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Über Bücher reden - Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
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© 2021 V&R unipress, Brill Deutschland GmbH ISBN Print: 9783847113232 – ISBN E-Lib: 9783737013239 Review-Kommentar-Threads aggregieren sich zu einer temporären Gemein- schaft, die sichnicht vorrangig anhierarchisierendenWertungenorientiert. Die sozialePraxis derLiteraturhat imZugederdigitalenTransformation in denLektürenundinderWeise,wieüberdasGelesenekommuniziertwird,neue Wegeabgesteckt,diejenseitsalterAutoritätsansprücheverlaufen,wiesieetwaim zwanzigstenJahrhundertdasFeuilletonunddiespezialisierteLiteraturkritik für eine an diesen Distinktionen orientierte Bildungsöffentlichkeit etabliert hatte. Diese neuenWege sindunsicher undwerdenunsicher bleiben, sie brechen ab, probieren immer wieder überraschendeKreuzungen oder hören auch einfach auf. Der epochale Gültigkeitsanspruch vonWertungen spielt für diese fluide PraxiskaumnocheineRolle.WasimUmkehrschlussnichtbedeutet,dassKritik nichtmehr stattfindet.DieRelevanzvonKritik, ob inDetails oder inBezugauf größereStrukturenwieWerkeoderThemen, lässt sich ineinervondensozialen Medien geprägten digitalen Kommunikation, wie ich sie hier amBeispiel von Social Reading zeigenmöchte, eher prozessual als in denKategorien einer in- stitutionalisiertenunddamit professionalisiertenLiteraturkritik ermitteln.Das hatKonsequenzen fürdieKritik und fürdenBegriff vonKritik.Undnatürlich sinddieseKonsequenzenvordemHintergrundeines grundlegendenStruktur- und Funktionswandels von Literaturkritik zu sehen, wie er nicht erst, aber ve- hement im Zuge der digitalen Transformation der letzten zwei Jahrzehnte zu beobachten ist. Als Strukturwandel ist dieserProzessvielfachbeschriebenworden.4Wiesich die Funktion vonLiteraturkritik verändert hat, wird in diesenBeschreibungen meist nur amRandebeleuchtet.DiehäufigsteArgumentationsfigur– zunächst im Feuilleton und dann kaum variiert in literaturwissenschaftlichenUntersu- chungen– folgt derVorstellung,dassLiteraturkritik einewesentlicheFunktion hat–nämlich,diegutevonderwenigergutenLiteraturzuscheiden,dieimLaufe der Zeit diverse Abstriche oder Erweiterungen erfahren hat. Literarische Pro- duktionen werden als kulturelle Artefakte verstanden, diemehr oder weniger großeRelevanz zur SelbstbeschreibungderGesellschaft haben, ausder sie her- vorgehen. Dass es sich bei dieser Gesellschaft vor allem um eine bürgerliche handelt und es sie auch noch nicht – gemessen an der deutlich längeren Ge- schichte literarischerProduktion–solangegibt,dassgegenwärtigdieFortdauer dieser Zivilgesellschaft nicht garantiert sein muss und damit auch nicht die Notwendigkeit der Selbstbeschreibung und kritischen Reflexion, wird in den turnusmäßigenBestandsaufnahmenzurSeelenlagederLiteraturkritikoftnicht bedacht. Die für einendurchaus überschaubarenhistorischenZeitraumentwi- 4 Vgl. Eder et al. 2016,Perlentaucher.de2015,Kaulen/Gansel2015,Basting2013,Anz 2010,Büttner2009,Schwens-Harrant2008,Nickel2005,Anz/Baasner2004,Neuhaus 2004,Miller/Stolz2002,Albrecht2001,Löffler1999,Schneyder1998,Altmann1983. SocialReadingundLiteraturkritik 173 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Über Bücher reden Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
Titel
Über Bücher reden
Untertitel
Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
Autor
Doris Moser
Herausgeber
Claudia Dürr
Verlag
V&R unipress
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7370-1323-9
Abmessungen
15.5 x 23.2 cm
Seiten
262
Kategorie
Lehrbücher
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