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Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
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Nomadische Berufspraxis und Attraktion der Großstadt 253 Phase auf den Varietébühnen in den Auftritten reflektiert und als Fortschritt ge- feiert werden konnte, die jedoch nur wenige Jahre später als Argument für die Verfemung und Verfolgung der vielen jüdischen Künstler und Künstlerinnen der Branche diente. 3. friTzi massary: das berliner wiener mädel oder die meisTerin der eindeuTigen zweideuTigKeiT Fritzi Massary kam am 21. März 1882 in Wien als erstes Kind der mährisch-jüdi- schen Familie Massarik zur Welt. Ihr Vater war in den 1870er Jahren aus der Ge- gend von Brünn/Brno nach Wien gezogen, da im Zuge der tschechischen Autono- miebestrebungen das wirtschaftliche Leben der deutschsprachigen und jüdischen Mähren zunehmend erschwert wurde. Zum Missfallen ihrer Eltern wollte sie das spielerische Singen und Tanzen, Verkleiden und In-Rollen-Schlüpfen zum Beruf machen und wurde schon mit 16 Jahren, im Jahr 1898, Chormitglied eines Tour- nee-Ensembles des Wiener Carl-Theaters, das durch das Zarenreich tourte. Die nächste Station für Fritzi Massary war in der Saison 1899/1900 das Landestheater Linz, an dem sie am 24. September 1899 in einer kleinen Rolle in der »Posse mit Gesang« Die Kindsfrau von Friedrich Zell,56 frei nach Alfred Hennequin, debütier- te. Doch schon zwei Wochen später trat sie in einer deutlich größeren Rolle an der Seite von Ernst Tautenhayn in der französischen »Komischen Oper« Das Glöck- chen des Eremiten von Aimé Maillart auf die Bühne des Linzer Landestheaters.57 Die Linzer Tages-Post schrieb tags darauf: »Bei einer so pikanten Georgette fürs Auge, wie das Fräulein Massary eine ist, findet man sich gern mit den kargen jedoch gut verwendeten Stimmitteln ab.«58 Dennoch sang Fritzi Massary in Linz auch klei- nere Opernpartien, etwa in Giuseppe Verdis Der Troubadour, Wolfgang Amadeus Mozarts Die Zauberflöte oder in Der Wildschütz von Albert Lortzing.59 Nach einer kurzen Tournee durch den Südwesten Deutschlands60 ging Fritzi Massary im Jahr 1900 nach Hamburg, mit dem Ziel, am Thalia-Theater auftreten zu können. Dies gelang ihr jedoch nicht, und sie war froh, am Carl-Schultze-Thea- ter, einer Operettenbühne nahe der Reeperbahn, unterzukommen. Dort trat sie in einer ganzen Reihe von Soubrettenrollen erfolgreicher Operetten auf, so etwa in Sidney Jones’ Die Geisha, in Carl Zellers Der Vogelhändler oder Carl Millöckers Der Bettelstudent.61 Im Sommer 1901 kam sie zurück nach Wien: mit einem Enga- gement an die von Gabor Steiner geleitete Varietébühne Danzers Orpheum sowie an sein Sommertheater »Venedig in Wien«. So wurde sie in ihrer Heimatstadt zu- 56 | Friedrich Zell, häufig auch F. Zell, ist das Pseudonym des in Wien lebenden deutschen Librettisten und Theaterdirektors Camillo Walzel (1829–1895). 57 | Vgl. Vergnügungs-Anzeiger. In: Linzer Volksblatt v. 5.10.1899, S. 7. 58 | Ae. P.: Das »Glöckchen des Eremiten«. In: Tages-Post (Linz) v. 7.10.1899, S. 6. 59 | Vgl. Vergnügungs-Anzeiger. In: Linzer Volksblatt v. 11.10.1899, S. 6; Vergnügungs-An- zeiger. In: Linzer Volksblatt v. 20.12.1899, S. 6; Vergnügungs-Anzeiger. In: Linzer Volksblatt v. 26.1.1900, S. 6. 60 | Vgl. NN: Mit Frl. Fritzi Massary … . In: Sport & Salon v. 27.9.1902, S. 27. 61 | Vgl. Schneidereit, Otto: Fritzi Massary. Versuch eines Porträts. Berlin (Ost): VEB Lied der Zeit 1970, S. 10-12.
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Transdifferenz und Transkulturalität Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Titel
Transdifferenz und Transkulturalität
Untertitel
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Autoren
Alexandra Millner
Katalin Teller
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-3248-8
Abmessungen
15.4 x 23.9 cm
Seiten
454
Schlagwörter
transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
Kategorie
Kunst und Kultur
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