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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren - Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
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118 Alejandro López Álvarez Ganz gleich, ob sich adelige Herren in einer Kutsche oder in einem Tragsessel be- fördern ließen: Ihre Macht erstrahlte aus einer Distanz schaffenden, schützenden Hülle. Aber nicht nur Vertreter der Aristokratie stellten in Madrid und in anderen Städten ihre Tragsessel als Machtsymbole zur Schau. Auch Kleriker taten es ihnen gleich, obwohl die Kirche derartige Zeichen der Verschwendung oftmals verurteilte.122 Alles deutet darauf hin, dass die Prachtentfaltung mittels Tragsesseln unter hochrangigen Geistlichen weit verbreitet war. So ließ etwa der Patriarca de las Indias anlässlich der Taufe des späteren Königs Karl II. im Jahr 1661 neben drei außerordentlich prunkvoll ausgestatteten Ka- rossen auch einen Tragsessel anfertigen. Er war mit weißem, goldgeblümten Mailänder Seidenstoff und geteilten Vorhängen versehen, mit goldenen Ziernägeln beschlagen und verfügte über kristallene Gläser.123 Einem Reisebericht ist wiederum zu entnehmen, dass das Gefolge des Kardinals von Aragon die gesamte Straße einnahm. Der Kardinal selbst ließ sich in einem äußerst prachtvollen Tragsessel befördern. Das Prunkvehikel wurde von sechs einander gelegentlich abwechselnden, livrierten Dienern getragen und von mindestens achtzehn bis zwanzig Lakaien begleitet.124 Stadteinzüge oder die Übernahme eines Bistums boten für Kleriker passende Gelegenheiten, sich in reich verzierten Vehikeln zu zeigen. Ein Beispiel hierfür ist eine viermonatige, enorm kostspielige Reise des neu er- nannten Erzbischofs von Granada, Fray Alonso de los Ríos y Guzmán, der sich zuerst von Ciudad Rodrigo nach Madrid und anschließend nach Granada begab. Zu diesem Zweck wurden eine große Karosse und eine Sänfte angeschafft, die zusammen 20.000 Golddu- katen kosteten. Für den Empfang in Granada wurden zusätzlich Tragsessel angekauft.125 Der schon in anderen Zusammenhängen erwähnte Brauch, hochrangige Personen bis de Guzmán, duque de Medina Sidonia, […] en las bodas con la Excelentísima señora doña Juana Fernández de Córdoba, hija del excelentísimo señor marqués de Priego, duque de Feria (1640), BNE, Mss. 18.653/18, fol. 246–261. 122 So hebt ein in huldvollem Ton gehaltenes Werk über den Erzbischof von Sevilla lobend hervor, dass dieser in der Fastenzeit weder eine Karosse noch einen Tragsessel verwendete und auch nicht von Dienern begleitet werde. Vielmehr gehe er – gleich einem Mönch – zu Fuß in die Kirche, be- gleitet allein von einem einzigen Gefährten. („[…] a pie, sin carroza, silla, ni criados, sino como dos Religiosos“). Fray Antonio de Lorea, El siervo de Dios Fr. Pedro de Tapia, de la Orden de Predica- dores, Obispo de Segovia, Siguenza, Córdova y Arzobispo de Sevilla istoria de su apostólica vida y prodigiosa muerte (Madrid 1676), BNE, 2/37.598, S. 313. 123 „[…] una silla de manos de tela passada de Milán, blanca, con flores de oro, cortinas de dos hazes, clavazón dorada, y vidrieras cristalinas“. Descripción del magestuoso aparato, con que se celebró el Bautismo del Príncipe Don Carlos Ioseph, nuestro señor (que Dios guarde) el Lunes 21 de No- viembre de 1661. In: Eulogio Varela Hervías, Gazeta Nueva 1661–1663 (Notas sobre la historia del periodismo español en la segunda mitad del siglo XVII, Madrid 1960), S. XCV–CI, hier S. XCVI. 124 García Mercadal 1999 (wie Anm. 7), Bd. 4, S. 484. 125 Manuel Garzón Pareja, Diezmos y tributos del clero de Granada (Granada 1974), S. 17. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Titel
Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
Untertitel
Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Autor
Mario Döberl
Herausgeber
Alejandro López Álvarez
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20966-9
Abmessungen
17.5 x 24.7 cm
Seiten
432
Kategorien
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