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Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
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Alterität, Gender, Transdifferenz und Hybridität in Juliane Dérys Leben und Werk 229 tauft.7 1882 nahm sie gemeinsam mit anderen Familienmitgliedern den Namen Déri an.8 Sie schrieb unter dem Namen Juliane Déry, nannte sich in den Briefen oft Julie, und in ungarischen Quellen wird sie als Déry Julianna9 oder Juliánna10 erwähnt. Nach dem Selbstmord des Vaters (Datum unbekannt) soll Juliane in Wien eine Lehrerinnenausbildung im Kloster St. Anna gemacht haben; doch als Lehrerin war sie anscheinend nie tätig. Vielleicht hatte sie es finanziell nicht nötig, vielleicht war die Lehrerinnenexistenz mit ihren künstlerischen Neigungen schlicht unverein- bar.11 1887 entschied sich dann ihre weitere Laufbahn. Ohne jegliche Verbindungen zu den literarischen Kreisen Wiens und – nach eigenen Aussagen – ohne je viel gelesen zu haben, schickte sie ihre Novelle Meine Braut anonym an Karl Emil Fran- zos, der diese lobte und 1888 in der Deutschen Dichtung veröffentlichte, bevor sie auch in Buchform erschien.12 Der Erfolg dieser Novelle bei der Kritik und Franzos’ Ermutigung wurden ausschlaggebend für Dérys literarische Laufbahn. Sie such- te auch in den verbleibenden Jahren ihres kurzen Lebens immer wieder Franzos’ Hilfe und Ratschlag (wie dies zahlreichen Briefen zu entnehmen ist); manchmal wandte sie sich auch an andere berühmte Männer. Dérys literarische Laufbahn bestätigt hiermit, was Karin Tebben als Voraussetzung für den Erfolg von Schrift- stellerinnen im 18. und 19. Jahrhunderts festgestellt hat: »In jedem Fall aber waren schriftstellerisch tätige Frauen auf die Gunst emanzipationsfreudiger und vor al- lem nicht dem Brotneid verfallener Männer angewiesen, die als Verleger, Mentoren und Berater den Weg in die Öffentlichkeit ebneten.«13 7 | In den meisten Quellen wird 1873 als jenes Jahr genannt, in dem die Familie Deutsch nach Wien ausgewandert sein soll, demnach wäre Juliane erst zwölf Jahre alt gewesen. Auf- grund meiner Recherchen muss ich allerdings davon ausgehen, dass dieses Datum zu früh angesetzt ist. Juliane schrieb nämlich in ihrem Brief aus Berck am 30. Mai 1889 an Fran- zos, dass sie Deutsch »in bereits vorgerücktem Alter« gelernt habe, und dass es nicht ihre Muttersprache sei, in der sie schrieb. Dass sie zeitlebens mit einem leichten ungarischen Akzent sprach, wird von verschiedenen Zeitgenossen bestätigt, woraus sich ebenfalls ab- leiten lässt, dass Déry zur Zeit des Umzugs nach Wien älter als zwölf gewesen sein muss. Vgl. Franzos, Karl Emil: Juliane Déry. In: Deutsche Dichtung 26 (1899), S. 51-56, hier S. 52f; Simon, Helene: Juliane Déry. In: Ethische Kultur. Wochenschrift für sozial-ethische Reformen 34 (1899), S. 269-272, hier S. 272f. 8 | Vgl. jewishgen.org (zuletzt eingesehen am 10.10.2014). 9 | Vgl. die bislang ausführlichste Besprechung von Dérys Leben und Werk: Hollaender, Ró- zsi: Déry Julianna (1864–1899) élete és költészete [Leben und Dichtung der Julianna Déry (1864–1899)]. Budapest: Pfeifer Ferdinánd 1915. 10 | Diese Schreibweise verwendet Laura Lengyel in ihrem Nachruf: Déri Juliánna. In: Buda- pesti Napló v. 11.4.1899, S. 2-3. 11 | Dérys Zeitgenossin Maria Janitschek zeichnet ein traurig-ironisches Bild der Lehrerin- nenexistenz in ihrer Erzählung Die Lehrerin. Vgl. Janitschek, Maria: Die Lehrerin. In: dies.: Vom Weibe. Berlin: Fischer 1896, S. 31-53. 12 | Déry, Juliane: Meine Braut. In: dies.: Hoch oben. Novellen. Stuttgart: Adolf Bonz & Comp. 1888, S. 1-106. 13 | Tebben, Karin: Soziokulturelle Bedingungen weiblicher Schriftkultur im 18. und 19. Jahrhundert. In: dies. (Hg.): Beruf: Schriftstellerin. Schreibende Frauen im 18. und 19. Jahr-
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Transdifferenz und Transkulturalität Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Titel
Transdifferenz und Transkulturalität
Untertitel
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Autoren
Alexandra Millner
Katalin Teller
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-3248-8
Abmessungen
15.4 x 23.9 cm
Seiten
454
Schlagwörter
transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
Kategorie
Kunst und Kultur
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