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1.3. DIE THUN’SCHEN REFORMEN IN DER FORSCHUNG 41
1938. Das medizinisch-chirurgische Studium, das bis zur Gründung der me-
dizinischen Fakultät im Jahr 1869 bestand, war nicht eigentlicher Teil der
Universität. Da die Thun’schen Reformen überdies das medizinisch-chirur-
gische Studium nur am Rande berührten, wurde in der vorliegenden Dis-
sertation dieses nicht miteinbezogen. In diesem Sinne kann das Werk von
Huber diese Lücke teilweise kompensieren. Hubers Zugang zu dem Thema
ist vorwiegend institutionsgeschichtlich angelegt, indem er die Geschichte
der Fakultät sowohl mit den Entwicklungen der Medizin, aber auch im Hin-
blick auf die Ansprüche des Staates an dieselbe in Beziehung setzt. Zumal
die Arbeit ausschließlich anhand von Sekundärliteratur erarbeitet worden
ist, bietet sie allerdings in vielerlei Hinsicht wenig neue Erkenntnisse zu ih-
ren Vorgängern. Ganz im Gegensatz zur Dissertation von Marina Hilber,121
die mit neuen medizingeschichtlichen Ansätzen und der Arbeit mit Quellen
zeigt, dass es gerade in der Medizingeschichte und zur Geschichte der medi-
zinischen Fakultät noch viel unerforschtes Gebiet gibt. Dies betrifft im Üb-
rigen nicht nur die Geschichte der medizinischen Fakultät, sondern – trotz
der bisherigen Forschungen – auch andere Bereiche der Universitäts- und
Wissenschaftsgeschichte in Innsbruck. Für das 19. Jahrhundert gilt dies be-
sonders für die Geschichte der Naturwissenschaften, bei denen anders als
in den geisteswissenschaftlichen Fächern die eigene Fachhistorie meist we-
niger reflektiert wird und daher eine eigene wissenschaftshistorische For-
schung notwendig ist. Dabei verdeutlichen gerade aktuelle Forschungen
zur Ideologieproduktion der Naturwissenschaften in der Habsburgermonar-
chie122 oder zur materiellen Kultur der Wissenschaften123 enormes Erkennt-
nispotential. Ein anderes Untersuchungsfeld, das in der internationalen
Forschung124 derzeit stark verfolgt wird, sind universitäre Sammlungen, ein
Feld, das – abgesehen von der anatomischen Sammlung der medizinischen
schen Studienanstalt.
121 Marina HiLBer, Institutionalisierte Geburt. Eine Mikrogeschichte des Gebärhauses (= His-
toire 33), Bielefeld 2012.
122 Vgl. etwa Deborah R. coen, Climate and Circulation in Imperial Austria, in: The Jour-
nal of Modern History 82 (2010), S. 839–875, asH et al., The Nationalization of Scientific
Knowledge in Nineteenth-Century Central Europe.
123 Vgl. etwa Marianne kLemun, Introduction: ‘Moved’ Natural Objects – ‘Spaces in Between’,
in: HOST. Journal of History of Science and Technology 5 (2012), S. 1–7; Marianne kLemun/
Ana carneiro (Hgg.), Seeing and Measuring, Constructing and Judging: Instruments in
the History of the Earth Sciences (= Centaurus, Special Issue 53/2) 2011. Siehe dazu auch
die Forschungen vom Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin, Abtei-
lung Artefacts, Action, and Knowledge, [http://www.mpiwg-berlin.mpg.de/de/forschung/
projects/departmentSchaefer], 23.09.2014.
124 Vgl. dazu etwa die Aktivitäten von Universeum – European Academic Heritage Network,
bzw. UMAC – University Museums and Collections.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen