Seite - 13 - in Über Bücher reden - Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
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© 2021 V&R unipress, Brill Deutschland GmbH
ISBN Print: 9783847113232 – ISBN E-Lib: 9783737013239
auf die Lektürewahl untersucht. Gleichsam in einem Close Reading der Auf-
zeichnungstranskripte wird der in zwei Lesekreisen völlig unterschiedlich ver-
laufende Entscheidungsprozess, der in beiden Fällen zur Auswahl von Patrick
Modianos Roman Im Café der verlorenen Jugend führte, einer Detailanalyse
unterzogenundmitHilfevonadaptiertenModellenausderEntscheidungs-und
Mediennutzungstheorie (Recognition-Heuristik, Involvement, Uses andGrati-
ficationsApproach) erläutert.
ClaudiaDürr analysiert Lesekreise auswissenstheoretischerPerspektive. Ihr
Beitrag definiert Lesegemeinschaften als „Praxisgemeinschaften“ („communi-
ties of practice“, EtienneWenger) und zeigt, wie Lesekreise einerseits in einen
größeren Kontext – das literarische Feld – eingebettet agieren, andererseits
gleichzeitig eigene Wertungsprinzipien und Spielregeln entwerfen, um den
Umgangmit Literatur als sinnstiftend zu erfahren. Lernen bedeutet in diesem
ZusammenhangnichtnurdieAkquirierungvonWissenoderdenErwerbeiner
überprüfbarenKompetenz imSinnedesVorher/Nachher, sonderneinen sozia-
lenProzess, derAuswirkungenaufdie Identität hat.
Gerda E. Moser geht der Frage nach, inwiefern die Beteiligung an einem
Lesekreis für Leser*innen vergnüglicheAspekte enthält, wie und vor allemauf
welchen Ebenen sichVergnügenmanifestiert. In der Analyse der drei imKla-
genfurter Lesekreis-Projekt beforschtenGruppen zeigt sich, dassVergnügen in
multiperspektivischer und multifaktorieller Hinsicht erlebt wird, auf sozial-
kommunikativerundemotionalerEbeneebensowieaufeinereher intellektuell-
textfokussiertenanalytischenEbene.DieeinzelnenGruppenunterscheidensich
in ihrenAnsprüchenanetwas,dasVergnügen sein soll, und imAusagierendes
Vergnüglichen selbst. DieUnterschiede zwischendem,was als vergnüglich be-
trachtetwird, liegen inder jeweiligenGruppenidentität begründet.Gemeinsam
ist den Lesekreisen jedoch das Vergnügen am kommunikativen Austausch,
verlaufeernunmiteinander,mituntergegeneinanderoderauchnebeneinander.
Katharina Evelin Perschak legt denFokus ihres Beitrags auf dasKommuni-
kationsverhalten von Online-Lesegemeinschaften im Vergleich mit Face-to-
Face-(F2F)-Lesekreisen. Neben einemÜberblick über dominante Formen der
Online-Lesegemeinschaften (darin der Matrix Bob Steins folgend), bietet der
Beitrag eineDetailanalysederDiskussionenzu JohnWilliamsRomanStoner in
Lesekreisen und Online-Formaten. Perschaks Fazit: Gemeinsamkeiten und
Unterschiede zwischenOnline- undF2F-Diskussionen korrelierenmit dem je-
weiligenOnline-Format (BuchdiskussionenoderReadalongs).
AnkeVogelanalysiertamBeispielvonT.C.BoylesWenndasSchlachtenvorbei
istUnterschiede, Gemeinsamkeiten undVerquickungen von persönlicher, un-
vermittelter literarischer Anschlusskommunikation und einschlägiger Online-
Kommunikation. IhrBeitragzeigtauf,welcheCharakteristikaderFace-to-Face-
Kommunikation über Literatur sich nur schwer oder gar nicht inmedial-ver-
Einleitung 13
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Über Bücher reden
Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
- Titel
- Über Bücher reden
- Untertitel
- Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
- Autor
- Doris Moser
- Herausgeber
- Claudia Dürr
- Verlag
- V&R unipress
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-1323-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 262
- Kategorie
- Lehrbücher