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Transdifferenz und Transkulturalität - Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
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Versuche der Horizonterweiterung 303 Denn sie konnten nichts erreichen Oh, sie konnten nichts erreichen.35 Eine maßgeblichere Rolle übernahm in der Vermittlung von Identitäts- und Alteri- tätskonstruktionen die Prosa, da ihr in der Zeitschrift mehr Platz eingeräumt wur- de und sie als Medium des Erzählens und Gedächtnisses die nationalen Narrative literarisch konfiguriert und ausführlicher präsentieren kann. In komprimierter Form gibt die Anekdote Wie unser Herrgott den Siebenbürgern ihr Los zuteilte von Hans Ungar kulturell dominante Wahrnehmungsmuster wie- der, die in diversen Erzählungen variiert wurden. Demnach habe Gott den Sachsen viel Glück geschenkt, den Szeklern gute Arbeit, den Walachen die Berge und den Zigeunern nichts. Die diachrone Verbindung zur außerliterarischen Wirklichkeit stellt der Ausklang her, durch den Vorurteile mithilfe von Gattungsmustern in Schemata transformiert werden: Und so ist es bis auf den heutigen Tag: der Sachse hat viel Glück, der Székler gute Arbeit und Mühe, der Walache die Berge, der Zigeuner aber hat gar nichts als 5 Finger und den Trost, daß sie ihm an allem kleben bleiben können – ob es nun dem glücklichen Sachsen, dem ge- plagten Székler oder dem Gebirgswalachen gehört.36 Analoge Klischees sind das Produkt normaler kognitiver Prozesse beziehungswei- se gemeinsamer Kultur, und als kleinste imagologische Einheiten strukturieren sie das Wissen über das Eigene und das Andere.37 Ähnliche allgemeine und kontextu- elle ethnische Stereotype bezüglich der interethnischen Relationen38 lassen sich zahlreich finden, da nationale Differenzen grundsätzlich durch die Vermittlung bekannter Topoi und deren variierende Iteration konstruiert werden können. Ein Sammelsurium von Auto- und Heterostereotypen sind die in Fortsetzung veröf- fentlichten Sächsischen Dorfgeschichten von Johann Plattner, die sprachlich einer- seits dialektale Färbung erkennen lassen, andererseits rumänische und ungarische Ausdrücke einbauen, sie aber, indem sie zusätzlich übersetzt werden, als Fremd- körper markieren.39 Der Sprachgebrauch wird auch explizit reflektiert, wenn zwei rumänische Bauern einen sächsischen Dialog verfolgen: 35 | Ady, Andreas: Die magyarischen Erlöser. Übers. v. Eduard Schullerus. In: Die Karpathen 15 (1911), S. 454. 36 | Zwei sächsische Parabeln. Nacherzählt von Hans Ungar. In: Die Karpathen 10 (1910), S. 300-301, hier S. 300. 37 | Vgl. Beller, Manfred: Perception, image, imagology. In: ders./Leerssen, Joep (Hg.): Imagology. The Cultural Construction and Literary Representation of National Characters. A Critical Survey. Amsterdam/New York: Rodopi 2007, S. 3-17, hier S. 13. 38 | Für die Anwendung des Terminus ›Stereotype‹ in der untersuchten Region vgl. u.a. Ignat- Coman, Luminița: Imaginea de sine la Românii ardeleni în perioada dualistă [Das Selbstbild der Siebenbürger Rumänen während des Dualismus]. Cluj-Napoca: Argonaut 2009, S. 25. 39 | S. u.a. Plattner, Johann: Sächsische Dorfgeschichten: Schatzgräber. In: Die Karpathen 1 (1909), S. 3-6; ders.: Sächsische Dorfgeschichten: Der Karfunkelstein. In: Die Karpathen 3 (1909), S. 67-77.
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Transdifferenz und Transkulturalität Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Titel
Transdifferenz und Transkulturalität
Untertitel
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
Autoren
Alexandra Millner
Katalin Teller
Verlag
transcript Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-3248-8
Abmessungen
15.4 x 23.9 cm
Seiten
454
Schlagwörter
transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
Kategorie
Kunst und Kultur
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