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Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
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Konstruktionen von ethnischer Zugehörigkeit und Loyalität 165 letztlich aber nicht auf die Beschwerden ein, obwohl vielfach die Einführung von »Bosnisch« oder »Landessprache« als dritte Option gefordert wurde.25 Ethnische Identitätskonstruktionen in der k.u.k. Armee hatten, sowohl was den einzelnen Soldaten als auch das gesamte Regiment betraf, ihren Ursprung häufig in der lokalen Verwaltungspraxis. Es bestanden zwar oberflächliche Vorgaben der obersten Militärführung, doch wurde die Praxis vor Ort nicht hinterfragt. Dass die- se aber wiederkehrend zum Diskussionsgegenstand lokaler Politik gemacht wurde, zeigt, dass sich die Bevölkerung der Unstimmigkeiten durchaus bewusst war. 4. eThnische KonsTruKTionen und zuschreibungen im persÖnlichen umgang während des diensTallTags Wie die Soldaten wurden auch die Offiziere nie zu ihrer Nationalität oder Mut- tersprache, sondern zu ihrer täglichen Umgangssprache befragt. Da die offizielle Dienstsprache der k.u.k. Armee das Deutsche war, war diese Sprache tatsächlich in den allermeisten Fällen jene, die täglich am häufigsten benutzt wurde. Lediglich bei den k.u.k. Husaren in Ungarn sagen die Selbstzeugnisse aus, dass die Um- gangssprache meist das Ungarische war, während es bei den Ulanen das Polni- sche war. Deutsch zur Antwort zu geben, war außerdem am unverfänglichsten, um nicht in Verruf zu geraten, zu national eingestellt zu sein. Da eine steigende Zahl von Offizieren ab dem 10. Lebensjahr eine vormilitärische Ausbildungsstätte besucht hatte, in der in deutscher Sprache unterrichtet worden war, war es jene Sprache, in der sie sich am besten ausdrücken konnten. Aus diesem Grund schrie- ben viele ihre Tagebücher in dieser Sprache, obwohl sie sich selbst nie als ethnisch Deutsche bezeichnet hätten. Der Offizier Imre Suhay ist ein gutes Beispiel dafür. Nach 1918 wurde er Offizier in der ungarischen Armee und schrieb seine Tagebü- cher zeitlebens in deutscher Sprache. Suhay hätte sich selbst niemals als Deutscher bezeichnet.26 Der Historiker István Deák stellte in seinem Buch Der K.(u.)K. Offizier den ho- hen Prozentsatz an ethnischen Deutschen im Offizierskorps der k.u.k. Armee, wie er in den Armeestatistiken veröffentlicht wurde, in Frage. Er wertete die Personal- akten der Offiziere nach Kriterien wie Geburtsort, Name, Religion und Sprach- kenntnisse aus. Die Auswertung ergab schließlich ein anderes Bild als jenes, das die Militärstatistiken zeichneten.27 Doch waren es nicht nur offizielle Statistiken, die dieses Bild der deutschen Majorität propagiert hatten, sondern auch häufig die Memoirenliteratur deutsch-affiner k.u.k. Offiziere, wie General Moritz von Auffen- berg-Komarów. Er schrieb, dass »[…] fast drei Viertel des Offizierskorps deutschen 25 | Arhiv Bosne i Hercegovine Sarajevo, k. u. k gem. Ministerium (Büro für die Angelegen- heiten Bosniens und der Herzegowina), b. 16659, Appel meldet an Reichskriegsministe- rium, 4.12.1902. Zu dieser Thematik vgl. Scheer, Tamara: Bosnian, Croatian or Serbian? The Habsburg Bosnian-Herzegovinian Regiments and their Languages (1878–1914). In: Corn- wall, Mark (Hg.): Sarajevo 1914. Spark and Impact. London: Palgrave [in Druck]. 26 | Hadtörténelmi Levéltár, Budapest, Personalia, Kt. 161-164, Suhay Imre. 27 | Vgl. Deák: Der K.(u.)K. Offizier, S. 222f.
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Transdifferenz und Transkulturalität Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Titel
Transdifferenz und Transkulturalität
Untertitel
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Autoren
Alexandra Millner
Katalin Teller
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-3248-8
Abmessungen
15.4 x 23.9 cm
Seiten
454
Schlagwörter
transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
Kategorie
Kunst und Kultur
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