Seite - 75 - in Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit
Bild der Seite - 75 -
Text der Seite - 75 -
2.1. DIE REVOLUTION 1848 75
reichs ein Unterrichtsministerium eingerichtet wurde. Zum ersten Minister
wurde Franz Freiherr von Sommaruga7 ernannt.8 Dieser erklärte kurz dar-
auf, am 30. März 1848 in der Aula der Wiener Universität, dass die Regie-
rung bereit sei, eine Reform der Österreichischen Universitäten in Angriff zu
nehmen.9 In der Rede vor den Studenten und Professoren mahnte Somma-
ruga aber auch zu Ruhe und Geduld mit den Reformern. Als Vorbild für die
österreichischen Universitäten nannte Sommaruga die „blühenden Hoch-
schulen Deutschlands“10. Außerdem kündigte er die Gewährung der von den
Akademikern vehement geforderten Lehr- und Lernfreiheit als Grundlage
der reformierten Universitäten an. Die Universitäten – angesprochen war
vor allem das Wiener Universitätskonsitorium – sollten selbst Vorschläge
für die Reform einreichen und an der Reform mitarbeiten.11
In den nächsten Wochen und Monaten folgte dann in kurzem Abstand
eine Reihe von Erlässen und Verordnungen als erster Schritt der Reformen:
Mit dem Ministerialerlass vom 6. April 1848 Z. 2618 wurde beispielsweise
die Unterordnung der Universitäten unter die jeweilige Landesbehörde auf-
gehoben und die Verwaltung der Universitäten in die Hände der Professoren
gelegt.12 Tiefgreifende Reformschritte erfolgten auch für die philosophische
Fakultät, denn mit Verfügung vom 10. Mai 1848 wurden die Gymnasien
um eine siebente Klasse ergänzt und damit um zunächst ein Jahr verlän-
gert. Diese Klasse sollte an Stelle des ersten philosophischen Kurses treten
und eine achte Gymnasialklasse im folgenden Jahr das alte philosophische
Studium vollständig ersetzen. Die Studenten, die das erste Jahr des alten
philosophischen Kurses absolviert hatten, konnten direkt in die Fakultäts-
studien übertreten.13 Im Juni wurden schließlich auch die Annual- und Se-
7 Franz Seraph Sommaruga (Wien 1780–1860 Wien), von März 1848–Mai 1848 Unterrichts-
minister, April 1848–Mai 1848 Justizminister.
8 Erlass abgedruckt bei engeLBrecHt, Geschichte des österreichischen Bildungswesens, Bd.
4, S. 515.
9 Der Text der Rede Sommarugas findet sich in Auszügen bei Carl HeintL, Mittheilungen
aus den Universitäts-Acten (vom 12. März 1848 bis 22. Juli 1848), Wien 1848, S. 10–11.
Engelbrecht folgt dieser Ausgabe in seinem Werk. Vgl. bei engeLBrecHt, Geschichte des
österreichischen Bildungswesens, Bd. 4, S. 516.
10 HeintL, Mittheilungen aus den Universitäts-Acten, S. 10.
11 Vgl. Ebenda, S. 11.
12 Siehe Bestimmungen über die Lehr- und Lernfreiheit, in: Seiner k.k. apostolischen Majes-
tät Ferdinand des Ersten politische Gesetze und Verordnungen, Wien 1848, S. 133–138;
siehe auch den Erlass an die Universität, 1536/Praes. Brandis an das Studiendirektorat
der philosophischen Fakultät, Innsbruck 11.04.1848, Akten der Philosophischen Fakultät
15, 3659/PH ex 1847/48, Universitätsarchiv Innsbruck.
13 Siehe den Text des Erlasses bei engeLBrecHt, Geschichte des österreichischen Bildungswe-
sens, Bd. 4, S. 517. Der Universität Innsbruck mitgeteilt durch 2303/Praes. Brandis an Pro-
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen