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1 DIE UMSETZUNG DER THUN-HOHENSTEIN’SCHEN
REFORMEN70
der Bologna-Prozess und die damit verbundenen Diskussionen um die Auf-
gabe der Universitäten und historische Vorbilder geweckt hat. Damit zeigt
sich ähnlich wie in den 1950er- und 1960er-Jahren, dass aktuelle Entwick-
lungen auch das Interesse an historischen Reformen befeuern. Zu nennen
sind dabei einerseits mehrere Arbeiten von Walter Höflechner281 selbst. Be-
sonders in einem 2010 erschienenen Aufsatz282 fasst er den bisherigen Stand
der Forschung zusammen und untersucht die Thun’schen Reformen insbe-
sondere daraufhin, inwiefern sie durch die sogenannten Humboldt’schen
Reformen beeinflusst worden sind, bzw. davon abhängig waren. Einen
ähnlichen Ansatz wie die vorliegende Arbeit, nämlich die Umsetzung der
Thun’schen Reform für die eine ganze Universität zu untersuchen, besitzt
die Arbeit von Manfred Bauer, der die Reform an der Universität Graz „un-
ter dem Mikroskop“283 betrachtet. Sein Untersuchungszeitraum beschränkt
sich jedoch auf die unmittelbaren Jahre der Reform zwischen 1846 und 1852
sowie auf die philosophische Fakultät der Grazer Universität. Dabei hat er
zweifelsohne zentrale Jahre der Reform untersucht, muss jedoch selbst ein-
gestehen, dass für eine Bewertung der Reformen dieser Zeitraum zu kurz
gewählt ist, zumal sich in dieser Übergangsphase Neues und Altes vielfach
ergänzten bzw. noch in Verhandlung standen. Nichtsdestotrotz verdeut-
licht die Arbeit, wie schwierig die Umsetzung der Reform im Einzelnen war
bzw. welch großen historischen Einschnitt sie in der Grazer Universitäts-
geschichte darstellen. Dass Thun seine Kompetenzen, wie Bauer schreibt,
mehrfach „übersteuerte“284, sieht er besonders den Schwierigkeiten bei der
Reform und Thuns Anspruch geschuldet, die Universität nach seinen Vor-
stellungen zu gestalten. Die Arbeit von Bauer ermöglicht außerdem einen
Vergleich zu der Umsetzung der Reformen in Innsbruck – besonders da die
beiden Universitäten in Größe und Ausstattung Ähnlichkeit besaßen – und
verdeutlicht, wie in den folgenden Kapiteln mehrfach zu zeigen sein wird,
sowohl Parallelen als auch Unterschiede in beiden Hochschulen.
Die zum 650-Jahr Jubiläum der Universität Wien herausgegebenen
Bände geben zumindest teilweise einen Einblick in die Umsetzung der
Thun’schen Reform. Allerdings findet sich dort auf Grund des längeren
281 HöfLecHner, Österreich: eine verspätete Wissenschaftsnation?; Walter HöfLecHner, Zum
System Wissenschaft und seinen institutionellen Komponenten in Österreich bis zum
Zweiten Weltkrieg, in: Karl Acham (Hg.), Geschichte der österreichischen Humanwissen-
schaften, Wien 2004, S. 481–544.
282 HöfLecHner, Nachholende Eigenentwicklung?
283 Manfred Bauer, Eine Reform unter dem Mikroskop. Die Umsetzung der „Thun-Hohen-
steinschen“ Universitätsreform an der Philosophischen Fakultät der Karl-Franzens-Uni-
versität Graz, Graz 2012.
284 Bauer, Eine Reform unter dem Mikroskop, S. 28.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen