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Französische Tragsessel des späten 17 und frühen 18 Jahrhunderts 361
war ein Adeliger aus dem Languedoc26, der auch am Hofleben in Versailles teilnahm. Aus
diesem Grund scheint auch eine Pariser Herkunft seines Tragsessels plausibel, auch wenn
keine diesbezügliche Schriftquelle erhalten ist. Der Tragsessel des Museums in Vannes be-
sitzt wiederum keine „Bérinades“ (Abb. 5); seine auserlesenen Bildhauerarbeiten, die ver-
goldeten Zierleisten und die sich harmonisch in das Gesamtbild fügenden Metallbeschläge
zeugen jedoch von hoher Qualität. Auch der kostbare, Intarsien imitierende Untergrund
in Rautenform unterstreicht den hohen Rang dieses Tragsessels. Das auf dem dunklen
Farbgrund angebrachte Wappen ermöglicht eine Datierung in den Zeitraum zwischen
1690 und 1695.27
Derartige Wappen stellen bei vielen Tragsesseln die einzige Verzierung dar. Der Grund
für einen solch reduzierten Dekor konnte entweder in persönlichen Vorlieben liegen oder
26 Jean Louis II. de Louet de Nogaret (1630–1700), Marquis de Calvisson, hatte das Amt eines Lieu-
tenant général du Languedoc inne. Als solcher vertrat er den König in der gesamten Provinz.
27 Louise Allain ehelichte 1690 Nicolas Joseph de Ploeuc, der nur fünf Jahre später verstarb.
Abb 9: Wie Abb 6, Innenansicht
Foto: Marie Maggiani
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
- Titel
- Tragsessel in europäischen Herrschaftszentren
- Untertitel
- Vom Spätmittelalter bis Anfang des 18. Jahrhunderts
- Autor
- Mario Döberl
- Herausgeber
- Alejandro López Álvarez
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20966-9
- Abmessungen
- 17.5 x 24.7 cm
- Seiten
- 432
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918