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Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Seite - 149 -
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Die periphere Genese der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur 149 war, wie schon bemerkt, nur bedingt, und zwar in den Bearbeitungen seiner Wer- ke, postum, aber vielleicht eben deswegen umso anhaltender in der Jugendliteratur noch lange Jahre nach 1945 präsent. Der in einer Metaebene seiner Werke als Ge- neralthema stark spürbare Widerstand gegen beziehungsweise Ausbruch aus der Unterdrückung war offenbar eine latente Motivebene, die in der Jugendliteratur als Widerstand gegen beziehungsweise Ausbruch aus der einengenden Erwachsenen- welt an sich gelesen wurde. Das ursprüngliche Thema des Nationalitätenkonflikts wurde derart im Generationenkonflikt aufgehoben. Nach ihm sind es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die aus Böhmen und Mähren stammenden Adalbert Stifter und Marie von Ebner-Eschenbach, die Kindheit auf eine eindringliche Weise zum Gegenstand literarischer Reflexion ma- chen, wie vor ihnen – allenfalls vergleichbar – Charles Dickens. Der altersmäßig zwischen ihnen stehende Peter Rosegger tritt erst nach der Jahrhundertwende als Jugendschriftsteller hervor und ist in dieser Liste der Einzige, der innerhalb der Grenzen der Erblande beziehungsweise des Österreich nach 1918 geboren wurde. Er ist auch der in der Jugendschriftenbewegung meistumworbene beziehungs- weise beworbene österreichische Autor und weist in seinen Erzählungen manche Ähnlichkeiten mit den Autorinnen und Autoren aus den Kronländern auf, die auf seine ländliche Herkunft zurückzuführen sind – bis hin zum Motiv der Reise in der Waldbauernbub-Episode »Als ich das erstemal auf dem Dampfwagen saß«. Was ihn mit diesen vergleichbar macht, sind die sozialen und topografischen Erfahrun- gen, die aus kindlicher Sicht geschildert werden. Vor 1914 sind zwei sehr wesentliche Neuansätze zu verzeichnen: auf dem Sek- tor der Kinderliteratur Ginzkeys Bilderbuch Hatschi Bratschis Luftballon und auf dem der Jugendliteratur Molnars Schüler-Roman Die Jungen der Paulstraße, das einzige jugendliterarische Werk des damals 29-jährigen Autors. Ginzkey, der nicht zuletzt an das Reisemotiv anknüpft, ist, später gefolgt von Umlauf-Lamatsch, der erste und lange Zeit einzige Kinderbuchautor, der mit diesem und seinen späteren, heute weniger bekannten Bilderbüchern zu einem populären Klassiker geworden ist; alle anderen Genannten sind als Jugendbuchautorinnen und -autoren einzu- stufen. Ginzkeys Erzählung von der abenteuerlichen Luftreise des kleinen Fritz ins Morgenland ist – der ursprünglichen Intention vielleicht näher – nicht so sehr als Ausflug in einen exotischen Raum zu lesen, sondern vielmehr als Konfrontation mit der realen Präsenz dieser Anderswelt in Wien vor dem Ersten Weltkrieg ein- schließlich der damit verbundenen Phantasien der Befreiung von zivilisatorischen Zwängen mit unverkennbarer Anlehnung an die griechische Mythologie. Nach 1918 entwickelt Alois Sonnleitner eine sehr individuelle Erzähltechnik; v.a. seine Höhlenkinder wurden als Kultur-Robinsonaden bezeichnet. In den Heger- kindern wählt er sehr bewusst die Topografie einer weit abgelegenen Vororteland- schaft, um auf diese Weise den Blick auf die Moderne zu relativieren. Der um nur zwei Jahre jüngere, als Literat bereits arrivierte Felix Salten schließt sich erst in dieser Zeit dem Jugendbuchschaffen an, das er dann zwischen 1938 und 1945 in seinem Schweizer Exil fortsetzt. Gleichzeitig mit Salten beginnt Annelies Umlauf- Lamatsch ihre Kinderbuchkarriere mit einer bis in die 1950er Jahre zunehmenden Ausdifferenzierung einer naiv wirkenden, aber höchst originellen Erzählweise, mit der sie – ähnlich populär wie Ginzkey – durch eine Vielzahl von Best- und Long- sellern den Platz einer der meistgelesenen Kinderbuchautorinnen und -autoren der Nachkriegszeit einnimmt.
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Transdifferenz und Transkulturalität Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Titel
Transdifferenz und Transkulturalität
Untertitel
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Autoren
Alexandra Millner
Katalin Teller
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-3248-8
Abmessungen
15.4 x 23.9 cm
Seiten
454
Schlagwörter
transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
Kategorie
Kunst und Kultur
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