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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren - Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
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80 Alejandro López Álvarez […] im Anschluss daran kann sich Seine Majestät im selben Gichtsessel zum Abendessen begeben, mitten durch die Festgesellschaft bis zum Treppenaufgang, wo er in einen Trag- sessel umsteigen kann, wobei der Weg mit Tüchern zu verdecken sei, und so kann er, falls er nicht weiter an der Gesellschaft teilnehmen wollte, diese zu jedem Zeitpunkt auf selbem Weg wieder verlassen.14 Die Nutzung von Tragsesseln, die sich im 17. Jahrhundert noch weiter verbreitete, war mit Werten verbunden, die weit über rein praktische Motive hinausgingen. Der Monarch sollte durch seine Inszenierung als Vertreter Gottes auf Erden einen nahezu sakralen Sta- tus erhalten. In diesem Zusammenhang sei in Erinnerung gerufen, dass Saavedra Fajardo in einer seiner „Empresas políticas“ festhielt, dass die Autorität und der Ruf eines Fürsten auf mehrere Faktoren zurückzuführen seien. Unter anderem würden „die Kostbarkeit und der Glanz des Reitzeugs“ Bewunderung und Respekt hervorrufen, da das Volk „sich vom Äußeren leiten lässt, weil das Herz nicht weniger von den Augen als vom Verstand beraten wird“. Über den äußerlichen Luxus bemerkte er: Wenn der höchste Pontifex die rechte Hand Gottes auf Erden ist, wenn er wie dieser mit Blitzen Kritik niederschmettert, so ist es angebracht (auch wenn die Pietätlosigkeit ihn dafür noch so kritisiert), dass er sich gleich Gott mit dem Glanz des Lichtes (der der Fest- schmuck des Himmels ist) schmückt, dass er sich mit irdischem Glanz umgibt und dass er sich tragen lässt. Dasselbe gilt für die Fürsten, die Statthalter Gottes im Zeitlichen.15 3 2 Tragsessel im Hofstaat der Königinnen (1560–1707) Wenngleich im 17. Jahrhundert auch die Könige Spaniens Tragsessel verwendeten, verwan- delten sich diese doch im Lauf der Zeit in ein stark weiblich konnotiertes Gebrauchsobjekt, 14 „[…] acabado esto podrá su majestad irse a cenar pasando por medio del sarao en la misma silla de la gota hasta la boca de la escalera donde podrá mudar silla teniendo tapado el callejón con los paños, si ya no fuese servido de asistir a parte del sarao pues a cualquier hora de él podrá hacer esta misma salida“. AGS Estado, Leg. 182, unfol.; Sáenz de Miera/Checa Cremades 2005 (wie Anm. 8), S. 258. 15 „Si el sumo pontífice es un brazo de dios en la tierra, si como él rayos, fulmina censuras, conveniente es (aunque más lo censure la impiedad) que, como Dios se adorna con resplandores de luz (que son las galas del cielo), se adorne el con los de la tierra, y se deje llevar en andas. La misma razón corre por los príncipes, vicarios de Dios en lo temporal“. Diego de Saavedra Fajardo, Empresas políticas (1642), hg., eingeleitet und kommentiert von Francisco Javier Díez de Revenga (Clásicos universales Planeta 161, Autores hispánicos, Barcelona 1988), S. 206 f. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Titel
Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
Untertitel
Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Autor
Mario Döberl
Herausgeber
Alejandro López Álvarez
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20966-9
Abmessungen
17.5 x 24.7 cm
Seiten
432
Kategorien
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