauen, unter anderem, weil Mailand und Rom damals als Wagenbauzentren weitaus etablierter waren als Genua.10 So hatte er zunächst an einem Mailänder Karossenentwurf Gefallen gefunden, bei dem sich Putten und Adler d’arte 5 (Juni 2012), S. 353–386. Die derzeit aktuellste biographische Skizze zu Filippo Parodi samt einer umfassenden Bibliographie findet sich in Daniele Sanguineti, Scultura genovese in legno policroma (Torino 2013), S. 432–435. 9 Orlando Grosso, Le carrozze a Genova. In: Genova 22/12 (1942), S. 21 f.; Piero Boccardo ver- mutete, dass sich in Anbetracht der Möglichkeit einer späteren Datierung des Blattes die Ent- wurfszeichnung auf einen anderen Tragsessel beziehen könnte. Farida Simonetti/Marzia Cataldi Gallo (Hg.), Farsi Portare in carega, Portantine e livree per la nobiltà genovese (Ausstellungs- katalog, Genova 1995), S. 68 f., Nr. 23. Laura Stagno räumt zwar ein, dass die Zeichnung später zu datieren sei, meint jedoch, dass sie sich trotzdem auf den Tragsessel von 1671 beziehe, da dieser auch später noch von großer Bedeutung war. So wurde er etwa 1749 immer noch als das am bes- ten geeignete Vehikel betrachtet, um Marie Louise Élisabeth de Bourbon, Herzogin von Parma, Piacenza und Guastalla, zum Wohnsitz der Doria zu geleiten. Stagno 2007 (wie Anm. 1), S. 151; Stagno 2011 (wie Anm. 2), S. 74, Anm. 107. 10 Stagno 2007 (wie Anm. 1), Anm. 42: ADP, scaffale 79.62.1, Registro delle lettere per Roma com- poste dal Principe mio signore: Giovanni Andrea schreibt, „in quanto alla carrozza o sia disegno di essa, desidero sia leggera, di grandezza mediocre, di luoghi sei, e vaga al possibile. In quanto al luogo di fabbricarla, non sono ancora risoluto, se debba elegger Milano, dove si lavora molto bene, o costì“. Aus- gerechnet in Mailand wurden bereits 1626 für die Hochzeit von Giovanni Andrea II. und Maria Polissena Landi zwei Karossen zum Preis von 4200 Lire angekauft. Stagno 2007 (wie Anm. 1), Anm. 14: ADP, Banc. 66.2. Laura Stagno stellte fest, dass neben der für das Haus Doria bestimm- ten Karosse für jene Zeit nur zwei weitere Beispiele von Wagenentwürfen ligurischer Künstler dokumentierbar sind, nämlich von Giovanni Andrea Carlone – aus dessen römischer Phase der 1660er Jahre, als er unter starkem Einfluss von Modellen Berninis stand – sowie von Baciccio, der 1675 in Rom von der Familie Pamphilj den Auftrag für den Entwurf einer Karosse erhielt. Stagno 2007 (wie Anm. 1), Anm. 44. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Titel
Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
Untertitel
Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Autor
Mario Döberl
Herausgeber
Alejandro López Álvarez
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20966-9
Abmessungen
17.5 x 24.7 cm
Seiten
432
Kategorien
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