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Über Bücher reden - Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
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© 2021 V&R unipress, Brill Deutschland GmbH ISBN Print: 9783847113232 – ISBN E-Lib: 9783737013239 lerischenElite dieAnerkennung verwehrtwordenwar: „Die literarischeKritik, dieindeutschenZeitungenundZeitschriftenausgeübtwird,hatwederdurchden GradihrerErziehungnochdurchdenihrerEinsichtendengemeinstenAnspruch auf Achtung“14 – so zitiert Hohendahl aus Rudolf BorchardtsRede über Hof- mannsthal, umdie gereizte Desavouierung der Elite angesichts des professio- nalisiertenRezensionswesens jenerZeit vorzuführen.15 Auchwenn es legitim erscheint, zwei Phasenmiteinander zu vergleichen, in denen es zu großenMedienumbrüchen kam, gilt es hier doch, einen funda- mentalen Unterschied hervorzuheben. Während der von Hohendahl zitierte UnmutBorchardts vermutlich eher einer narzisstischenKränkung zuzuschrei- ben ist als der Angst vor Konkurrenz mit konkreten marktwirtschaftlichen Folgen, stellt sich die Situation im Zeitalter der digitalen Medien geradezu spiegelverkehrt dar:Hier handelt es sichnichtmehrumeinenReputationsver- lust, den die Literaturkritik angesichts der feindlichenÜbernahme des Feldes durchNo-Names erleidenmuss, die ihreAufgabenichtmehr indenDienst von BildungundKunst, sondernvonVerlagenundBuchmarkt stellen–hiergehtes umdieUnterwanderung einesMarktes durchGratis-Angebote, die in direkter ökonomischer Konkurrenz zur professionellen Literaturkritik stehen. Diese wehrt sich dagegen aus nachvollziehbarenGründen – ähnlichwie in derUm- bruchsphaseEndedes19.Jahrhunderts–mitVerweisaufdieeigeneKompetenz. MangelanBildung,Schreib-undUrteilskompetenzundvorallemAbhängigkeit vomMarktsinddieamhäufigstenvorgebrachtenVorwürfeundArgumente,die gegendieLaienkritik inimmerwiederundimmernochaufbrandendenDebatten in Print- und Online-Medien vorgebracht werden. Eine breitere öffentliche Wahrnehmung des Phänomens der Laienkritik begann einerseitsmit dem er- folgreichenEinsatzvonKundenbewertungendurchden1995gestartetenOnline- (Buch)händlerAmazon,demErfolgvonLeserforen,wiedasvonderHoltzbrinck- Verlagsgruppe2007gestarteteProjektLovelyBooksunddiePlattformGoodreads, dieaufgrund ihresErfolgs2013vonAmazongekauftwordenwar,undnatürlich auchmitderExpansionderBlogs, die vor allemdurchdie seit 2003vonWord- PressundGoogle,mitblogspot.com, angebotenen freienWeblog-Anwendungen einen enormenZuwachs erreichten. InderwissenschaftlichenBetrachtungdes Phänomens hielt sich für längere Zeit –wie Thomas Ernst es noch 2015 for- muliert – eine „recht eingeschränkte[n] und skeptische[n] Perspektive“ der Online-Literaturkritik gegenüber.16Er selbst schlägt vor, diemethodisch nicht mehrhaltbareUnterscheidungExpertevs.LaieaufzugebenundmitBegriffenzu arbeiten, die dem in den sozialenMedien beobachtbaren Rollenwechsel vom 14 Ebd., S. 41. 15 Vgl. ebd. 16 Ernst2015, S. 101. RenateGiacomuzzi186 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Über Bücher reden Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
Titel
Über Bücher reden
Untertitel
Literaturrezeption in Lesegemeinschaften
Autor
Doris Moser
Herausgeber
Claudia Dürr
Verlag
V&R unipress
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7370-1323-9
Abmessungen
15.5 x 23.2 cm
Seiten
262
Kategorie
Lehrbücher
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