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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren - Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Seite - 273 -
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Seite - 273 - in Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren - Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts

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Tragsessel an den Höfen der österreichischen Habsburger 273 Am 2. März 1667 ließ sich auch die spanische Botschaftergattin Condesa de Castillar auf ihrem Weg zur Audienz bei der regierenden Kaiserin Margarita Teresa über weite Strecken im Tragsessel transportieren. Anschließend wurde sie von ihren Dienern im Sessel zur Au- dienz bei der Kaiserin-Witwe getragen.270 Als am darauf folgenden Tag nach einer präch- tigen Hofschlittenfahrt zum Tanz und zu einer „Merenda“ in die Hofburg geladen wurde, erweckte die Condesa, wie im „Theatrum Europaeum“ vermerkt wird, zum wiederholten Mal „Dißgust“ am Kaiserhof, da sie sich „in einem Sessel in die Ritter-Stube tragen lassen wollen, welches man ihr aber nicht zugelassen: Worüber sie dann mit Zurücklassung ihres Sessels hinein gangen […].“271 Diese Beispiele zeigen anschaulich, dass die an den europäi- schen Fürstenhöfen unterschiedlichen Gewohnheiten im Gebrauch von Tragsesseln nicht immer harmonierten und deshalb auch zu diplomatischen Zwischenfällen führen konnten. Die Frauen kaiserlicher Botschafter in Spanien übten ihrerseits übrigens keine Zurück- haltung bei der Verwendung von Tragsesseln, sondern passten sich vielmehr den in Madrid verbreiteten Gepflogenheiten an. Dies mag folgendes Beispiel illustrieren: Kurz nachdem Ferdinand Bonaventura Graf Harrach seinen Botschafterposten am spanischen Hof ange- treten hatte, wurde seine Gemahlin Johanna Theresia eingeladen, der spanischen Regentin Maria Anna inkognito einen Besuch abzustatten. Da sie dafür einen Tragsessel benötigte, offenbar aber kein derartiges Tragevehikel aus Wien mitgebracht hatte, musste sie sich einen Tragsessel samt Sesselträgern von der Frau von Graf Pötting, dem scheidenden kai- serlichen Botschafter, ausleihen.272 Am Madrider Hof boten sich für die Botschaftergattin Johanna Theresia in den darauf folgenden Jahren offensichtlich zahlreiche Gelegenheiten, Tragsessel zu verwenden273, was entsprechende Anschaffungen nötig machte. So befanden sich gegen Ende der diplomatischen Mission Harrachs in Spanien im Jahr 1677 gleich drei Tragsessel im Besitz von Ferdinand Bonaventura und Johanna Theresia Harrach.274 nischer Botschafter Giovanni Sagredo an Doge Domenico II Contarini, Wien 1661 November 6, ÖStA, HHStA, Venedig, DdG, Bd. 119, S. 101. Auch die Zeremonialprotokolle erwähnen den Konflikt, der am 29. Oktober 1661 bei der Audienz der Gemahlin des spanischen Botschafters bei der Kaiserin-Witwe entstand. ÖStA, HHStA, ZA, Prot. 2, S. 983 f. 270 ÖStA, HHStA, ZA, Prot. 2, S. 1333–1335. 271 Theatrum Europaeum, Bd. 10 (Frankfurt a. M. 1677), S. 198. 272 Miguel Nieto Nuño (Hg.), Diario del Conde Pötting, Embajador del Sacro Imperio en Madrid (1664–1674), 2 Bde. (Madrid 1990–1993), Bd. 2, S. 388 f. 273 Dokumentiert ist beispielsweise, dass sie sich, nachdem sie Anfang Februar 1674 einen Sohn zur Welt gebracht hatte, am 18. März 1674 beim Hervorgang aus dem Kindbett in einem Tragsessel zur Kapelle bringen ließ. Ferdinand Menčik, Ferdinand Bonaventura Graf Harrach: Tagebuch über den Aufenthalt in Spanien in den Jahren 1673–1674 (Wien 1913), S. 74. 274 Eine Liste jener Mobilien, die der Botschafter und seine Gemahlin vor ihrer Abreise aus Madrid verkaufen wollten, beinhaltet unter anderem drei geschlossene Tragsessel sowie vier zugehörige Laternen, deren Zweck es war, den Sesselträgern den Weg zu leuchten: „4 lattern der pottschaffte- Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Titel
Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
Untertitel
Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Autor
Mario Döberl
Herausgeber
Alejandro López Álvarez
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20966-9
Abmessungen
17.5 x 24.7 cm
Seiten
432
Kategorien
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