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Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
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Die periphere Genese der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur 139 Zusammenhänge lassen es als angebracht erschienen, KJ-Literatur tatsächlich auch als ein eigenes Genre zu verstehen. Die Darstellung soll zuerst chronologisch nach Geburtsjahren der genannten Autorinnen und Autoren erfolgen und dann mit dem Versuch einer Werkchronologie abgeschlossen werden. Der erste dabei in Frage kommende Autor ist insofern ein Sonderfall, als er erst postum zum Jugend- buchautor wurde, und dies nach einer sehr außerordentlichen Autorenkarriere im fernen Amerika. Nichtsdestoweniger waren gerade seine in Auszügen und Bearbei- tungen lange Zeit kolportierten Jugendbücher wegbereitend für die Gattung der Abenteuerliteratur. 2.1 Charles Sealsfield (1793–1864) – Das Cajütenbuch (1841) Eben zur Zeit der polizeilichen Überwachung des Philosophen und Theologen Bernhard Bolzanos (1781 Prag–1848 ebenda, s.o.) vollzieht sich ein ähnliches Schicksal in der Biografie des südmährischen Schriftstellers Carl Anton Postl, besser bekannt unter seinem späteren, amerikanischen Pseudonym Charles Seals- field, geboren in Popice/Poppitz in Mähren, der 1823 als Priester aus dem Prager Kreuzherrenkloster floh und bald zu einem der meistgesuchten Staatsfeinde in der Habsburger Monarchie wurde. In seinem Buch Austria as it is (1828) weist er aus- drücklich auf die Tschechen als auf die in Europa am meisten unterdrückte Nation hin. Dieser Hinweis ist das politische Kalkül dessen, was ihn in seinen Romanen zur Konstruktion eines neuen Abenteuertypus veranlasst. Aus seinen Werken – ge- wiss auch kein Zufall – wurden bis in die 1970er Jahre immer wieder Abschnitte zu Abenteuerromanen gestaltet, solange diese Gattung noch Konjunktur hatte. An- haltend spürbar ist darin der Tenor, dass er der Despotie seiner österreichischen be- ziehungsweise tschechischen Heimat das Leben in einer liberalen Welt gegenüber- stellt, das allerdings im Unterschied zu seinem Vorbild James Fenimore Cooper weniger romantisch und vielmehr von den harten Strapazen gekennzeichnet ist, denen sich der Jäger in der Natur ausgesetzt fühlt und in denen er sich zu bewäh- ren hat. Sealsfields Schriften fanden vom Bekanntwerden an bis in die Gegenwart als Jugendschriften Verbreitung, wenngleich Austria as it is bis 1919 in Österreich offiziell verboten war.17 2.2 Marie von Ebner-Eschenbach (1830–1916) – Das Gemeindekind (1887) und Ein Buch für die Jugend (1907) Die mit Sealsfield begonnene chronologische Reihung müsste eigentlich mit Adal- bert Stifter (1805–1868) weitergeführt werden. Wenngleich dieser unmittelbar mit seiner Novellensammlung Bunte Steine (1853) mit seinen kindlichen Protagonistin- nen und Protagonisten und mittelbar als Schulbuchautor (in doppeltem Sinne: als Verfasser eines Lesebuches und als Schullektüre) der Jugendliteratur verbunden ist, steht er mit seinen der großen Romanentwicklung angehörenden Werken in einer Position, die als nur sehr partielle autortypologische Teilzugehörigkeit zu bezeichnen wäre. Die Fortführung der Kindheitsthematik nach Adalbert Stifter 17 | Vgl. Weinkauff, Gina: Authentizität, Identität, Exotik. Charles Sealsfield und der jugend- literarische Abenteuerroman. In: Ritter, Alexander (Hg.): Amerikaerleben und fiktionale Le- benswelten im europäischen Roman um 1850. Wien: Praesens 2011, S. 309-327.
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Transdifferenz und Transkulturalität Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Titel
Transdifferenz und Transkulturalität
Untertitel
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Autoren
Alexandra Millner
Katalin Teller
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-3248-8
Abmessungen
15.4 x 23.9 cm
Seiten
454
Schlagwörter
transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
Kategorie
Kunst und Kultur
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