Seite - 136 - in Über Bücher reden - Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
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© 2021 V&R unipress, Brill Deutschland GmbH
ISBN Print: 9783847113232 – ISBN E-Lib: 9783737013239
prinzipiell lässtsichhistorischwiegegenwärtig jedeMediennutzunggenausoals
‚einsam‘wie ‚sozial‘beschreiben.“20DieVorlesesituationetwamachtdies leicht
deutlich, inLesegruppen istdiese allerdingsnichtdieRegel.
Einen weiteren deutlichen Unterschied zwischen online und offline ge-
führtenFormenderAnschlusskommunikation stellendieMöglichkeitenund
Zielsetzungen ökonomischer Beeinflussung dar. Breyer-Mayländer und Bra-
mann führen in diesemZusammenhang denBegriff „Social Commerce“ ein,
wobei es sichumden
von sozialenGruppen, derenKommentierung undBeteiligung abhängige[n]Handel,
der die Kommunikation der Kunden und die Transparenz desMarktes fördert und
dadurch Absatzvorgänge erst ermöglicht [handelt]. Er stellt damit die Synthese aus
klassischem angebotsorientiertem E-Commerce und der Partizipation des Web 2.0
bzw.desSocialWebdar.21
Grundsätzlich gestaltet sichnachBreyer-MayländerundBramanneinedirekte
Einflussnahme auf Meinungsführer, beispielsweise durch Verlage, schwierig,
weildieSensibilität gegenüber (verdeckten)PR-Maßnahmenrechthoch istund
die Unabhängigkeit der Kommunikation geschätzt wird.22Andererseits ist es
durchaus gängige Praxis von Verlagen, kostenlose Leseexemplare für Online-
Leserundenzuverlosenoder zurVerfügungzu stellenunddies anAuflagenzu
knüpfen, etwadieErstellungundVerlinkungvonRezensionen.Kuhn sieht das
Marketingpotenzial vonLesegemeinschaftenalsweitgehenderkannt an:
Lesegemeinschaften in digitalen Netzwerken sind in diesen Zusammenhängen Teil
ausgefeilterGeschäftsmodellevonIntermediärenzwischenAnbieternundNachfragern
vonTexten.23
Objedoch tatsächlich„diemeistenLesegemeinschaften[…]gegenwärtigdirekt
oder indirekt, demLeser bewusst oder unbewusst über denBuchhandel orga-
nisiert“24werden,seidahingestellt;beiderMasseanLesegemeinschaftenundder
schlechten Datenlage zu diesen können derartige Aussagenmomentan kaum
getroffen werden; allenfalls kann gesagt werden, dass die bekannten, reich-
weitenstarken Lesegemeinschaften in der Regel einen Branchenhintergrund
aufweisen.WarumdasEngagementderBuchbranche imBereichSocialReading
recht groß ist, wird an den Ausführungen Jungens zumDuMont Buchverlag
deutlich, der anscheinend über die PlattformLovelyBooks eine große Zahl an
Multiplikatorenerreicht,„derenMeinungendannauchanvielenanderenStellen
20 Kuhn2015, S. 428.
21 Breyer-Mayländer/Bramann2017, S. 103–140.
22 Vgl. ebd., S. 49.
23 Kuhn2015, S. 441.
24 Ebd.
AnkeVogel136
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Über Bücher reden
Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
- Titel
- Über Bücher reden
- Untertitel
- Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
- Autor
- Doris Moser
- Herausgeber
- Claudia Dürr
- Verlag
- V&R unipress
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-1323-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 262
- Kategorie
- Lehrbücher