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© 2021 V&R unipress, Brill Deutschland GmbH
ISBN Print: 9783847113232 – ISBN E-Lib: 9783737013239
mittelter Anschlusskommunikation abbilden lassen und welchen Stellenwert
diese charakteristischenElemente fürdieRezeptionaufweisen.
RenateGiacomuzzi,GerdaE.MoserundVeronikaSchuchtervergleichenden
Umgang von Face-to-Face-Lesegruppen mit Romanen von T. C. Boyle, John
Williams, Urs Widmer, Zsuzsa Bánk, Nadine Kegele und Herta Müller mit
Wertungen derselben Romane durch die Literaturkritik in Rezensionen. Im
Zentrum des Beitrags steht die Frage, ob Lesekreis-Diskussionen weniger an
ästhetischenKriterienalsanpersönlichenErfahrungenderTeilnehmerorientiert
sind. In der Folge legen die Autor*innen auf Basis des empirischenMaterials
Unterschiedebzw.Parallelen inBegründungsmusternundRezeptionsschemata
offen.
Den zweitenAbschnitt eröffnetGuidoGraf. Er beleuchtet in seinemBeitrag
die unterschiedlichen Konventionen, Kommunikationspraktiken, Wertungen
und Zielgruppen von professionalisierter und deprofessionalisierter Literatur-
kritik im Kontext von ‚Social Reading‘. Mit Blick auf kommerzielle Online-
PlattformenwieLovelyBooksundGoodreadsundanhandvonzweialternativen
Fallbeispielen–Online-DiskussionenderRomanevonDavidFosterWallaceund
von Clemens Setz – analysiert Graf Verfahren kollektiver und kollaborativer
Literaturrezeption und -kommunikation vor demHintergrund eines grundle-
gendenStruktur-undFunktionswandels vonLiteraturkritik.
RenateGiacomuzzi fragt nachdemStellenwert vonBlogs inder und fürdie
Literaturkritik und gibt damit Einblick in eine seit Jahrenmehr oder weniger
heftig geführte Diskussion um die Korrumpierbarkeit von Literaturkritik in
Zeiten der „ästhetischenÖkonomie“. Giacomuzzi zeigt, dass Buchblogger, die
ursprünglich angetreten sind, umals Independents der vermeintlich zumarkt-
orientiertenLiteraturkritikeineunabhängigeStimmeentgegenoderzurSeitezu
stellen, letztlich genausowenig dem Spannungsfeld zwischenAutonomie und
Kommerz entkommen konnten wie seinerzeit die professionalistische Litera-
turkritik indenFeuilletonsdes19. Jahrhunderts.
KatharinaPetzoldunterziehtdiekommunikativenPraktikenderBlogosphäre
einer genauen Lektüre. Der Fokus liegt auf Bücherblogs als Plattformen für
Vergemeinschaftung und somit als Teil von Interpretationsgemeinschaften, in
denen sich Identitätsarbeit, soziale Performanz, Aushandlungs- und Konfor-
mierungsprozesse überlagern. In Petzolds Analyse spezifischer Formate (Chal-
lenges,Blogtours)zeigt sich,dassdieBuch-Blogger*innen-Communitygenauso
heterogenzu sein scheintwiedie analogenLesegemeinschaften.PetzoldsFazit:
Eigenständige, aktivistischeVergemeinschaftungsstrukturen sind zwar erkenn-
bar, ihr Potential ist aber (noch)nicht ausgeschöpft.DieDichotomie zwischen
Hochliteratur undGenre-/Unterhaltungsliteratur reproduziert sich in den dis-
kursivenPraktikenderBlogotope. DorisMoser
/ClaudiaDürr14
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Über Bücher reden
Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
- Titel
- Über Bücher reden
- Untertitel
- Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
- Autor
- Doris Moser
- Herausgeber
- Claudia Dürr
- Verlag
- V&R unipress
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-1323-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 262
- Kategorie
- Lehrbücher