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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit
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1.3. DIE THUN’SCHEN REFORMEN IN DER FORSCHUNG 61 obschon er sonst den Zusammenhang zwischen Thuns Kulturpolitik und dessen Staatsauffassung richtig gedeutet habe. Alle bisherigen Deutungen krankten aus Thienen-Adlerflychts Sicht daran, dass sie nur einen Teil von Thuns Schaffen betrachteten und daher zu einseitigen Urteilen neig- ten. Betrachte man aber Thuns vollständiges Werk, das die Schaffung einer föderalen, neoständischen Gesellschaft anstrebte und kulturpolitisch eine Volkserweckung im Sinn hatte, würde sich sein gesamtes Tun zu einem ein- heitlichen Bild zusammensetzen. Wesentlich dabei ist, dass der Autor Thun in den Spätjosephinismus des Vormärz einbettet und den Einfluss Bernard Bolzanos231 herausstreicht.232 Damit knüpft er direkt an die Arbeiten von Eduard Winter233 zu Bernard Bolzano und dessen Kreis an.234 Winter hat den Einfluss des Prager Philosophen auf Thun als Erster hervorgehoben und war überzeugt, dessen frühliberalen Neuhumanismus auch in den Reformen nach 1848 zu erkennen. Thun („dieser katholische, konservativ-aristokra- tische, bohemoslawische Großösterreicher“235) kennzeichnet er als weitsich- tigen Politiker, der die Reformen von Exner und die erkämpften Freiheiten von 1848 verteidigte.236 Einig sind sich Winter und Thienen-Adlerflycht auch darin, dass sich in Thun und seinen Reformen die Ansichten von Bolzano mit der praktischen Pädagogik von Herbart durch die Vermittlung von Exner verbanden.237 Durch den Einfluss von Herbart sei auch der stark idealisti- sche Zug, der die preußischen Reformen kennzeichnet, in Österreich weniger deutlich ausgeprägt, was sich etwa in einer ausgeglichenen Verteilung zwi- schen humanistischen und realistischen Fächern in der Gymnasialordnung 231 Bernard Bolzano (Prag 1781–1848 Prag), Priester, 1806–1820 Prof. für Religionswissen- schaft an der Universität Prag. 232 Damit stellte er sich auch gegen Lhotskys Auffassung, der mit Thun das Ende des Josephi- nismus in Österreich ansetzt. 233 Eduard Winter (Grottau 1896–1982 Berlin), Priester und Historiker, 1919 Priesterweihe, ab 1934 o. Prof. für Kirchengeschichte an der deutschen Universität Prag, 1940 Heirat und Exkommunikation, Leiter des Instituts für osteuropäische Geistesgeschichte der Rein- hard-Heydrich-Stiftung in Prag, 1945 Vertreibung aus Prag, 1947 Prof. in Wittenberg, 1951 Prof. an der Humboldt-Universität Berlin, ab 1955 Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 234 Vgl. Eduard winter (Hg.), Der Briefwechsel Bernard Bolzanos mit Franz Exner (= Bernard Bolzano’s Schriften 4), Prag 1935; Eduard winter, Bernard Bolzano und sein Kreis. Darge- stellt mit erstmaliger Heranziehung der Nachlässe Bolzanos und seiner Freunde, Leipzig 1933; Eduard winter, Graf Leo Thun, in: Erich Gierach (Hg.), Sudetendeutsche Lebensbil- der, Prag 1934, S. 301–304. 235 Eduard winter, Frühliberalismus in der Donaumonarchie. Religiöse, nationale und wis- senschaftliche Strömungen von 1790–1868 (= Beiträge zur Geschichte des Religiösen und wissenschaftlichen Denkens 7), Berlin 1968, S. 261. 236 winter, Frühliberalismus in der Donaumonarchie, S. 223–229, S. 261. 237 Vgl. winter, Der Briefwechsel Bernard Bolzanos mit Franz Exner, S. XIX–XX.
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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 Aufbruch in eine neue Zeit
Titel
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Untertitel
Aufbruch in eine neue Zeit
Autor
Christof Aichner
Verlag
Böhlau Verlag
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20847-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
512
Schlagwörter
University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860