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Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
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Ein Migrant par excellence 179 Frankos »Herder-Autobiografie« war im Gegensatz zu seinen anderen autobio- grafischen Schriften und Angaben für ein Lexikon gedacht, dementsprechend ist auch die Selbstdarstellung zugeschnitten. Ein Vergleich seiner Selbstdarstellungen beziehungsweise Selbstzeugnisse fördert kaum Diskrepanzen ans Tageslicht, zeigt aber, dass unterschiedliche Akzente gesetzt wurden, sodass diese oder jene Dimen- sion seines Wirkens beziehungsweise diese oder jene Umstände und Fakten seines Lebens in den Vordergrund rücken, anderes dominieren oder anderes gar keinen Eingang in die betreffenden Ausführungen findet. In seiner Laufbahn als Wissenschaftler spielt Wien eine signifikante Rolle. Für Ivan Franko war es ein Ausweichort, der ihm ermöglichte, sich im Anschluss an sein Universitätsstudium um eine wissenschaftliche Laufbahn zu bemühen. 1892 verbrachte Franko zwei Semester an der Universität Wien, wo er 1893 bei Professor Jagić über das Thema »Barlaam und Josaphat, ein altchristlicher geistlicher Roman und seine literarische Geschichte« promovierte. Die beiden, Vatroslav Jagić und Ivan Franko, verband eine enge Beziehung, die zwar über das Wissenschaftliche nicht hinausging, sich mit der Promotion jedoch auch nicht erschöpfte. Der 1838 im kroatischen Varaždin/Warasdin/Varasd 13 geborene Jagić erlangte zwei Doktor- grade – in Leipzig den der Philosophie und in Petersburg den der slavischen Philo- logie. Zeitweilig war er Professor an den Universitäten in Berlin, Petersburg sowie in Wien, wo er 1923 starb. Er war u.a. Mitglied der 1873 als literarische Gesellschaft in Lemberg gegründeten Ševčenko-Gesellschaft, die 1892 in eine wissenschaftli- che Gesellschaft umbenannt wurde und dort bis 1939 ansässig war. Ivan Franko stand mit ihr durch seine Zusammenarbeit in engster Verbindung und trug zur Erforschung der ukrainischen Sprache und Dialekte, insbesondere in der Bačka/ Batschka/Bácska14 und im Banat, bei. Jagić soll Franko wesentlich beeinflusst und ihn auch gefördert haben, aber auch umgekehrt: Franko eröffnete Jagić die ukrai- nische Dimension der polyphonen slavischen Welt. Dank Franko wurde der über- zeugte Russophile Jagić gleichsam zum eifrigen Verfechter und Erforscher der Denkmäler der ukrainischen Sprache und Kultur. In den Erinnerungen von Kyrylo Studynśkyj, Frankos prominentem Zeitgenossen, wird dies wie folgt dargestellt: Frankos Erscheinung in der Wiener Universität war eine große Sensation. Ich denke mir, dass niemand anderer als Franko Professor Jagićs Ansichten bezüglich unserer Eigenständigkeit gegenüber den Russen zu verantworten hat. Bis dahin pflegte er uns mit dem russischen Volk in eine Schublade zu geben und zu sagen: »Ihre Eigenständigkeit müssen Sie erst mit Ihren wissenschaftlichen Studien unter Beweis stellen!« Franko, bereits damals ein anerkannter Forscher, lieferte Jagić einen Beitrag nach dem anderen mit genügend Beweisen dahinge- hend, dass wir ein Anrecht auf ein eigenständiges Leben innerhalb des Slaventums haben.15 Neben dem Ziel der wissenschaftlichen Laufbahn werden zwei weitere Überlegun- gen genannt: die Absicht, sich profunder ausbilden zu lassen, und die Erlangung 13 | Es ist dasselbe Varaždin, aus dem der Gutsbesitzer Baron Kolomán Zsupán samt den bekannten Tanzduetten »Komm mit nach Varasdin« in Gräfin Mariza von Emmerich Kálmán sowie der Zauberer aus Ferdinand Raimunds Der Bauer als Millionär stammen. 14 | In der Vojvodina, zu der ein Teil der Batschka-Region gehört, genießt Ukrainisch auch heute noch offiziellen Status. 15 | Zit. n. Mańkovśka: Problemi, S. 105.
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Transdifferenz und Transkulturalität Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Titel
Transdifferenz und Transkulturalität
Untertitel
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Autoren
Alexandra Millner
Katalin Teller
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-3248-8
Abmessungen
15.4 x 23.9 cm
Seiten
454
Schlagwörter
transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
Kategorie
Kunst und Kultur
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