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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren - Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Seite - 328 -
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Seite - 328 - in Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren - Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts

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328 Gudrun Szczepanek – Friederike Ulrichs Die Vorhänge waren also aus Goldtuch mit goldenen Fransen gefertigt, einem Material, das in der Hierarchie der Stoffe ganz oben stand und dem höchsten Herrscher und sei- ner Familie vorbehalten war.39 Henriette Adelaide, eine Enkelin des französischen Königs Heinrich IV. und eine Nichte seines Nachfolgers Ludwig XIII., war sich ihrer könig- lich-bourbonischen Abstammung durchaus bewusst und bestand auf einer entsprechen- den fürstlichen Repräsentation. Als bayerische Kurfürstin etablierte sie in München eine prunkvolle, italienisch-französisch geprägte Hof- und Festkultur und stand dabei in regem Austausch mit dem Turiner Hof.40 In Turin gefertigt und nach München gebracht wurde noch ein weiterer „schwarzsamtener“ Tragsessel, der mit schwarzer Spitze verbrämt war. Im Gegenzug sollte ein neuer grünsamtener Tragsessel mit goldener Spitze nach Turin ge- schickt werden. Vermutlich blieb er jedoch in München, da er noch 1665 und 1668 in den Münchner Marstallinventaren genannt wird. Zudem verrät eine Anmerkung, dass seine Beschläge für einen neuen Sessel verwendet wurden.41 Kurfürstin Henriette Adelaide pflegte zeitlebens enge Beziehungen zum italienischen Hof in Turin. So kam, dem Inventar von 1675 zufolge, noch um 1670, neben den beiden oben genannten Tragsesseln, ein großer bedeckter Tragsessel aus rotem Samt nach Mün- chen, „so der wälsche Tapezierer Aureli gemacht“.42 Dieser Tragsessel wird letztmalig im Inventar von 1683 genannt.43 2 4 Tragsessel der Kurfürstinwitwe Maria Anna, 1651–1665 Neben den aus Wien und Turin stammenden Tragsesseln werden im Inventar von 1656 auch „ein alter grün samten Tragsessl mit gulden Porten verprämbt“ sowie ein Tragsessel mit ähn- lichem Erscheinungsbild aufgeführt, der gerade mit schwarzem Tuch „zur Clag“ überzogen worden war. Anlass für die neue Ausstattung mit schwarzem Stoff gab wahrscheinlich der Tod von Kurfürst Maximilian I., der am 27. September 1651 in Ingolstadt verstorben war. Neben den geschlossenen Tragsesseln nennt das Inventar von 1656 auch fünf kleine unbedeckte Trag- sessel. Aus dem Eintrag geht nicht hervor, ob es sich dabei um offene Tragsessel für Kinder handelte oder lediglich um Sessel, die mit Tragstangen versehen waren. von denen Fürhängen d. silber: unnd golten Parten: dan Fränsl ausgeschniden: und entfrembtet“. Zwei Jahre später hat man sie dann entsorgt. 39 Vgl. Anm. 6. 40 Bary 1980 (wie Anm. 33), S. 254–263. 41 BHStA, HR I, Fasz. 91, Nr. 56 (1). 42 BHStA, HR I, Fasz. 91, Nr. 56 (1), 2. Exemplar (ohne Folierung). 43 BSV.Inv0204, fol. 29r. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Titel
Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
Untertitel
Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
Autor
Mario Döberl
Herausgeber
Alejandro López Álvarez
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20966-9
Abmessungen
17.5 x 24.7 cm
Seiten
432
Kategorien
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