Seite - 72 - in Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit
Bild der Seite - 72 -
Text der Seite - 72 -
1 DIE UMSETZUNG DER THUN-HOHENSTEIN’SCHEN
REFORMEN72
1.3.2.6. Internationale Rezeption
In der internationalen Forschung fanden Thun und die Reformen, abgesehen
von den bereits genannten Arbeiten von Johnston und Kann, geringes Inte-
resse. Wenn er doch Erwähnung findet, geschieht das meist im Rahmen von
Arbeiten zur österreichischen Kulturgeschichte. Die Bewertungen Thuns
schließen sich dabei erwartungsgemäß dem österreichischen Forschungs-
stand an. In Überblickswerken begnügt man sich meist damit, die Univer-
sitätsreform mit dem Namen Thun-Hohenstein in Verbindung zu bringen
und das preußische Vorbild zu benennen.290 Hervorzuheben sind in der eng-
lischsprachigen Forschung die Arbeiten von Gary B. Cohen, Peter Wozniak
und Deborah Coen. Ersterer untersuchte die Rolle von Bildung für die auf-
strebende Bürgerschicht im Habsburgerreich. In Bezug auf Thun betont
er vorwiegend dessen starke Hand („virtually dictatorial authority“291) bei
der Umsetzung der Reform. Ausführlicher widmet sich Peter Wozniak Leo
Thun-Hohenstein.292 Er streicht den Einfluss von Bolzano und des böhmi-
schen Reformkatholizismus heraus und schildert Thun als Konservativen,
dessen Konservativismus zwar auf dem Festhalten am katholischen Glau-
ben gründete, der aber sonst sehr reformorientiert war.293 Deborah Coen
behandelt die Reformen in ihrer Arbeit zur Familie Exner.294 In der fran-
zösischsprachigen Forschung ist einzig die Arbeit von Jean-Paul Bled295 zu
nennen, der Thun als Gründer des Instituts für Österreichische Geschichts-
forschung behandelt, dabei aber weitgehend der österreichischen Literatur
folgt. Jüngst gibt es auch von italienischen Forscherinnen erste Anläufe die
Thun’schen Reformen – besonders im Königreich Lombardo-Venetien – zu
untersuchen. Erwähnt seien die Forschungen von Simonetta Polenghi, die
insbesondere zur Geschichte der Schulbildung forscht und sich in diesem
Zusammenhang auch mit der Thun’schen Reform der Gymnasien beschäf-
tigt hat. Jüngst ist auch ein Beitrag zur Umsetzung der Thun’schen Refor-
men an der Universität Pavia von Alessandra Ferraresi erschienen, der bei
290 Vgl. etwa Walter rüegg (Hg.), Geschichte der Universität in Europa, Bd. 3 (Vom 19. Jahr-
hundert zum Zweiten Weltkrieg), München 2004, S. 57–59.
291 coHen, Education and Middle-Class Society in Imperial Austria 1848–1918, S. 26.
292 Peter wozniak, Count Leo Thun: A Conservative Savior of Educational Reform in the
Decade of Neoabsolutism, in: Austrian History Yearbook 26 (1995), S. 61–81.
293 wozniak, Count Leo Thun: A Conservative Savior of Educational Reform in the Decade of
Neoabsolutism, S. 65–66.
294 Deborah R. coen, Vienna in the age of uncertainty. Science, Liberalism, and Private Life,
Chicago 2007.
295 Jean-Paul BLed, Le comte Léo Thun et l’Institut für Österreichische Geschichtsforschung,
in: Austriaca. Cahiers Universitaires d’Information sur l’Autriche (1978), S. 79–93.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen