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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren - Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
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Tragsessel in der spanischen Monarchie des 16 und 17 Jahrhunderts 105 Auch in anderen Städten abseits des Madrider Hofes existierten Tragsessel. Sie waren vor allem im Besitz von Personen, die Beziehung zum Königshof unterhielten, wie dies etwa auf den Bischof von Barbastro, Carlos Muñoz Serrano, zutraf, der bei einer Visitation seiner Diözese in unwegsamem, für das Reiten zu Pferd ungeeignetem Gelände im Trag- sessel befördert werden musste.82 Manche Leute von niedrigerem sozialen Stand, die aber ebenso auf die eine oder andere Art mit dem Hof verbunden waren, verwendeten gleich- falls Tragsessel, so etwa Diego Sarmiento, der 1597 anlässlich seiner Amtsübernahme als Vorsteher von Toro einen Tragsessel in Auftrag gab, damit seine Gemahlin damit alle An- trittsbesuche erwidern konnte,83 oder Ambrosio Cotes, ein an verschiedenen Krankheiten leidender Musiker der königlichen Kapelle Granadas, der in den 1580er Jahren auf ärzt- lichen Rat hin einen Tragsessel benutzte.84 Die Schwester des königlichen Günstlings Cris- tóbal de Moura konnte ihren Tragsessel nach vielen Jahren infolge einer Wunderheilung wieder verlassen, wie Fray Luis de Granada am 26. Mai 1585 in einem an den Erzbischof von Valencia gerichteten Brief mitteilte.85 Der Dichter Francisco de Rioja besaß neben zwei Kutschen samt entsprechender Anspannung auch einen Tragsessel, und Pedro Enríquez, Professor für Philosophie in Valladolid, nannte neben vielen anderen Dingen – wie etwa einer bestens ausgestatteten Bibliothek – auch einen Tragsessel sein Eigen.86 Da Tragsessel nicht nur repräsentative Zwecke erfüllten, sondern gleichzeitig auch Ge- genstände von großem praktischem Nutzen waren, wurden sie auch häufig verwendet, um Krankentransporte bequemer zu gestalten, so etwa während Pestausbrüchen. Während der Pest, die Ende des 16. Jahrhunderts in Toledo wütete, erhielt eine Person den Auftrag, Trag- sessel zu besorgen, damit Infizierte nächtens von einem Punkt der Stadt zu einem anderen transportiert werden konnten. Dem Arzt Francisco Gutiérrez wurden damals zwei Tragsessel samt vier Tagelöhnern zur Verfügung gestellt, um Kranke nach San Lázaro zu befördern.87 82 Saturnino López Novoa, Historia de la muy noble y muy leal ciudad de Barbastro y descripción geográfico-histórica de su diócesis, 2 Bde. (Faksimile der Ausgabe von Barcelona 1861, Barbastro 1981), Bd. 1, S. 181. 83 Carmen Manso Porto, Don Diego Sarmiento de Acuña, conde de Gondomar (1567–1626). E ru- dito, mecenas y bibliófilo (Santiago de Compostela 1996), S. 14. 84 José María Soler García, El polifonista villenense Ambrosio Cotes (Publicaciones del Instituto de Estudios Alicantinos 1/49, Alicante 1979), S. 38. 85 Fray Luis de Granada, Epistolario, hg. von Álvaro Huerga (Obras completas de Fray Luis de Granada 19, Madrid 1998), S. 149. 86 Francisco de Rioja, Poesías de Francisco de Rioja corregidas con presencia de sus originales, añadi- das e ilustradas con la biografía y la bibliografía del poeta por D. Cayetano Alberto de la Barrera y Leirado (Sociedad de Bibliófilos Españoles 2, Madrid 1867), S. 82; Bartolomé Bennassar, Va- lladolid au siècle d’Or. Une ville de Castille et sa campagne au XVIe siècle (Civilisations et Sociétés 4, Paris 1967), S. 361. 87 Julián Montemayor, Una ciudad frente a la peste: Toledo a fines el XVI. In: Emilio Sáez/Cristina Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Titel
Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
Untertitel
Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Autor
Mario Döberl
Herausgeber
Alejandro López Álvarez
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20966-9
Abmessungen
17.5 x 24.7 cm
Seiten
432
Kategorien
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