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Zwischen Kulturen und Identitäten 327
dem unermüdlichen bukowinaweiten Engagement in der Bildungsvermittlung für
Mädchen, die auf die Förderung einer selbstbewussten Vision und einer besseren
Zukunft für Frauen abzielte, sowie in der Unterstützung von Kindern aus armen
Familien verdankt die Gesellschaft die Aufnahme in den Wiener Frauenerwerbs-
verein unter dem hohen Protektorat von Maria Josepha von Habsburg, Erzherzogin
von Österreich.
Doch nicht nur die Gesellschaft Rumänischer Frauen in der Bukowina, son-
dern auch die deutschsprachige Zeitungslandschaft samt ihrer Literaturvermitt-
lung ist eine besonders wichtige Schnittstelle, an der unterschiedliche Elemente
habsburgischen Einflusses sichtbar werden. Freilich spielte der besondere Status
der deutschen Sprache eine tragende Rolle in der Herausbildung einer vielfältigen
Czernowitzer Publizistik, die erstens auf eine solide Identitätszugehörigkeit zum
deutschsprachigen Zentraleuropa, zweitens auf die Beziehungen zwischen den
einzelnen Nationalitäten und Kulturen und drittens auf einen intensiven kultu-
rellen wie intellektuellen Transfer zwischen dem Czernowitzer Mikrokosmos und
dem Wiener Makrokosmos hinweisen mag. So erscheint die Form des Feuilletons,
eine in der österreichischen und deutschen Presse traditionsreiche Rubrik der Li-
teratur- und Kulturvermittlung, als Bindeglied zwischen den drei angeführten Di-
mensionen. Denn gerade angesichts des Grundgedankens dieser Periodika mag
das Feuilleton nicht nur ein Anlass sein, das Interesse für aktuelle Themen aus
der österreichischen und deutschsprachigen Lebenswelt aufrechtzuerhalten, es be-
stätigt auch die intellektuellen Ansprüche einer sich zusehends emanzipierenden
Leserschaft, sollte indessen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es selbstver-
ständlich jenseits des eigentlichen informativen Teils auch vorsätzlich meinungs-
bildend und -formend war. Da der spezifische soziokulturelle Kontext eine ebenso
wichtige Rolle wie der zeitliche spielt, treten in der temporalen Abfolge der litera-
rischen Zeugnisse im untersuchten Zeitungsmaterial unterschiedliche Inhalte in
den Vordergrund. Dies hängt natürlich mit einem Entwicklungsprozess zusam-
men, dem die deutschsprachigen Periodika ausgesetzt waren: Waren die Blätter
um 1860 noch Gelegenheitspublikationen von provinziellem und oft prekärem
Niveau, so standen sie mit dem Erscheinen der Bukowinaer Rundschau und der Bu-
kowinaer Nachrichten zwischen 1882 und 1888 für einen demokratischen, liberalen
Diskurs und für die Anerkennung der bürgerlichen Rechte ein. Schließlich spie-
gelt die Presse als Zeuge und zugleich Mitwirkende einen Entwicklungsprozess
des Lesepublikums sowie eine Annäherung an die Moderne, selbst in politischer
Hinsicht, wider. Paradigmatisch für einen solchen Zeitgeist ist das Bedürfnis nach
relevanter Berichterstattung, und dies traf hier genauso auf die Entstehung der
Informationsblätter im Gegensatz zu den ursprünglich von der Konkurrenz durch
andere Medien noch ganz unbeeinträchtigten Parteiblättern zu. Die folgende Phase
(1900–1907) signalisierte eine neue Etappe im Urbanisierungsprozess, die durch
mänischer Frauen in der Bukowina), Mai 1914, Kronstadt]. In: Mihăilescu (Hg.): Din istoria
feminismului românesc, S. 165-169; Stratilescu, Eleonora: Congresul de la Sibiu al Uniunii
Femeilor Române din Austro-Ungaria, în Unirea Femeilor Române, iunie 1914 [Der Hermann-
städter Kongress der Gesellschaft Rumänischer Frauen in der Bukowina, in Die Vereinigung
Rumänischer Frauen, Juni 1914]. In: Mihăilescu (Hg.): Din istoria feminismului românesc,
S. 169-177; Mihăilescu, Ștefania: Introducere [Einführung]. In: dies. (Hg.): Din istoria femi-
nismului românesc, S. 11-55.
Transdifferenz und Transkulturalität
Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
- Titel
- Transdifferenz und Transkulturalität
- Untertitel
- Migration und Alterität in den Literaturen und Kulturen Österreich-Ungarns
- Autoren
- Alexandra Millner
- Katalin Teller
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3248-8
- Abmessungen
- 15.4 x 23.9 cm
- Seiten
- 454
- Schlagwörter
- transdifference, transculturality, alterity, migration, literary and cultural studies, Austria-Hungary, Transdifferenz, Transkulturalität, Alterität, Migration, Literatur- und Kulturwissenschaften, Österreich-Ungarn
- Kategorie
- Kunst und Kultur