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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren - Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
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58 Farida Simonetti Trauerperiode über ein passendes Vehikel verfügte.25 „Carreghe“, also einfache Tragsessel, finden sich hingegen schon im Nachlassinventar des 1560 verstorbenen Andrea Doria. In diesem Inventar sind im Anschluss an verschiedene Maultiergeschirre (aus Gold- oder Silberstoff, Brokat und schwarzem Samt mit Gold- oder Silberfransen), die zu Sänften gehörten, insgesamt acht „carreghe“ aufgelistet, darunter eine „con sua spalletta coperta di veluto da donna con li pomi di lettoni indorati“, eine andere „ricamata a la granatina coperta di velluto verde“, eine weitere „del signor principe ornita di veluto verde con la spalla alta“ und schließlich eine „carega alla medesima foggia coperta di velluto giallo“.26 Es wurde auch eine „carega“ aufgeführt, an der Pippo Santacroce27 im Jahr 1592 für 88 Lire Schnitzarbeiten verrichtete, die Adler, Wappen und Trophäen zeigten. Verwendet wurde dieses Vehikel von Giovanna Colonna anlässlich ihrer Vermählung mit Andrea II., dem Erstgeborenen des Giovanni Andrea Doria.28 All diese Tragevehikel scheinen nicht mit Gläsern verschlossen gewesen zu sein, auch wenn verglaste Transportmittel offenbar spätestens seit 1569 in Gebrauch standen, als der spanische Botschafter Gomez Suares de Figueroa eine „carrega“ mit „tribus vitrei“29 in Auf- trag gab. Schon wenige Jahre später weist eine weitere Quelle auf die Existenz von verglas- ten Tragsesseln hin: 1588 erging ein Zahlungsauftrag der Doria an Lorenzo Brondo für „n. 9 cristalli a lire due l’uno per tre cadreghe a brazze“30, wobei wir davon ausgehen können, dass an jedem Vehikel zwei Gläser an den Seitenwänden und ein Glas an der Frontwand des Gehäuses eingesetzt waren. Eine indirekte Bestätigung dafür, dass „careghe“ geschlossene Passagierkästen aufwie- sen, gibt auch ein Inventar von Giovanni Andrea I. von 1606, in dem unter der Rubrik „Textilien“ neben der inneren und äußeren Ausstaffierung eines derartigen Vehikels auch 25 Luigi Levati, I dogi di Genova e Vita genovese (dal 1746 al 1771) (Genova 1915), S. 287. 26 Boccardo 1989 (wie Anm. 1), S. 169. Die komplette Transkription des Inventars findet sich ebenda, S. 165–175; ASG, Notar Agostino Lomellini Fazio, filza 14, anno 1561, n. 503, Inventarium rerum bonorum arnensium et suppeletilium Palaccij Ill.mo D. Andree D’Oria […]. 27 Sanguineti 2013 (wie Anm. 8), S. 446–448: Santacroce, ein Schnitzer aus Urbino, aktiv in Genua zwischen 1569 und seinem Tod im Jahr 1607, war insbesondere für seine feinen Korallen- und Elfenbeinschnitzereien bekannt. Zu seinen zahlreichen dokumentierten Arbeiten zählen unter an- derem die Schnitzereien, die er in Zusammenarbeit mit Gaspare Forlani für eine neue, im Auftrag von Giovanni Andrea Doria entstandene Galeere schuf. Vgl. Gonzalez-Palacios 1996 (wie Anm. 13), S. 44. 28 Levati 1915 (wie Anm. 24), S. 287. 29 ASG, Notar Gio Andrea Monaco, scaffale 2799, n. 6, Inventario dei beni di Gomez Suarez de Figueroa, unter dem Schlagwort „cadreghe“, in: Simonetti 1995 (wie Anm. 21), S. 12. 30 Merli 1871 (wie Anm. 4), S. 26, gibt wieder, Brondo „aveva allora fatto in san Matteo l’occhio di vetri dipinti con quattro grandi arme ed un fregio di palmi quaranta, largo palmi uno e mezzo“; zit. nach Simonetti 1995 (wie Anm. 21), S. 12. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Titel
Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
Untertitel
Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Autor
Mario Döberl
Herausgeber
Alejandro López Álvarez
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20966-9
Abmessungen
17.5 x 24.7 cm
Seiten
432
Kategorien
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