Seite - 250 - in Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Bild der Seite - 250 -
Text der Seite - 250 -
Eva
Krivanec250
im Budapester Varieté Somossy Mulató.33 Etwa ein Jahr später, am 30. September
1897, debütierte sie in Danzers Orpheum im 9. Bezirk in Wien, hier gefiel sie so-
gleich mit anziehendem Auftreten und guter Stimme: »In erster Reihe ist Fräulein
Adele Moraw zu nennen, in welcher das Orpheum eine eminente Anziehungskraft
gewonnen hat.«34 Zugleich mit ihr stand auch der vielseitige Wiener Schauspieler,
Sänger und Komiker Richard Waldemar erstmals auf der Bühne von Danzers Or-
pheum.35 Schon im November des gleichen Jahres wurde Adele Moraw von Ignaz
Wild, dem Direktor des Theaters in der Josefstadt, als Soubrette für die nächste
Vaudeville-Neuheit Lolas Cousin engagiert;36 die Premiere fand am 11. Januar 1898
statt.37 Was in Wien als Vaudeville auf die Bühne kam, war in Paris meist kurz
zuvor als Opérette (in Abgrenzung zur Opéra Comique) mit possen- oder revue-
artigen Libretti erfolgreich gewesen.38 Von den Darstellerinnen und Darstellern
wurde also ein vielseitiges Talent erwartet, sowohl komödiantisch als auch stimm-
lich, sowohl tänzerisch als auch »pikant«. Diese Kombination konnte Adele Moraw
offenbar auch auf der Theaterbühne bieten, das Publikum schenkte ihr Applaus
und Blumen in Fülle. Der Wechsel vom Varieté zum Theater wurde auch in der
Presse durchaus wohlwollend aufgenommen, und binnen weniger Monate wurde
»Frl. Moraw« zum Wiener Stadtgespräch. Unter dem Titel Neue Sterne am dramati-
schen Himmel erschien Ende März 1898 in der Wiener Montagspost ein Künstlerin-
nenporträt Adele Moraws, in dem es etwa heißt:
Die jüngste Soubrette Wiens ist rasch die beliebteste geworden. […] [Sie] besitzt aber auch
Alles um empor zu gelangen auf die Sonnenhöhen der Popularität. Ein Engelsgesicht mit
schalkhaften Kinderaugen, eine Elfengestalt, eine süße, melodische Stimme, Grazie und An-
muth im Spiele und das Alles durchglüht vom echten, herzigen Wiener Humor und umstrahlt
von den Funken des wirklichen, göttlichen Genies.39
33 | Vgl. Vergnügungs-Anzeiger. In: Pester Lloyd v. 8.9.1896, S. 6. Schon zu diesem frühen
Zeitpunkt wurden Adele Moraws Auftritte auch international rezipiert, vgl. D’Artagnan: Cour-
rier de Budapest. Etablissement Somossy. In: L’Art lyrique et le music-hall. Journal indépen-
dant des cafés-concerts, concerts et théâtres v. 30.8.1896, S. 8.
34 | NN: Danzer’s Orpheum. In: Neues Wiener Journal v. 3.10.1897, S. 5.
35 | Vgl. ebd.
36 | NN: Als nächste Novität … In: Der Humorist v. 10.11.1897, S. 3.
37 | Vgl. Heim: Die Moraws, S. 44f.
38 | Vgl. Linhardt, Marion: Residenzstadt und Metropole. Zu einer kulturellen Topographie
des Wiener Unterhaltungstheaters (1858–1918). Tübingen: Niemeyer 2006, S. 91.
39 | C.E.J.: Neue Sterne am dramatischen Himmel II. Adele Moraw. In: Wiener Montags-Post
v. 28.3.1898, S. 2.
Transdifferenz und Transkulturalität
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
- Titel
- Transdifferenz und Transkulturalität
- Untertitel
- Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
- Autoren
- Alexandra Millner
- Katalin Teller
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3248-8
- Abmessungen
- 15.4 x 23.9 cm
- Seiten
- 454
- Schlagwörter
- transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
- Kategorie
- Kunst und Kultur