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Berta Katscher 213
reichs und Deutschland den Beitrag Verheirathet – dennoch glücklich.6 Im selben Jahr
schrieb sie das Feuilleton Klagebrief einer Strohwitwe, in dem sie sich auf humor-
volle Weise über die Tatsache beklagt, dass das Ausgehen von Strohwitwern ohne
Begleitung als selbstverständlich akzeptiert wird, sich alleine vergnügende Stroh-
witwen jedoch eher kritisch betrachtet werden.7 Sie unternahm zu dieser Zeit viele
Reisen und hielt sich zeitweise auch in London auf. Dies regte sie zu ethnografi-
schen Skizzen an, die sie u.a. in der Wiener Mode (1887–1938) veröffentlichte, die
sich Modethemen, Kochrezepten, Theater- und Filmberichten widmete und auch
Kurzgeschichten publizierte, weiters in der Münchner Allgemeinen, in der Leipziger
Illustrirten (1843–1944), für die u.a. auch Friedrich Hebbel, Theodor Storm oder
Karl May schrieben, in der Leipziger Zeitung und im Bazar. Später setzte sie sich
für den Tierschutz und für die Friedensidee ein, schrieb gegen Justizirrtümer und
gegen Spiel- und Trunksucht. Berta Katscher wirkte auch an der Zeitschrift Die
Waffen nieder! (1892–1899) von Bertha von Suttner mit. Am 10. Mai 1895 hielt sie im
Rahmen des Suttner-Abends, veranstaltet von der Österreichischen Gesellschaft
für Friedensfreunde, den Vortrag Die geraubte Uhr.8 Sie beteiligte sich auch an der
Anthologie Wiener Liebesgaben. Zum Besten der Wiener freiwilligen Rettungs-Gesell-
schaft (1892), in der auch Beiträge zahlreicher anderer Autorinnen und Autoren
erschienen, unter ihnen auch von Marie von Ebner-Eschenbach (1830–1916), der
Vertreterin der realistischen österreichischen Heimaterzählung, Aphoristikerin
und Verfasserin autobiografischer Schriften.9 Nebenbei war Berta Katscher für
bedeutende Zeitschriften als Übersetzerin aus dem Englischen und Ungarischen
tätig und verfasste für mehrere literarische Blätter Buchkritiken. Zahlreiche Novel-
len, Humoresken, Feuilletons und Kritiken erschienen unter ihren Pseudonymen.
Insgesamt arbeitete sie im Zeitraum 1882 bis 1894 an mehr als 76 Zeitschriften
mit, verfasste in dieser Zeit neben drei eigenen Büchern und sechs Übersetzungen
121 Beiträge.10
3. Kampf für den frieden und gegen die armuT
Berta Katscher setzte sich in ihren Werken – meist zusammen mit ihrem Mann –
sehr oft mit gesellschaftspolitischen Fragen auseinander. Sie griff Probleme wie
Trunksucht, unverschuldete Armut ebenso auf wie die weit verbreiteten Vorurteile
gegen die als »Blaustrümpfe« bezeichneten Frauen, die statt einer Versorgungsehe
Bildung, Beruf und Selbstständigkeit anstrebten. In ihren Werken, von denen ei-
6 | Katscher, Bertha: Verheirathet, aber dennoch glücklich! In: Deutsche Wochenschrift.
Organ für die gemeinsamen nationalen Interessen Österreichs und Deutschlands v. 28.
11.1886, S. 611-612. Vgl. die Annonce in Salzburger Volksblatt v. 3.12.1886 [S. 5].
7 | Katscher, Berta: Klagebrief einer Strohwitwe. In: Prager Tagblatt v. 24.7.1886, S. 1-2.
8 | Vgl. NN: Die Österreichische Gesellschaft der Friedensfreunde. In: Neue Freie Presse v.
13.4.1895, S. 6.
9 | Vgl. Katscher, Berta: Die beiden Todten. Bluette in einem Aufzug. In: Wiener Liebesga-
ben. Zum Besten der Wiener freiwilligen Rettungs-Gesellschaft. Wien/Leipzig: Max Merlin
1892, S. 97-114.
10 | Hacker, Lucia: Schreibende Frauen um 1900. Rollen – Bilder – Gesten. Berlin u.a.: LIT
2007, S. 123.
Transdifferenz und Transkulturalität
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
- Titel
- Transdifferenz und Transkulturalität
- Untertitel
- Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
- Autoren
- Alexandra Millner
- Katalin Teller
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3248-8
- Abmessungen
- 15.4 x 23.9 cm
- Seiten
- 454
- Schlagwörter
- transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
- Kategorie
- Kunst und Kultur