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Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
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Antagonismen und (Trans-)Differenzen 281 die gegen die Magyarisierungs- und Germanisierungstendenzen gerichtet ist. Im kulturellen Sinne heißt es, eine »präcise originelle Richtung zu finden«, da »sich vielmehr abwechselnd italienischer, lateinischer und deutscher Einfluss bemerk- bar macht, der erst in neuerer Zeit durch das slavische Grundelement geläutert und eliminirt wird«.58 Darin lehnt er sich v.a. an seine intellektuellen Vorläufer an, die Vertreter der illyrischen Bewegung aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die illyrische Zeit der nationalen Wiedergeburt wird als eine entscheidende Phase in der neueren Entwicklung der kroatischen Nation59 betrachtet. Šenoa knüpft fast unverändert an das illyrische Programm an, mit seinem Hauptziel der »Schaffung einer Sprach- und Kulturnation im von der kroatischen ständischen politischen Tradition vorgegebenen politischen Rahmen«.60 In seinen Agramer Briefberichten geht er von der Annahme aus, dass das »Bedürfnis zu lesen, das Bedürfnis geisti- ger Unterhaltung und Fortbildung«61 noch unterentwickelt sei und deshalb stark unterstützt werden müsse. Dieses Bedürfnis wurzelt in der Periode des »stürmen- den Dranges« in der Zeit der »nationalen Wiedergeburt«. Die weitere nationale Mobilisierung wird von ihm als ein »vielfach ruhiges, besonnenes, selbstbewusstes Streben«62 beschrieben. Die illyrische Bewegung ist eine Ausprägung des so genannten integralen Na- tionalismus in der »slawischen Renaissance«.63 Im Konzept des integralen Natio- nalismus wird ein Bild der Nation als einer Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Kultur entworfen, die den Kernpunkt jeder Nation bildet. In diesem Konzept wird die entwickelte Nationalkultur zu einer Voraussetzung der so genannten Erwe- ckung des Nationalbewusstseins. Deshalb wird die illyrische Zeit im erwähnten Artikel über Peter von Preradović von Šenoa emphatisch beschrieben: Blinde sahen, Stumme sprachen, Lahme gingen, es war eine Zeit der Wunder, der Poesie. Aus jedem geistigen Producte, und war es auch einer mittelmässigen Feder entsprungen; aus jeder Mannesrede, aus jedem Frauenherzen, aus jeder Jünglingsbrust ertönte der Refrain nationaler Begeisterung, es war Alles von einem fieberhaften Trachten und Streben ergriffen, das Versäumte einzuholen.64 Damit knüpft er an das nationale Erweckungsprogramm an, indem er die Meta- pher einer bisher im Schlaf erstarrten Nation aufgreift, die in einem noch ausste- 58 | Šenoa: Graf Medo Pucić, S. 52. 59 | Vgl. dazu ausführlicher Karaman, Igor: Hrvatski nacionalni preporod (1835–1875.) i oblikovanje građanskoga društva [Kroatische nationale Wiedergeburt (1835–1875) und der Ausbau der bürgerlichen Gesellschaft]. In: ders.: Hrvatska na pragu modernizacije. 1750– 1918. Zagreb: Ljevak 2000, S. 90-111. 60 | Kessler, Wolfgang: Politik, Kultur und Gesellschaft in Kroatien und Slavonien in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Historiographie und Grundlagen. München: Oldenbourg 1981, S. 91. 61 | NN [August Šenoa]: Agramer Briefberichte I. Agram, 15. Februar. In: Slavische Blätter 2 (1865), S. 113-115, hier S. 113. 62 | Ebd., S. 115. 63 | Kann, Robert A.: Geschichte des Habsburgerreiches 1526–1918. Wien/Graz: Böhlau 1977, S. 226. 64 | Šenoa: Peter von Preradović [I], S. 413.
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Transdifferenz und Transkulturalität Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Titel
Transdifferenz und Transkulturalität
Untertitel
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Autoren
Alexandra Millner
Katalin Teller
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-3248-8
Abmessungen
15.4 x 23.9 cm
Seiten
454
Schlagwörter
transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
Kategorie
Kunst und Kultur
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