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2.3. „DIE BLÜHENDEN HOCHSCHULEN DEUTSCHLANDS“ 79
Zudem wurden die Studenten argwöhnisch von den staatlichen Behörden
beobachtet und gelegentlich aufkommendes studentisches Verbindungswe-
sen wurde stets und rasch unterdrückt.25
Die Fokussierung auf die Ausbildungsfunktion der Universitäten verhin-
derte auch, dass die österreichischen Universitäten zu Stätten der Wissen-
schaft wurden.26 Zwar war die österreichische Wissenschaft des Vormärz
nicht in allen Fächern hinter dem damaligen neuesten Stand zurückgeb-
lieben27, insgesamt scheint jedoch die Apostrophierung Walter Höflechners
von Österreich als „einer verspäteten Wissenschaftsnation“28 – mit Blick auf
die Universitäten – die Situation am Vorabend der Revolution recht gut zu
beschreiben. Dennoch muss bedacht werden, dass die allgemein negative
Bewertung der Epoche des Vormärz auch auf die Bewertung der Universitä-
ten abgefärbt hat und ein genauer Blick auf die Universitäten im Vormärz
grundsätzlich noch fehlt. Daher sind wohl noch einige Detailstudien notwen-
dig, die ein differenziertes Bild von der universitären Realität im Vormärz
zeichnen.29
Nicht zu leugnen ist jedoch, dass die Unzufriedenheit und die Kritik mit
dem universitären System seit den 1830er-Jahren mehr und mehr zugenom-
men hatten, was durch die zaghaften Reformen und Reformversuche in den
folgenden Jahren nicht vollends aufgelöst werden konnte.30 Außerdem, und
das scheint eine entscheidende Rolle gespielt zu haben, besaßen die deut-
schen Universitäten eine enorme Ausstrahlung, auf die Sommaruga in sei-
ner Rede anspielte und die die Unzufriedenheit mit dem eigenen Hochschul-
wesen steigerte.
2.3. „Die blühenden Hochschulen Deutschlands“
Die Reformer betonen mehrfach, dass bei der Ausarbeitung des Reformpro-
gramms die ‚deutschen Universitäten‘ eine maßgebliche Orientierung boten.
Der erste Minister des Unterrichts Franz Sommaruga sprach, wie gesehen,
25 Siehe oBerkofLer et al., Geschichte der Universität Innsbruck (1669–1945), S. 102–108.
26 Vgl. Alois kernBauer, Wissenschaft in Österreich um 1800, in: Karl Acham (Hg.), Ge-
schichte der österreichischen Humanwissenschaften, Wien 11999, S. 51–91, S. 91.
27 Vgl. kernBauer, Wissenschaft in Österreich um 1800; HöfLecHner, Österreich: eine verspä-
tete Wissenschaftsnation?, S. 149–156.
28 Vgl. HöfLecHner, Österreich: eine verspätete Wissenschaftsnation?.
29 Vgl. eine der wenigen Detailstudien dazu, die aber bereits etwas in die Jahre gekommen
ist: Peter Barta, Die politisch verfolgten Professoren des österreichischen Vormärz, phil.
Diss. Wien 1966.
30 Vgl. dazu HöfLecHner, Österreich: eine verspätete Wissenschaftsnation?, S. 155–156.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Titel
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Untertitel
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Autor
- Christof Aichner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 512
- Schlagwörter
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen