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1 DIE UMSETZUNG DER THUN-HOHENSTEIN’SCHEN
REFORMEN62
zeige.238 Eduard Winter sowie auch Thienen-Adlerflycht betonen die Rolle
der Böhmen im Umkreis von Thun. Insbesondere Winter versuchte damit
– wohl auch seiner späteren Situation als Professor in der DDR geschuldet
– eine frühe Verständigung von Slawentum und Deutschtum zu zeigen.239
1.3.2.4.1. Srbik – Borodajkewycz – Winter
Winter hatte sich schon seit den 1930er-Jahren mit Thun beschäftigt und für
diese Zeit lässt sich ein Beziehungsdreieck herausarbeiten, das für die For-
schungsgeschichte und die Rezeption von Thun von Interesse ist: nämlich
das Dreieck Eduard Winter – Heinrich Srbik240 – Taras Borodajkewycz241.
Heinrich Srbik war 1929 maßgeblich an der Wiederbelebung der Kommis-
sion für die neuere Geschichte Österreichs beteiligt und hat sich in der Folge
besonders für Aufarbeitung und Edition des Nachlasses von Leo Thun-Ho-
henstein stark gemacht.242 Für die Bearbeitung des Projekts gewann er Ta-
ras Borodajkewycz, einen seiner Schüler.243 Die Finanzierung des Vorhabens
stellte Srbik durch eine außerordentliche Dotation des Unterrichtsminis-
ters sicher. Im Jahr 1936 kamen dann 14 Kartons mit Archivalien aus dem
Thun’schen Familienarchiv ins Haus-, Hof- und Staatsarchiv (HHStA) nach
238 tHienen-adLerfLycHt, Graf Leo Thun im Vormärz, S. 19.
239 Vgl. etwa winter, Frühliberalismus in der Donaumonarchie, S. 225–227; auch Jiri nemec,
Eduard Winter (1896–1982). „Eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der österreichi-
schen Geistesgeschichte unseres Jahrhunderts ist in Österreich nahezu unbekannt“, in:
Karel Hruza (Hg.), Österreichische Historiker 1900–1945. Lebensläufe und Karrieren in
Österreich, Deutschland und der Tschechoslowakei in wissenschaftsgeschichtlichen Por-
traits, Wien, Köln, Weimar 2008, S. 619–675, hier S. 673–674.
240 Heinrich von Srbik (Wien 1878–1951 Ehrwald), Historiker und Politiker, 1912 ao. Prof. an
der Universität Graz, 1917 o. Prof. für neuere Geschichte und Wirtschaftsgeschichte, 1922
o. Prof. für Geschichte der Neuzeit an die Universität Wien, 1929–1930 Unterrichtsminis-
ter, 1938–1945 Präsident der Akademie der Wissenschaften, 1945 aus Universitätsdienst
entlassen.
241 Taras Borodajkewycz (Baden bei Wien 1902–1984 Wien), Archivar und Historiker, 1937
Dozent an der Univ. Wien, 1942–1945 ao. Prof. an der Univ. Prag, 1955–1966 Professor an
der Hochschule für Welthandel in Wien.
242 Siehe feLLner, „… ein wahrhaft patriotisches Werk“, S. 104.
243 Zur Person Borodajkewycz siehe Fritz feLLner/Doris A. corradini, Österreichische Ge-
schichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon (=
Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs 99), Wien 2006;
zu Borodajkewyczs Wirken nach 1945 und die Skandale um seine Person vor allem Gerald
kasemir, Spätes Ende für „wissenschaftlich“ vorgetragenen Rassismus. Die Borodajkewy-
cz-Affäre 1965, in: Michael Gehler (Hg.), Politische Affären und Skandale in Österreich.
Von Mayerling bis Waldheim, Innsbruck 22007, S. 486–501; Heinz fiscHer, Einer im Vor-
dergrund, Wien 1966.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen