Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Seite - 59 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 59 - in Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns

Bild der Seite - 59 -

Bild der Seite - 59 - in Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns

Text der Seite - 59 -

Palimpsest über Anna O. 59 digerweise keine echte Hypnoidhysterie begegnet; was ich in Angriff nahm, verwandelte sich in Abwehrhysterie.34 Auch übertragen auf Transdifferenz als kulturtheoretischen Ansatz stellt sich die Frage, ob sich eine Unentschiedenheit der Möglichkeiten über einen »flüch- tigen Moment« hinaus stabilisieren lässt und ob diese Stabilisierung tatsächlich »faktisch« genau die historischen Möglichkeiten wiedererstehen lässt, die der herrschende Diskurs verdrängt: »Ich sage hier ›flüchtiger Moment‹, weil damit zu rechnen ist, dass Transdifferenz aus den bereits ausgeführten Gründen in den Identitäts- und Machtdiskursen rasch wieder eliminiert werden wird.«35 »Die so entstehenden Sinnkonstrukte sind weder dauerhaft stabil, noch sind sie in ihrer wechselnden Zusammensetzung ›homogen‹ […].«36 »Transdifferenz kann als ephe- merer Moment oder eine kurze Phase der Destabilisierung gesehen werden.«37 »Transdifferenz dient nicht der Überwindung des dichotomen Denkens. Das ist auch nicht möglich, solange wir nicht wirklich den Sprung in ein ganz anderes Denken vollzogen haben – was dann heißen würde, dem Wahnsinn zu verfallen.«38 Je stärker Freud seine Hypothese von der Abwehrhysterie verallgemeinert, des- to stärker nimmt er die Beobachtung von der palimpsestischen Textur der Erinne- rung im Unbewussten nur als Ausgangspunkt, um das »Gewebe« der hysterischen Äußerungen im Hinblick auf das vorausgesetzte, faktische Ereignis eines in ihm enthaltenen, traumatischen Knotens zu entwirren. Nur über die Arbeit einer sol- chen Entwirrung, durch Erinnerungsarbeit und die von ihr abhängige Erzählung, kann das Verdrängte bewusst gemacht werden. Die Gewalttätigkeit dieser Auflö- sung gegen die Abwehr des Patienten oder Patientin wird in der Formulierung Freuds kaum verborgen. Man kann sich leicht vorstellen, wie kompliziert eine solche Arbeit werden kann. Man drängt sich unter beständiger Überwindung von Widerstand in innere Schichten ein, gewinnt Kennt- nis von den in dieser Schichte angehäuften Themen und den durchlaufenden Fäden, prüft, bis wie weit man mit seinen gegenwärtigen Mitteln und seiner gewonnenen Kenntnis vor- dringen kann, verschafft sich erste Kundschaft von dem Inhalte der nächsten Schichten durch die Druckprozedur, läßt die Fäden fallen und nimmt sie wieder auf, verfolgt sie bis zu Knotenpunkten, holt beständig nach und gelangt, indem man einem Erinnerungsfaszikel nachgeht, jedesmal auf einen Nebenweg, der schließlich doch wieder einmündet. Endlich kommt man auf solche Art so weit, daß man das schichtweise Arbeiten verlassen und auf einem Hauptwege direkt zum Kerne der pathogenen Organisation vordringen kann. Damit ist der Kampf gewonnen, aber noch nicht beendet. Man muß die anderen Fäden nachholen, 34 | Breuer/Freud: Studien über Hysterie, S. 302. 35 | Lösch: Transdifferenz, S. 36; zur »Flüchtigkeit des Transdifferenten« vgl. auch Kal- scheuer, Britta: Die raum-zeitliche Ordnung des Transdifferenten. In: dies./Allolio-Näcke/ Manzeschke (Hg.): Differenzen anders denken, S. 68-85, hier S. 79. 36 | Srubar, Ilja: Kultur und Semantik. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften/Sprin- ger 2009, S. 129. 37 | Künstler: Twofold transitions, S. 51. 38 | Keitel, Christoph/Allolio-Näcke, Lars: Erfahrungen der Transdifferenz. In: Allolio-Nä- cke/Kalscheuer/Manzeschke (Hg.): Differenzen anders denken, S. 104-117, hier S. 113.
zurück zum  Buch Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns"
Transdifferenz und Transkulturalität Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Titel
Transdifferenz und Transkulturalität
Untertitel
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Autoren
Alexandra Millner
Katalin Teller
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-3248-8
Abmessungen
15.4 x 23.9 cm
Seiten
454
Schlagwörter
transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
Kategorie
Kunst und Kultur
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Transdifferenz und Transkulturalität