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Ingrid Puchalová
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der Geschlechterbeziehungen genannt,10 sieht in Männern und Frauen zwei kom-
plementäre Arten der menschlichen Natur, die zwar gegenseitige Pole darstellen,
sich jedoch auch wechselseitig ergänzen. Die »Grundzüge des Weibes«, so das 1834
erschienene Damen Conversations Lexikon, seien »Sanftmuth, Milde, Ausdauer im
Leiden, Kraft in der Gefahr, Hingebung, Herzensgüte, Demuth«. Zu den typisch
weiblichen Lastern gehörten hingegen Eifersucht, Eitelkeit, Putzsucht (im Sinne
von Koketterie und übertriebenem Interesse an Mode) und Launenhaftigkeit.11 Die
slovakische Historikerin Gabriela Dudeková ergänzt in ihrer Stereotypenforschung
diese Auflistung noch um starke Emotionalität, Passivität, Schwäche, Feigheit und
Menschenfreundlichkeit.12 Das Bild des Mannes wurde als Gegenpol zum Frau-
enbild entworfen. Bei ihm dominierten Rationales, Aktivität, Mut und Tapferkeit,
Stärke und Gewalt.13 Vom 19. Jahrhundert bis in die Moderne setzte sich die »Ver-
wissenschaftlichung« der Differenzen zwischen den Männern und Frauen durch.
Um das traditionelle Frauenbild aufrechtzuerhalten, suchte man nach – vermeint-
lichen – medizinischen und biologischen Beweisen.14
Den Bemühungen, die öffentlichen Betätigungsfelder von Frauen einzu-
schränken, stand andererseits eine allgemeine Demokratisierung der Gesell-
schaft gegenüber. Im Zuge der breiten Durchsetzung und Inanspruchnahme von
Staatsbürgerrechten begannen auch Frauen ihre Forderungen zu artikulieren und
Gegenkonzepte zu bestehenden Vorstellungen der gesellschaftlichen Stellungen
zu formulieren. Das Gleichheitskonzept setzte sich zum Ziel, die Bürgerrechte auf
beide Geschlechter konsequent anzuwenden. Seine Repräsentantinnen engagier-
ten sich für uneingeschränkte höhere Frauenbildung (Frauenstudium), Verbesse-
rung der Möglichkeiten der Erwerbstätigkeit mit sukzessiver Abschaffung exklusiv
männlicher Domänen des Arbeitsmarktes (zu denen z.B. die öffentliche Verwal-
tung oder höhere Laufbahnen bei Arbeitgebern der öffentlichen Hand zählten)
und für Frauenwahlrecht ein.15 Ein Engagement, das dieser Richtung der Frau-
10 | Vgl. Tebben, Karin: Soziokulturelle Bedingungen weiblicher Schriftkultur im 18. und im
19. Jahrhundert. Zur Einleitung. In: dies. (Hg.): Beruf Schriftstellerin. Schreibende Frauen im
18. und im 19. Jahrhundert. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1998, S. 10-41.
11 | Vgl. Herloßsohn, Carl (Hg.): Damen Conversations Lexikon. Leipzig: Volckmar 1834–
1838, S. 230-235.
12 | Vgl. Dudeková, Gabriela: Diskurz o poslaní vzdelaných žien pred a po roku 1918 [Dis-
kurs über die Aufgaben gebildeter Frauen vor und nach dem Jahr 1918]. In: dies. u.a. (Hg.):
Na ceste k modernej žene. Kapitoly z rodových vzťahov na Slovensku. Bratislava: Veda 2011,
S. 9-116, hier S. 94ff.
13 | Ebd., S. 95.
14 | Zu den schrägsten Auswüchsen eines mit biologischen Termini arbeitenden Antifemi-
nismus in der Donaumonarchie gehörte Otto Weininger mit seinem Werk Geschlecht und
Charakter. Eine prinzipielle Untersuchung; Näheres vgl. Johnston, William M.: Österreichi-
sche Kultur- und Geistesgeschichte. Wien u.a.: Böhlau 2006, S. 169ff.
15 | Der politischen Orientierung nach formierten sich in Ungarn drei Strömungen: die
christlich-konservative, die sozial-demokratische und die radikal-feministische. Vgl. Dude-
ková, Gabriela: Konzervatívne feministky? Ženské hnutie na Slovensku v kontexte Uhorska
a medzinárodných aktivít [Konservative Feministinnen? Frauenbewegung in der Slovakei
im ungarischen und internationalen Kontext]. In: dies. (Hg.): Na ceste k modernej žene,
S. 232-257, hier S. 236; Zimmermann, Susan: Frauenbewegung und Frauenbestrebungen
Transdifferenz und Transkulturalität
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
- Titel
- Transdifferenz und Transkulturalität
- Untertitel
- Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
- Autoren
- Alexandra Millner
- Katalin Teller
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3248-8
- Abmessungen
- 15.4 x 23.9 cm
- Seiten
- 454
- Schlagwörter
- transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
- Kategorie
- Kunst und Kultur