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Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
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Antagonismen und (Trans-)Differenzen 283 periums als strukturelle Voraussetzung für die Entwicklung nationaler Ideologie anzusehen. Die krisenhafte Vielfalt der als »polyethnisch, multikulturell und poli- tisch zentrifugal«69 definierten imperialen Herrschaftsgebiete wird als Folie zur Entwicklung einer homogenen neuen Nation benutzt. 5. wien als (slaVisches) zenTrum Daraus geht hervor, dass Šenoa von Wien aus das Projekt der Modernisierung und Kroatisierung im Rahmen des Habsburgerreiches ungehindert fortsetzen konnte, denn eine »gesamtimperiale Kultur und Identität wurde nicht erzwungen, die ho- rizontale gesellschaftliche Integration blieb begrenzt«,70 d.h., die Balance zwischen den »universal-kaiserlich[en]« und »partikular-national[en]«71 Tendenzen wurde gehalten. So kann seine publizistische Tätigkeit in Wien als eine Bewegung zwi- schen den Kulturen gedeutet werden, denn seine Texte wirken aus der Ausgangs- kultur in die nationale, immer noch nicht einheitlich definierte Kultur zurück. Von einem kroatozentrischen Standpunkt aus berichtet er über die kroatische Ge- schichte, wendet sich jedoch repräsentativ an die gesamte »jetzige[…] Slavenwelt«,72 genauso wie die damals in Wien tätige Gesellschaft Slovanská Beseda. So wird das monarchistische Zentrum nicht als eine bedrohliche Instanz wahrgenommen, sondern bietet zugleich produktive Impulse an, die danach im peripheren Raum der Monarchie weiterentwickelt werden konnten. Jedoch wird die Dominanz des politischen und kulturellen Zentrums in kroatischen Literaturgeschichten oft be- harrlich als »panische, fast unerklärliche Angst vor der deutschen Literatur« oder »Haß gegen Habsburger«73 tradiert.74 Stattdessen wird Wien bei Šenoa zu einem Zentrum, das er als Basis und Vorbild für die Weiterentwicklung der Provinz nutzt und sich somit auch an der Entstehung neuer nationaler Zentren beteiligt. Man kann sagen, die Energie des Zentrums wird an die Provinz delegiert. In seinen Artikeln in den Slavischen Blättern definiert Šenoa Wien als eine Stadt, die »von jeher der Berührungs- und Sammelpunkt der verschiedenen Elemente slavischen Volksthums« gewesen sei, weshalb das monarchische Zentrum als ein produkti- ver Transferort bezeichnet werden könne, in dem man »minder bewacht« werde, so dass man »ungleich freier und regerer [sic!] als in den Provinzen selbst«75 tä- 69 | Osterhammel, Jürgen: Expansion und Imperium. In: Burschel, Peter (Hg.): Historische Anstöße. Festschrift für Wolfgang Reinhard. Berlin: Akademie 2002, S. 371-392, hier S. 386. 70 | Osterhammel: Verwandlung der Welt, S. 625. 71 | Anderson, Benedict: Die Erfindung der Nation. Zur Karriere eines folgenreichen Kon- zepts. Übers. v. Benedikt Burkard. Frankfurt a.M./New York: Campus 1996, S. 89. 72 | Šenoa: Peter von Preradović [I], S. 437. 73 | Frangeš/Živančević: Povijest hrvatske književnosti, S. 236. 74 | Für eine kulturwissenschaftliche Analyse der kroatischen Literaturgeschichte von Fran- geš unter dem Aspekt der Bestätigung der nationalen Ideologie vgl. Žužul, Ivana: Moć (fikci- je) književnopovijesne naracije. Kulturološka analiza Frangešove Povijesti hrvatske književ- nosti. [(Fiktive) Macht der literaturgeschichtlichen Narration. Eine kulturwissenschaftliche Analyse der Kroatischen Literaturgeschichte von Ivo Frangeš]. In: Umjetnost riječi. Časopis za znanost o književnosti 3-4 (2010), S. 153-174. 75 | Šenoa: Dr. Siegfried Kapper, S. 570.
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Transdifferenz und Transkulturalität Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Titel
Transdifferenz und Transkulturalität
Untertitel
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Autoren
Alexandra Millner
Katalin Teller
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-3248-8
Abmessungen
15.4 x 23.9 cm
Seiten
454
Schlagwörter
transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
Kategorie
Kunst und Kultur
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