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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren - Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
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Tragsessel und Sänften in Genua vom 16 bis Anfang des 18 Jahrhunderts 69 The streets of the town are much too narrow for beauty or convenience – impracticable to coaches, and so beset with beggars that it is dreadful. A chair is therefore, above all things, necessary to be carried in, even a dozen steps […].64 Ähnliche Beobachtungen finden sich auch in älteren Reisebeschreibungen. So hielt etwa Maximilien Misson im Jahr 1688 zu Genua fest: […] les carosses ne roulent-ils pas communément dans Génes: les Dames vont en litiere; & les hommes de qualité, ont ou de chaises, ou de petites caléches qu’ils ménent eux-mes- mes.65 Auch Richard Lassels hob in seinem 1680 posthum erschienenen Bericht einer Italienreise in einer Passage über Genua hervor, wie ungünstig die Topographie der Stadt für den Ge- brauch von Kutschen sei und dass man sich deshalb mit Tragsesseln und Sänften behelfe, was den angenehmen Nebeneffekt habe, dass dies den Lärm in den Straßen verringere: The Streets are very narrow; so that they use here few Coaches, but many Sedans and Lit- ters. This makes the noise in the streets less […].66 Der intensive Einsatz von Tragsesseln und Sänften auf den Straßen Genuas hatte jedoch auch unerfreuliche Konsequenzen, nämlich ein zu chaotischen Zuständen führendes ho- hes Verkehrsaufkommen, besonders in bestimmten Zonen und zu bestimmten Tageszei- ten. Als Reaktion darauf versuchten die Behörden mehrmals die Zirkulation von Trageve- hikeln mittels Erlassen zu regulieren, was sich jedoch meist als aussichtsloses Unterfangen herausstellte. So wurde etwa im Jahr 1622 der Aufenthalt von Sänften und Tragsesseln auf den zum Hafen und zur Küste Genuas führenden Brücken zu bestimmten Zeiten unter- sagt („suonate le ore 23“).67 Trotz dieses Verbots fühlte man sich aber noch 1674 bemüßigt, mittels Dekret den Menschenauflauf vor dem Ponte Reale zu zerstreuen, der sich immer dann bilden würde, wenn die Damen von der Anlegestelle zurückkämen.68 Der Ponte Reale 64 Hester Lynch Piozzi, Observations and Reflections made in the course of a journey through France, Italy and Germany (London 1789), Bd. 1, S. 60. 65 Maximilien Misson, Nouveau voyage d’Italie, avec un mémoire contenant des avis utiles à ceux qui voudront faire le mesme voyage (La Haye 41702), Bd. 3, S. 36. 66 Richard Lassels, The Voyage of Italy, or a Compleat Journey through Italy (Paris 1670), S. 85. 67 ASG, Archivio Segreto, Politicorum, n. 48, 1662 August 25 (zit. nach Simonetti 1995 [wie Anm. 21], S. 14): Decreto con cui si incarica il Sergente Generale di dare li ordini opportuni che trovan- dosi lettiche e portantine sulli ponti che guardano il mare suonate le ore 23 siano levate. 68 ASG, Archivio Segreto 1660, Politicorum n. 55, 1674 Juni 27, Relatione degli Inquisitori di Stato Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Titel
Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
Untertitel
Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Autor
Mario Döberl
Herausgeber
Alejandro López Álvarez
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20966-9
Abmessungen
17.5 x 24.7 cm
Seiten
432
Kategorien
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